Die moralische Instanz

Hofheim am Taunus · Das Herz von Hans Wilhelm Gäb schlägt auch fünf Jahrzehnte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn für Tischtennis. Zu seinem 80. Geburtstag möchte der frühere Nationalspieler und Sportfunktionär keinen großen Bahnhof.

 Hans Wilhelm Gäb prägte den deutschen Tischtennis-Sport über viele Jahre. Foto: Gebert/dpa

Hans Wilhelm Gäb prägte den deutschen Tischtennis-Sport über viele Jahre. Foto: Gebert/dpa

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Hans Wilhelm Gäb gilt als moralische Instanz des deutschen Sports. Dank seiner Kompetenz und Integrität ist der frühere Opel-Manager und Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) auch weit über die Grenzen der von ihm geliebten Sportart bekannt. Eine große Feier mit zahlreichen Gästen zum 80. Geburtstag wird es heute aber nicht geben. "Das ist nicht meine Art", sagt Gäb. Es werde mit der Familie gefeiert, später gebe es noch Termine mit Abitur-Freunden - und natürlich mit seinem Verein Borussia Düsseldorf.

Mit dem deutschen Rekordmeister ist der frühere Nationalspieler eng verbunden. Über den kaum noch für möglich gehaltenen Einzug der Borussia mit Top-Star Timo Boll in die Playoff-Runde hat er sich am Sonntagabend riesig gefreut. "Das war so etwas wie ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk", erklärt der sechsfache deutsche Meister in Doppel, Mixed und Mannschaft. Vier Stunden habe er bei der Live-Übertragung im Internet mitgezittert, ehe dank der Schützenhilfe von Post SV Mühlhausen das Weiterkommen feststand.

Die immer größer werdende chinesische Dominanz in seiner Sportart bereitet Gäb ebenso Kopfzerbrechen wie die Zukunft des deutschen Tischtennis in der Ära nach Boll. "Das macht mir große Sorgen, weil wir durch Verletzungen und einen Schicksalsschlag eine halbe Nationalmannschaft verloren haben", sagt Gäb. Für seine Borussia hofft er, dass sie jetzt erneut Meister wird. "Wir werden alles daran setzen", verspricht der Verwaltungsrats-Vorsitzende, der fast bei jedem Heimspiel in der Halle ist.

"Hans hat die Liebe zum Sport und zu Borussia Düsseldorf nach seiner aktiven Zeit nie verloren. Er hat unseren Verein geprägt wie kein anderer", sagt Düsseldorfs Manager Andreas Preuß über den eigentlich gelernten Journalisten. Der Mitbegründer und Chefredakteur der "AutoZeitung" wechselte später die Seiten. Er arbeitete für Ford und Opel und war von 1986 bis 1998 Vizepräsident von General Motors Europe in Zürich sowie zwei Jahre lang auch Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Opel .

Seine vielen Ämter im Sport legte der frühere DTTB-Präsident und Sporthilfe-Chef 1994 wegen einer lebensbedrohlichen Krankheit nieder. Eine Lebertransplantation rettete ihm das Leben. Der gebürtige Düsseldorfer gründete aus Dankbarkeit den Verein "Sportler für Organspende". 2004 ließ er die Initiative "Kinderhilfe Organtransplantation" folgen. "Vor 22 Jahren habe ich es für unmöglich gehalten, 80 zu werden und noch so fit zu sein", sagt der Jubilar. "Ich dachte, wenn es hochkommt, lebe ich noch fünf Jahre. Ein großer Dank gebührt meinen Ärzten."

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