Die Leiden des Jan Frodeno

Frankfurt · Was für ein schmerzhaftes Debüt: Von Krämpfen geplagt, hat sich Triathlet Jan Frodeno bei der Ironman-EM in Frankfurt, seiner ersten Langdistanz, ins Ziel gequält. „Frodo“ musste auf der Marathonstrecke regelmäßig zu Fuß gehen.

Irgendwann, knapp 50 Meter vor der Ziellinie, schaffte es Jan Frodeno doch noch zu lächeln. Es war gequält. Und als der Triathlet des LAZ Saarbrücken die Arme ausbreitete zum Jubel, fiel ihm diese letzte Kraftanstrengung mehr als schwer. Dann überquerte "Frodo" im Gehen die Ziellinie des Ironman in Frankfurt, gratulierte dem Sieger Sebastian Kienle zum EM-Titel - und ließ sich schließlich zu Boden fallen. Nichts ging mehr gestern Nachmittag nach diesen 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen in der hessischen Sommerhitze.

Es war Frodenos erster Start bei einem Ironman - und er hatte ausgezeichnet begonnen. Der 32-Jährige lag nach dem Schwimmen sogar in Führung. Als Erster stieg der Olympiasieger von 2008 in Peking, der in diesem Jahr bereits drei Rennen über die Halbdistanz gewonnen hatte, aus dem Wasser. Nach etwa 40 Kilometern aber fiel Frodeno wegen zwei Defekten und Reifenwechseln weit zurück. Zu allem Überfluss verlor er 90 Kilometer später noch seine Trinkflasche. Aber auch mehr als 18 Minuten Rückstand nach dem Radfahren, Orientierungsschwierigkeiten zu Beginn des Marathons (er fand den Beutel mit seinen Laufschuhen nicht) und immer wiederkehrende Krämpfe und Geh-Phasen konnten Frodeno nicht davon abbringen, sein Ironman-Debüt zu beenden. "Mehr konnte heute gar nicht schief gehen", sagte Frodeno später im Ziel.

Und dennoch: Mit der besten Marathon-Laufzeit aller Spitzenathleten (2:43:15 Stunden) kämpfte er sich auf einen Podestplatz und finishte am Ende hinter dem Karlsruher Kienle (7:55:14 Stunden/Streckenrekord) und dem belgischen Weltmeister von Hawaii 2013, Frederik van Lierde (8:00:25 Stunden), als Dritter. Seine Zeit: 8:07:05 Stunden. "Ohne die Anfeuerung der Zuschauer hätte ich das nicht geschafft, die letzten Meter waren schon grenzwertig,", sagte Frodeno, der völlig entkräftet auf einer Trage aus dem Zielbereich gebracht worden war.

Sieger Kienle dagegen beschenkte sich an seinem 30. Geburtstag mit einem ersten Erfolg bei einem Ironman-Rennen. Angefeuert von 500 000 Zuschauern trat Kienle vor allem auf der Radstrecke wie entfesselt in die Pedale. So schnell wie vor ihm noch kein anderer beendete Kienle den Abschnitt und hatte beim Wechsel auf den Marathon über fünfeinhalb Minuten Vorsprung auf Lierde, die er auch verteidigte. Nach dem Zieleinlauf war der 30-Jährige völlig euphorisiert: "Scheiß auf den Geburtstag, das ist ganz egal. Den Titel zu gewinnen ist super, klasse. Jetzt mache ich aber erst einmal drei Tage lang Eistonne."

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