Die Landstraße Regionalliga als Chance

Saarbrücken · Tammo Harder kennt sich in der 3. Liga bestens aus. Mit dem 1. FC Saarbrücken will er schnell dorthin.

 Tammo Harder (links) hilft seinem Teamkollegen Kevin Behrens auf die Beine. Harder will in Saarbrücken durchstarten. Foto: Schlichter

Tammo Harder (links) hilft seinem Teamkollegen Kevin Behrens auf die Beine. Harder will in Saarbrücken durchstarten. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Er ist wirklich flink auf den Beinen, wendig und technisch richtig gut. Wie er sich mit nur 66 Kilo, auf 1,73 Meter Körpergröße verteilt, im Zweikampf behauptet, ist beeindruckend. "Ich war halt immer der Kleinste und nie der Breiteste", sagt Tammo Harder, Neuzugang des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken, und ergänzt mit breitem Grinsen: "Da muss man dann halt andere Lösungsmöglichkeiten finden." Harder findet sie.

Geboren wurde der 23-jährige Offensivspieler in Dülmen, praktisch an der Grenze von Ostwestfalen zum Münsterland. Die Nähe zu Dortmund färbte schnell ab. "Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich BVB-Fan", sagt Harder, der bei Fortuna Seppenrade mit dem Kicken angefangen hat, dann über die Schwarz-Gelben zur C-Jugend des Revier-Rivalen Schalke 04 wechselte. "In der Jugend ist das noch nicht so dramatisch wie bei den Profis", sagt Harder, der sich selbst als "Freund echter Fankultur" bezeichnet: "Ich finde es klasse, wenn die Leute auf den Rängen alles für ihre Mannschaft geben. Das gehört einfach zum Fußball, Beleidigungen oder Gewalt aber nicht. Egal bei welchem Verein."

Auf Schalke blieb Harder bis zum Ende seiner Jugendzeit, spielte dort unter anderem mit Julian Draxler, Max Meyer oder Sead Kolasinac und lernte bei Norbert Elgert, einem der besten A-Jugend-Trainer in Deutschland. "Er ist einzigartig. Er macht dich jeden Tag stärker, ist unglaublich fair. Es geht immer um die Leistung. Aber wenn du ein Problem hast, ist er für dich da. Wir haben heute noch einen guten Kontakt", lobt Harder den "Meister der Knappenschmiede".

Nach drei trotz Drittliga-Abstieg für ihn persönlich guten Jahren bei der U23 des BVB (unter anderem mit dem Ex-Saarbrücker Ufuk Özbek) zog es Harder vor der Saison zum Drittligisten Holstein Kiel. "Ich habe schon gezeigt, dass ich jedem Drittligisten weiterhelfen kann. Warum es jetzt in Kiel nicht so mit der Spielzeit geklappt hat, muss man die Verantwortlichen dort fragen", sagt Saarbrückens Neuer: "Jetzt bin ich hier, will meine alte Spielstärke erreichen und mich mit allem, was ich habe, für die Ziele des FCS einsetzen. Die Mannschaft ist klasse, das Leistungsniveau eng beisammen. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dann sehen wir, was am Ende rauskommt."

Sechs Mal hat Harder in den Jugend-Auswahlmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes gespielt. Dass die Karriere des Mannes, der gerne schnell Auto fährt, nun auf die Landstraße der Regionalliga Südwest eingebogen ist, sieht der 23-Jährige eher als Chance. "Natürlich will ich wieder in die 3. Liga und dann auch weiter in die 2. Liga. Aber damit beschäftige ich mich jetzt nicht. Ich bin ein Mensch, der Eingewöhnungszeit braucht. Wenn ich dann warm bin, bin ich für jeden Spaß zu haben." Noch hat er von seiner neuen Umgebung und Heimat nicht viel gesehen. "In Saarbrücken ist mehr los als in Kiel", sagt er.

Ob das reicht, um das Leihgeschäft im Sommer zu einem echten Wechsel zu machen, hängt mehr vom sportlichen Verlauf der verbleibenden Saisonspiele ab. "Dass Tammo Fußball spielen kann, wissen wir. Er ist ein kleiner, quirliger, torgefährlicher Spieler, der auch mal 1:1-Situationen für sich nutzen kann", sagt FCS-Trainer Dirk Lottner: "Er hat die Möglichkeit, sich bei uns zu präsentieren. Wenn er sich hier wohlfühlt und sich mit unseren Zielen weiter identifiziert, warum sollten wir dann nicht einen Spieler für uns gewinnen können, der im Moment noch einen Drittligavertrag hat. Holstein Kiel hat in den letzten Monaten ja jetzt nicht wirklich auf ihn zurückgegriffen." Das könnte für den FCS und Tammo Harder zum Glücksfall werden.

fc-saarbruecken.de

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