Die Mühen des schönen Scheins

Saarbrücken. Ein paar vereinzelte, schwarze Federn auf der Tanzfläche. Abgefallen von einem Kleid, bei einem Paso Doble oder vielleicht auch bei dem Zusammenstoß zweier Paare, wehen sie im Fahrtwind der Tänzer über das Parkett. Doch noch sind genug Federn am Kleid. Und so fliegen sie auf bei der nächsten Drehung hinein ins Gedränge

 Die beiden Vertreter aus dem Kreis Neunkirchen bei den deutschen Meisterschaften in der Saarlandhalle: Philipp Schwindling und Aline Gerber vom Dancepoint Neunkirchen (rechts) und Fabian Kiefer und Luisa Cumbo vom TSC Residenz Ottweiler. Fotos: Oliver Dietze

Die beiden Vertreter aus dem Kreis Neunkirchen bei den deutschen Meisterschaften in der Saarlandhalle: Philipp Schwindling und Aline Gerber vom Dancepoint Neunkirchen (rechts) und Fabian Kiefer und Luisa Cumbo vom TSC Residenz Ottweiler. Fotos: Oliver Dietze

Saarbrücken. Ein paar vereinzelte, schwarze Federn auf der Tanzfläche. Abgefallen von einem Kleid, bei einem Paso Doble oder vielleicht auch bei dem Zusammenstoß zweier Paare, wehen sie im Fahrtwind der Tänzer über das Parkett. Doch noch sind genug Federn am Kleid. Und so fliegen sie auf bei der nächsten Drehung hinein ins Gedränge. Der Kampf um die raren Blicke der Wertungsrichter kann jedenfalls hart sein.

Lieber noch ein wenig länger vor ihm tanzen, um sicher zu gehen, dass er einen gesehen hat, auch wenn seine Miene kaum eine Regung verrät. Aber das wollen auch die anderen Paare - 90 Sekunden sind wenig Zeit, um vor allen Richtern und Fans zu tanzen. "An den Kampf um den besten Platz vor der Jury gewöhnt man sich aber im Lauf der Zeit. Und je hochrangiger das Turnier ist, desto besser können die Paare damit umgehen" - und den Kampf um die gute Platzierung in den Tanz einbauen, berichtet Luisa Cumbo (16) vom TSC Residenz Ottweiler. Sie sitzt mit ihrem Partner Fabian Kiefer (18) erschöpft an einem der Tische. Der Schweiß quält sich nur langsam über das matte Puder auf ihrer Stirn. Doch grobschlächtiges Abwischen mit dem Handtuch ist verboten. Nur zartes Tupfen. Ganz so widerstandsfähig ist selbst das stärkste Spezial-Make-up nicht.

An den Tischen nebenan zieht eine Tänzerin ihren Lidschatten nach. Da gerade kein Spiegel zur Hand ist, muss die glänzende Rückseite eines MP3-Players herhalten. Hinter ihr steht angespannt Gennady Bondarenko (TC Odeon Hannover) - mit seiner Partnerin Elena Zverevshikova am Ende sechster des Finales - während ihm eine Betreuerin mit einem Schwamm vorsichtig die letzten ungebräunten Stellen im Teint angleicht. Es zählt neben dem reinen Tänzerischen eben auch der schöne Schein. Und so glänzt und glitzert es überall auf den Kleidern, die tiefen Ausschnitte bei Frauen und Männern legen die überraschend durchtrainierten Körper frei.

Und selbst wenn Bondarenko von sich sagt: "Wir trainieren fünf Mal pro Woche für einige Stunden, da müssen wir nicht sonst auch noch was tun", geht es bei vielen Paaren wohl nicht ganz ohne strenge Diät.

Während Bondarenko noch Zeit hat und erst in der nächsten Runde einsteigt, geht es für Maren Rost (17) und Jacky Tabone (21) von der TG Grün Gold Saarbrücken schon zum letzten Tanz.

Wie für Cumbo und Kiefer ist es für sie das erste Turnier in der höchsten Klasse und auch für sie ist nach der zweiten Runde Schluss. Doch sie sind "absolut zufrieden, bei unserem ersten Turnier in der S-Klasse gleich die Vorrunde überstanden zu haben." Schnell werden noch die Schuhsohlen mit einer Stahlbürste aufgeraut, um dem Leder, das sich mit dem häufig verwendeten Wachs zu einer glänzenden, rutschigen Fläche gepresst hat, wieder Griff zu verleihen. Dann noch 90 Sekunden die Atmosphäre beim Jive genießen und die Spannung von sich abfallen lassen. Die Federn wehen mittlerweile nicht mehr über das Parkett. Verklumpt vom Wachs unzähliger Sohlen und festgetreten auf dem Boden, kleben sie am Holz. Zur nächsten Runde werden sie weggekehrt. Auch die Tänzerin mit dem Federkleid wird sich nicht mehr daran erinnern, dass sie Federn gelassen hat. Und wenn, wird man es ihrem lächelnden Gesicht nicht anmerken.

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