Die nächsten Tiefschläge

Hamburg/Rijeka. Deutschlands Schwimmer haben mit ihrer harschen Kritik ihren Ausrüster vertrieben und stehen im Kampf um einen sportlichen Neuaufbau plötzlich ohne Geldgeber dar. "Der Deutsche Schwimm-Verband wurde von adidas heute über die fristlose Kündigung des bestehenden Ausrüstungsvertrages in Kenntnis gesetzt

 Auch Weltrekordler Paul Biedermann musste bei der Kurzbahn-EM eine Enttäuschung hinnehmen und schied über 200 Meter Freistil bereits im Vorlauf aus. Foto: dpa

Auch Weltrekordler Paul Biedermann musste bei der Kurzbahn-EM eine Enttäuschung hinnehmen und schied über 200 Meter Freistil bereits im Vorlauf aus. Foto: dpa

Hamburg/Rijeka. Deutschlands Schwimmer haben mit ihrer harschen Kritik ihren Ausrüster vertrieben und stehen im Kampf um einen sportlichen Neuaufbau plötzlich ohne Geldgeber dar. "Der Deutsche Schwimm-Verband wurde von adidas heute über die fristlose Kündigung des bestehenden Ausrüstungsvertrages in Kenntnis gesetzt. Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit ist auf Grund der jüngsten Ereignisse nicht mehr gegeben", schrieb adidas-Sprecher Oliver Brüggen gestern - einen Tag nach der Kurzbahn-EM in Rijeka. Der eigentlich bis Ende 2009 laufende Vertrag war für den DSV jährlich rund eine Million Euro wert.

Die Aufkündigung stürzt den deutschen Schwimmsport in eine unabsehbare finanzielle Krise. Der DSV wurde von der Kündigung völlig überrascht. "Ich sehe kein Fehlverhalten der Athleten und schon gar nicht des DSV", stellte DSV-Präsidentin Christa Thiel fest. Und ergänzte: "Selbst wenn ein Athlet sich fehlverhalten würde, gäbe es eine klare Vertragsstrafen-Regelung." Generalsekretär Jürgen Fornoff wollte den Schritt von adidas nicht kommentieren: "Ich muss nachdenken."

Das Verhältnis zwischen dem Unternehmen und dem DSV war schon lange belastet. DSV-Schwimmer hatten vor Olympia in Peking herbe Kritik an den angeblich nicht konkurrenzfähigen Schwimmanzügen geübt. Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Kurzbahn-Europameisterschaft in Rijeka, wo die Konkurrenz Welt- und Europarekorde am Fließband schwamm und die deutschen Schwimmer förmlich baden gingen, kochte die Anzug-Diskussion wieder hoch.

Die fristlose Kündigung von adidas passt zur Situation. "Wir sind keine europäische Spitze mehr als Mannschaft", analysierte Bundestrainer Dirk Lange die verpatzte Kurzbahn-EM von Rijeka. Der DSV hat derzeit nur zwei Schwimmer, die neben der europäischen auch der amerikanischen und australischen Konkurrenz Paroli bieten können: Britta Steffen, die im Januar wieder voll in das Training einsteigt, und Paul Biedermann. Doch der 22-Jährige musste nach einem bis dahin perfekten Jahr 2008 am Sonntag seinen ersten Rückschlag hinnehmen: als Topfavorit und Weltrekordler "badete" er sich als Vorlauf-Neunter über 200 Meter Freistil aus dem Finale. dpa

"Vor uns liegen

viel Arbeit und

hartes Training."

Lutz Buschkow, Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes

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