Die Mission Hattrick

Rio de Janeiro · Der Druck ist immens, aber er scheint ihm gar nichts auszumachen: Valentin Altenburg soll die deutschen Hockey-Männer als Nachfolger von Erfolgstrainer Markus Weise zum olympischen Gold-Hattrick führen.

Druck? Valentin Altenburg lässt sich von der Mammutaufgabe nicht einschüchtern. Im Gegenteil. "Den Druck, gejagte Nation zu sein, erlebe ich als Privileg, darauf sind wir sicher auch stolz", sagt der 35 Jahre alte Hockey-Bundestrainer vor den Olympischen Spielen in Rio .

Als Nachfolger von "Goldschmied" Markus Weise - erst im November wurde Altenburg zum Chefcoach befördert - will der smarte Betriebswissenschaftler die erfolgsverwöhnten deutschen Männer an der Copacabana erneut auf den Hockey-Olymp führen. Und damit den Titel-Hattrick nach den beiden Triumphen von Peking 2008 und London 2012 (jeweils unter Weise) perfekt machen. Auch wenn der ehrgeizige Altenburg selbst das Ziel minimal defensiver ausgibt.

"Aktuell sind wir Weltranglistendritter. Wir wollen sicherlich besser abschneiden als unser Weltranglistenplatz", sagt er im Wissen um die Schwere der Aufgabe. Nach dem Triumph von London erlebte das Team um Kapitän Moritz Fürste durchwachsene Jahre und musste anerkennen, dass vor allem die Dauerrivalen Australien und Niederlande zweitweise ein wenig davongezogen waren.

Doch je näher die Spiele in Brasilien rückten, desto formstärker, griffiger, aggressiver zeigte sich das deutsche Team nach einer konzentrierten Vorbereitung zuletzt wieder - die Auftritte beim Masters in Düsseldorf mit überzeugenden Siegen gegen die Niederlande und Belgien dienten als Beleg.

Der Blick in die Historie macht die Brust noch breiter. "Es gibt keine Hockey-Nation weltweit, die eine positive Bilanz gegen Deutschland hat. Andersherum gesagt, haben wir gegen jede Nation eine positive Bilanz", sagt Altenburg: "Das zeigt schon, dass wir die Gejagten sind."

In Rio beginnt die Mission Edelmetall für die Hockey-Auswahl an diesem Samstag mit dem Duell gegen Kanada, es folgt eine knifflige Aufgabe gegen Indien (8. August), bevor Irland (9. August), Argentinien (11. August) und die Niederlande (12. August) weitere Gruppengegner sind. Altenburg will sein Team in den Partien taktisch variabel sehen, mit blitzschnellem Umschaltspiel im Kollektiv, aber auch mit überraschenden Einzelaktionen seiner hochveranlagten Offensive um Christopher Rühr und Florian Fuchs .

Spieler, die Altenburg schon lange kennt, schließlich holte sich der Trainer sein Rüstzeug im Trainerentwicklungsprogramm "Next Coach"; bereits seit rund zehn Jahren steht er in Diensten des Deutschen Hockey-Bundes. Über die Jugend-Nationalmannschaften hat er sich zum Junioren-Bundestrainer hochgearbeitet und war gleichzeitig Co-Trainer der Frauen beim EM-Sieg 2013 in den Niederlanden.

Jetzt wartet eine ungleich größere Aufgabe auf den Mann von Lisa Altenburg, die in Rio zum Kader des deutschen Frauen-Teams gehört. Auch Töchterchen Sophie drückt ihrem Papa in Brasilien ganz fest die Daumen - und kann nach dem Ende der Spiele im besten Fall eine Medaille im heimischen Wohnzimmer bewundern.

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