Die Liga probt den Aufstand

Frankfurt · Vor der heutigen Präsidiumssitzung droht im DFB der Bruch zwischen Amateuren und Profis. Die vorzeitige Festlegung der Landesverbände auf Reinhard Grindel als neuen DFB-Präsidenten sorgt für Unmut.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht vor einer gefährlichen Zerreißprobe. Vor der DFB-Präsidiumssitzung heute erzürnt die "Causa Grindel" die Macher der milliardenschweren Profiligen - der inmitten der tiefsten Krise der Verbandsgeschichte nötige Schulterschluss mit den Amateurvertretern in den Landesverbänden scheint plötzlich wieder ganz weit weg.

"Wir fühlen uns brüskiert. Für den gesamten Fußball ist das eine sehr unschöne Geschichte", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Personalentscheidung der Landesfürsten für den CDU-Politiker und DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel (54) als Präsidentschaftskandidat sei ein "unerfreulicher Akt" gewesen. Nur gibt es jetzt kein Zurück mehr.

Die 21 Landesverbände vereinen beim DFB-Bundestag, der laut DFB-Interimspräsident Rainer Koch (der bayerische Landesfürst) "baldmöglichst" einberufen werden soll, zwei Drittel der Stimmen. Es reicht für die Wahl des Nachfolgers von Wolfgang Niersbach aber die einfache Mehrheit. Zwar kann der Profifußball jetzt auch noch einen (Gegen-)Kandidaten aufstellen - dieser hätte wohl aber schon verloren, bevor der erste Stimmzettel ausgefüllt ist.

"Die Landesverbände haben das demokratische Recht, sich festzulegen. Wir nehmen das zur Kenntnis", sagte Harald Strutz, Vizepräsident des Ligaverbandes und im DFB-Präsidium: "Auf der anderen Seite war es eigentlich geplant, erst einmal in die Diskussion zu gehen und dann einen Vorschlag zu machen." Wohlgemerkt ein gemeinsamer Vorschlag des gesamten Präsidiums. Nun steht allein der Wille der Landesverbände in allen Zeitungen, lange bevor erste Lösungsansätze für den Skandal um die WM 2006 präsentiert wurden.

"Ich habe in dieser Woche mit vielen Vereinschefs der Liga gesprochen und selten so eine Einigkeit erlebt", sagte Watzke, der zwar noch "nicht mit den Säbeln rasseln" wolle, aber doch darauf hinwies, dass "am Ende des Tages die Musik letztendlich in der Bundesliga" spiele. "Man sollte die Möglichkeiten des Profifußballs nicht unterschätzen. Wenn man meint, man müsste uns vor vollendete Tatsachen stellen, muss man sich im Klaren sein, dass der größte Wert des DFB, die Nationalmannschaft, von Spielern gebildet wird, die wir bezahlen", warnte der BVB-Geschäftsführer: "Das sollte man auch einmal berücksichtigen."

Koch und Grindel hatten sich nach der Entscheidung am Dienstag diplomatisch gegeben, der "Vorschlag" sei kein Alleingang gewesen. "Es muss jetzt darum gehen, mit dem Ligaverband zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen", sagte Grindel: "Im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Arbeit müssen die Konsequenzen aus der WM-Affäre stehen. Diese notwendige Arbeit in der Sache sollte nicht von einer Diskussion über Personen überlagert werden."

Genau das ist aber passiert. Zumal Grindel für viele nicht der perfekte Kandidat ist. Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist erst seit 2013 im DFB aktiv, als Schatzmeister dabei in der zweiten Reihe. Eigenartig anmutende Entscheidungen wie seine Enthaltung bei der Abstimmung über ein Gesetz gegen Abgeordnetenbestechung 2014 nähren weitere Zweifel.

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Am RandeSicherheitsexperte Heinz Palme hat nach dem Terror der vergangenen Tage vor einer Panikmache bei den Fans gewarnt. "Die Stadien sind gut gesichert. Sicher wird es Nachbesserungen geben. Aber die Grundstruktur passt. Man wird nun sehr wachsam sein, als Zuschauer, als Organisator", sagte Palme dem "Münchner Merkur ".Palme war General-Koordinator der WM 2006 in Deutschland und wurde danach auch für die EM 2008 in Österreich und der Schweiz engagiert. Mittlerweile arbeitet er für das International Centre for Sport Security, das seinen Sitz in Doha hat. "Der Terror hat eine neue Dimension erreicht, diese Aussage ist absolut berechtigt. Jeder hat gehofft, dass das ausbleibt, was eingetreten ist", sagte Palme. dpa

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