Die neuen Hoffnungen der Grande Nation

Carcassonne · 1997 war Richard Virenque der letzte Franzose auf dem Podium der Tour de France, der letzte Gesamtsieg durch Bernard Hinault liegt sogar fast 30 Jahre zurück. Doch dank Thibaut Pinot und Romain Bardet keimt Hoffnung auf.

Wenn Chefkritiker Bernard Hinault einen französischen Radprofi würdigt, kommt es einem Ritterschlag nahe. Der fünfmalige Tour-Sieger ist jahrelang sparsam mit seinem Lob gewesen, doch Thibaut Pinot und Romain Bardet haben sich den Zuspruch verdient. "Es gefällt mir, wie sich diese neue Generation durchsetzt. Das zeigt, dass sie Charakter hat", sagt Hinault.

Pinot und Bardet verkörpern die neue Hoffnung der Grande Nation auf einen Tour-de-France-Sieger. Keineswegs schon in diesem Jahr, da scheint der Italiener Vincenzo Nibali übermächtig. Doch in absehbarer Zeit. Obwohl das Tour-Organ L'Equipe vor den Alpen da noch ganz anderer Ansicht war. "Dieses Jahr oder nie", titelte das Blatt euphorisch in der Annahme einer historischen Gelegenheit nach den Ausfällen von Christopher Froome und Alberto Contador .

Bardet (23) und Pinot (24) standen gestern am zweiten Ruhetag der Tour unter den besten Vier der Gesamtwertung, sie hinterließen hinter Nibali den bisher stärksten Eindruck im Hochgebirge. Wenigstens einer von beiden könnte in Paris tatsächlich auf dem Podium stehen, es wäre der erste Franzose seit dem international umstrittenen Richard Virenque, der während der Epo-Ära 1997 hinter Jan Ullrich Zweiter wurde. Zudem kämpfen Pinot und Bardet um das Weiße Trikot des besten Jungprofis.

Die Pyrenäen dürften ab heute auch deutlich stärker als zuletzt von französischen Anhängern bevölkert werden, und die können sich auf eine offensive Taktik ihrer Lieblinge freuen. Denn Pinot und Bardet brauchen vor dem langen Einzelzeitfahren am Samstag, ihrer Problemdisziplin, gerade auf den Amerikaner Tejay van Garderen ein komfortables Polster. "Ich bin in einer großartigen Ausgangslage und bereit zum Angriff", sagt der drittplatzierte Bardet.

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