Die nationale Katastrophe ist perfekt

Sotschi · Russlands Eishockey-Stars sind schon im Viertelfinale in Sotschi gescheitert und enttäuschten damit jegliche Hoffnung auf eine Medaille. Für die letzten Tage der Winterspiele ist das ein heftiger Stimmungsdämpfer.

Russlands olympischer Eishockey-Alptraum ist wahr geworden. Nach einer erneut medaillenunwürdigen Vorstellung kassierte die Star-Auswahl um Alexander Owetschkin im Viertelfinale von Sotschi eine 1:3 (1:2, 0:1, 0:0)-Pleite gegen Finnland und erlebte damit ausgerechnet bei den Heimspielen einen historischen Tiefpunkt. Gegen clevere Finnen fand die "Sbornaja" kein Mittel, der umjubelte Führungstreffer durch Ilja Kowaltschuk (8. Minute) war zu wenig. Juhamatti Aaltonen (10.), Teemu Selänne (18.) und Mikael Granlund (26.) drehten das Match für das Suomi-Team, das im Halbfinale nun auf Schweden trifft. Im anderen Halbfinale treffen die USA, die gestern Abend im Viertelfinale Tschechien mit 5:2 schlugen, auf Kanada. Der Erzrivale siegte gestern Abend gegen Außenseiter Lettland mühsam mit 2:1.

"Das ist Mist", bekannte Owetschkin, der zu den ganz großen Enttäuschungen des Turniers gehört. "Meine Gefühle? Ich fühle nichts", erklärte der Stürmerstar. Die Nation ist dagegen entsetzt. Kremlchef Wladimir Putin hatte Eishockey-Gold als höchstes Ziel ausgegeben, nun könnte die Olympia-Stimmung in den verbleibenden Tagen in den Keller rutschen. Kapitän Pawel Dazjuk gestand: "Der psychologische Druck war sehr groß. Als Mannschaft waren die Finnen besser."

"Do swidanja in Pyeongchang 2018", ("Auf Wiedersehen in Pyeongchang 2018") schrieb "Sport Express" ernüchtert. "Sowjetski Sport" forderte umgehend: "Nach diesem Fiasko muss sich viel im russischen Eishockey ändern - nicht nur der Trainer der Sbornaja."

Dabei begann die Partie vielversprechend für die Russen: Gleich das erste Überzahlspiel nutzte Kowaltschuk zur Führung, als er einen Pass von Pavel Dazjuk ins Netz drosch. Doch nur knapp eineinhalb Minuten nach der Führung schockte Aaltonen die Hausherren mit einem Solo auf engstem Raum. Das 2:1 verwandelte Teemu Selänne (18.), Mikael Granlund machte den 3:1-Sieg perfekt (26.). Die russischen Eishockey-Millionäre ließen die Köpfe hängen. Die flinken und ideenreichen Finnen gaben ihnen keinen Platz zum Angriff und drängten den Rekord-Olympiasieger oft in die Defensive. Laut wurde es auf den Rängen immer dann, wenn Owetschkin mit kurzen Trippelschritten einen Angriff mit vollem Tempo lancierte, doch seine Schüsse waren zumeist leichte Beute für Torwart Tuukka Rask. Die anderen russischen Angreifer verzettelten sich häufig in unnötigen Kombinationen, anstatt zu schießen. Vor den Augen von Trainer-Legende Wiktor Tichonow fiel den Hausherren einfach nichts ein, und das blieb bis zum Ende so.

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