Fußball-Bundesliga Die Krise hält auch ohne Ancelotti an

Berlin · Der FC Bayern verspielt bei Hertha BSC nach eklatanten Abwehrfehlern einen 2:0-Vorsprung. Zudem droht Franck Ribéry lange Pause.

 Zwei Betreuer stützen Franck Ribéry (Mitte), der nicht mehr auftreten kann. Dem Bayern-Star droht wegen einer Knieverletzung eine lange Pause. Seine Mannschaft kam gegen Hertha BSC nicht über ein 2:2 hinaus. 

Zwei Betreuer stützen Franck Ribéry (Mitte), der nicht mehr auftreten kann. Dem Bayern-Star droht wegen einer Knieverletzung eine lange Pause. Seine Mannschaft kam gegen Hertha BSC nicht über ein 2:2 hinaus. 

Foto: dpa/Michael Kappeler

Oben auf der Tribüne blickte Präsident Uli Hoeneß grimmig drein, unten starrte Interimstrainer Willy Sagnol regungslos auf den Platz, und Sportdirektor Hasan Salihamidzic flüchtete sofort in die Kabine: Nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti ist beim kriselnden FC Bayern München die Trotzreaktion ausgeblieben. Der Rekordmeister verspielte beim 2:2 (1:0) bei Hertha BSC einen 2:0-Vorsprung und hat bereits fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund.

„Mit dem Ergebnis bin ich überhaupt nicht zufrieden“, sagte Salihamidzic nach dem schlechtesten Saisonstart seit sieben Jahren: „Wir haben das Spiel nicht nach Hause gebracht, das darf einer Mannschaft wie uns nicht passieren.“ Eklatante Abwehrfehler hatten die Berliner Aufholjagd begünstigt. „Ich kann mir nicht erklären, warum wir so viele Konzentrationsfehler haben“, gab Salihamidzic unumwunden zu.

Sagnol hatte alle „Ancelotti-Rebellen“ in die Startelf gestellt, zwei von ihnen sorgten für das 1:0: Nach einer Flanke von Jérôme Boateng erzielte Abwehrkollege Mats Hummels per Kopf das Führungstor (10. Minute). Auch Franck Ribéry, Arjen Robben und Thomas Müller, die anderen Kritiker des Ex-Trainers, standen auf dem Feld. Torjäger Robert Lewandowski sorgte mit seinem Saisontor Nummer acht zwar für das 2:0 (49.), doch die Herthaner nutzten die Schwächen in der Münchner Defensive und kamen durch Tore von Ondrej Duda (51.) und Salomon Kalou (56.) noch zum verdienten Ausgleich. Bitter für die Bayern: Ribéry musste in der 62. Minute mit Verdacht auf einen Außenbandanriss im Knie ausgewechselt werden. „Es sieht nicht gut aus“, sagte Salihamidzic: „Er hat starke Schmerzen.“ Ribery war auf den Ball getreten und hatte sich dabei am linken Knie verletzt. Der Franzose wurde sofort ins Krankenhaus gebracht.

Nach der 0:3-Pleite in der Champions League bei Paris St. Germain waren die Münchner um Wiedergutmachung bemüht, spielerisch gelang aber längst nicht alles. Der Favorit hatte auch Glück, als Schiedsrichter Harm Osmers beim Stand von 1:0 einen Foulelfmeter für die Berliner (19.) nach Ansicht der TV-Bilder wieder zurücknahm.

Hoeneß und Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge verfolgten die Partie auf der Tribüne des Olympia­stadions. In der Länderspielpause wollen die Clubbosse die Trainersuche forcieren. Beim nächsten Heimspiel gegen den SC Freiburg könnte bereits ein neuer Mann auf der Bank sitzen, der zurzeit vereinslose Thomas Tuchel und Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann gelten als Favoriten. „Sicher gibt es Gespräche“, sagte Salihamidzic: „Aber über Namen reden wir nicht.“

Auch Sagnol kämpft um seine Chance. Sein Team war zu Beginn dominant. Die Führung tat den Münchnern aber nicht gut, sie waren fortan nicht mehr so aktiv, so dass sich die Hertha freispielen konnte und auch zu Chancen kam. Auf der Gegenseite vergab Lewandowski fahrlässig zwei Großchancen (35. und 44.). Kurz nach dem Seitenwechsel machte es der Pole beim 2:0 besser. Die Hertha stellte aber schnell den Anschluss her – mit tüchtiger Mithilfe der Bayern-Abwehr. Genki Haraguchi spielte bei seinem Solo fast die komplette Defensive aus und passte auf Duda. Die Bayern taumelten und zeigten sich wie beim 2:2 durch Kalou auch bei Standards unsicher.

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