LSVS-Finanzskandal Die Mensa wird zum Lichtblick

Saarbrücken · Gesamtvorstand des LSVS stimmt Grundsatzbeschluss zum Sanierungskonzept zu. Einige Fachverbände sparen aber nicht mit Kritik.

 Auf die beiden LSVS-Vizepräsidenten Franz Josef Schumann (links) und Franz Josef Kiefer kommen in den nächsten beiden Wochen noch viele Gespräche zu, vor allem im Bereich des Personalabbaus beim LSVS.

Auf die beiden LSVS-Vizepräsidenten Franz Josef Schumann (links) und Franz Josef Kiefer kommen in den nächsten beiden Wochen noch viele Gespräche zu, vor allem im Bereich des Personalabbaus beim LSVS.

Foto: Thomas Wieck

Ein warmer Em­pfang sieht anders aus. Als Franz Josef Kiefer, der Präsident des Saarländischen Turner-Bundes, am Donnerstagabend das Haus der Athleten an der Hermann-Neuberger-Sportschule betreten will, hallen ihm Buhrufe entgegen. 60 Mitarbeiter des Landessportverbandes für das Saarland haben sich vor dem Eingang postiert, halten Spruchbänder hoch. „Wir wünschen euch gute Beschlüsse“, steht auf einem. Kiefer, der die Anfeindungen für seine Rolle als LSVS-Vizepräsident kassiert, und seine Präsidiumskollegen haben den LSVS-Gesamtvorstand eingeladen, um einen Grundsatzbeschluss über das Sanierungskonzept von LSVS-Konsolidierungsberater Michael Blank herbeizuführen. Im Mittelpunkt des Papiers: Einsparungen von 2,5 Millionen Euro pro Jahr, die der hoch verschuldete LSVS aufbringen soll – alleine 1,5 Millionen Euro durch Personalabbau.

Die Stimmung ist aufgeheizt. Kiefer wehrt sich, sagt zu einem Vertreter der Gewerkschaft Verdi: „Sie wissen doch gar nicht, worum es geht!“ Der Verdi-Mann kontert cool: „Besser als Sie – sonst wären Sie längst zurückgetreten.“ Innen- und Sportminister Klaus Bouillon kommt kurz nach Kiefer, wird ebenfalls mit Buh-Rufen bedacht. „Treten Sie zurück“, brüllen einige. LSVS-Präsidiumsmitglied Karin Nonnweiler sagt: „Die Situation ist schwierig – für alle. Ich verstehe, dass die Mitarbeiter für ihre Interessen einstehen. Aber Beschimpfungen müssen nicht sein.“ Sanierer Blank, mittlerweile auch eingetroffen, wird nicht beschimpft – er erhält hämischen Applaus. Viele Spruchbänder gelten ihm. „Der blanke Horror“ oder „Der LSVS wird blitzeblank saniert“ steht da zu lesen.

Franz Josef Schumann, neben Kiefer der zweite LSVS-Vize, sagt: „Das Ehrenamt ist derzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig.“ Gerd Meyer, der lange den LSVS als Präsident führte und Ende 2014 vom mittlerweile wegen des Finanzskandals zurückgetretenen Klaus Meiser beerbt wurde, wird als einer der wenigen mit Applaus bedacht. „Das tut richtig gut“, sagt Meyer. Ein Vorstandsmitglied sagt: „Wenn wir die Zeitung nicht hätten, wüssten wir gar nichts.“ Dann, um Punkt 18.35 Uhr, beginnt die Sitzung – die Presse ist nicht zugelassen.

Gut drei Stunden später, um 21.43 Uhr, ist aus dem Tagungsraum das berühmte Klopfen auf Tische zu hören, wenn eine Sitzung vorbei ist. Die Türen gehen auf – der Grundsatzbeschluss ist gefasst. Mit 55:11 Stimmen. Ein deutliches Ja. Noch deutlicher wird Monika Schwarz, die Vize-Präsidentin des Saarländischen Leichtathletik-Bundes (SLB), die den SLB im Vorstand vertritt, weil SLB-Präsident Lothar Altmeyer (nicht anwesend) dem LSVS-Präsidium angehört. „Wir fühlen uns in die Falle gelockt“, sagt Schwarz, die in den vergangenen Tagen zu einer Art „Anführerin“ der Sanierungskonzept-Kritiker geworden war. „Man hat uns vor zwei Tagen versprochen, dass wir nur im Grundsatz abstimmen, wir haben jetzt aber doch über Inhalte abgestimmt“, sagt Schwarz: „Es wird mit allen Tricks versucht, uns zu dem Ergebnis zu bringen, das sich das LSVS-Präsidium und der Minister (Klaus Bouillon, Anm.d.Red.) wünschen.“

Schwarz hatte im Namen einiger Sportfachverbände am Tag der Sitzung eine neue Tischvorlage erstellt, die sich in dem Grundsatzbeschluss des Präsidiums deutlich unterschied – gerade wie beim Thema Personal und mit etwaigen Kündigungen verfahren wird. Ein Lichtblick: Die Mensa wird wohl offen bleiben. „Da sind wir stolz drauf“, sagt Schwarz: „Wenn wir nicht den Druck gemacht hätten, wäre die Mensa jetzt zu.“

Die beiden Vizepräsidenten des LSVS sehen die Sachlage anders. „Es war sehr munter, in der Sache sehr hart, aber fair“, sagt Franz Josef Kiefer: „Die Abstimmung war eindeutig. Alle haben erkannt, dass dieser Verband nur überleben kann, wenn wir weiter Kredite erhalten. Die bekommen wir nur, wenn wir ein vernünftiges Konzept vorlegen – und das haben wir. Es wurde nicht über Details abgestimmt, sondern nur im Grundsatz. Wir haben noch 14 Tage vor uns, die ziemlich hart werden, aber die bringen wir auch noch hinter uns.“ Und Franz Josef Schumann sagte: „Wir brauchen zehn Millionen Euro. Ich denke, aufgrund dieses Beschlusses werden wir bei der SaarLB erfolgreich sein. In den nächsten 14 Tagen steht dann der Feinschliff für das Sanierungskonzept an.“

Bei diesem „Feinschliff“ geht es hauptsächlich um das Personal. „Wir haben die Zusage von der Politik, dass viele von denen, die hier nicht mehr beschäftigt werden können, im Land übernommen werden können“, sagt Schumann. Dirk Mathis, der Vorsitzende des LSVS-Personalrats, sagt: „Wenn man die Zahlen sieht, die vorgelegt werden, dann muss man das irgendwo auch akzeptieren. Wir haben Teilerfolge erzielt, aber wollen natürlich weiter für alle Mitarbeiter kämpfen.“ Betriebsbedingt gekündigt wird zumindest erst, wenn das Konzept endgültig abgesegnet ist. Die Fortsetzung folgt – und das sicher nicht erst in zwei Wochen.

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