Die Königin von Sibirien
Chanty-Mansijsk. Magdalena Neuner schrie ihre unbändige Freude in den sibirischen Himmel. Miriam Gössner, Tina Bachmann und Andrea Henkel verdrückten Tränen des Glücks: In einem denkwürdigen Staffelrennen haben die deutschen Biathletinnen ihre überragende Weltmeisterschaft mit Gold gekrönt und dem deutschen Team den Sieg in der Nationenwertung beschert
Chanty-Mansijsk. Magdalena Neuner schrie ihre unbändige Freude in den sibirischen Himmel. Miriam Gössner, Tina Bachmann und Andrea Henkel verdrückten Tränen des Glücks: In einem denkwürdigen Staffelrennen haben die deutschen Biathletinnen ihre überragende Weltmeisterschaft mit Gold gekrönt und dem deutschen Team den Sieg in der Nationenwertung beschert. Als der Titel schon verloren schien, riss die nunmehr weltbeste Biathletin Neuner mit einem Sensationslauf die Kohlen aus dem Feuer. "Dieses Rennen wird in die Geschichte eingehen", jubelte die 24-Jährige und kündigte eine große Sause an: "Jetzt wird aber mal richtig gescheit gefeiert."Neuner, die mit zehn Titeln jetzt die erfolgreichste Biathletin bei Weltmeisterschaften ist, hatte im fernen Chanty-Mansijsk bei ihrem ersten Einsatz als Schlussläuferin in ihrer Karriere die Ziellinie noch nicht ganz überquert, da stürmten ihre drei Teamkolleginnen auf sie zu. Bei der innigen Umarmung fiel vor allem "Küken" Miriam Gössner ein Stein vom Herzen. Sie hatte mit zwei Strafrunden ihr Team fast schon aussichtslos in Rückstand gebracht, Tränen der Enttäuschung kullerten. "Ich war so deprimiert. Aber jetzt ist es unbeschreiblich, emotional überragend", meinte die erst 20-Jährige.
Neuner heimste damit neben Gold in Sprint und Massenstart sowie Silber in der Verfolgung und der Mixed-Staffel ihre fünfte Medaille bei diesen Welttitelkämpfen ein. Im Medaillenspiegel ließ Deutschland mit insgesamt vier Mal Gold und drei Mal Silber die Nationalmannschaften Norwegens (4/1/3) und Frankreichs (1/1/2) hinter sich.
Am Schießstand mussten die deutschen Frauen mit zwei Strafrunden und 13 Nachladern ordentlich Federn lassen. Aber alle Vier zauberten in ihren Runden die Laufbestzeiten in den Schnee. "Ich habe geschrien, weil es in den Beinen so weh getan hat. Mit vereinten Kräften haben wir es nach ganz oben geschafft. Das freut mich für die anderen drei ganz besonders", sagte Neuner, die mit einem Zwinkern hinzufügte: "Was mach ich jetzt? Zehn WM-Titel wollte ich schon holen. Aber jetzt muss ich mir ja schon wieder neue Ziele setzen."
Gössner und Bachmann ("Ich wusste, dass Lena das noch packt"), die ihren jeweils ersten WM-Titel gewannen, und die nun siebenfache Weltmeisterin Henkel konnten wie alle anderen im Stadion kaum glauben, was sie sahen. Mit einem Rückstand von 1:07 Minuten war Neuner als Vierte in ihre Runde gegangen. Die Ukrainerin Oxana Chwostenko schien im letzten Rennen ihrer Karriere schon das Gold in den Händen zu haben. Aber Neuner war nicht zu stoppen. Sie gab sich im letzten Stehendanschlag keine Blöße und setzte alle Schüsse ins Schwarze. Obwohl mit 25 Sekunden Rückstand auf die Schlussschleife gegangen, flog Neuner an ihrer chancenlosen Konkurrentin vorbei und konnte die letzten Meter im Stadion genießen. "Sorry", sagte Neuner im Ziel, ganz so, als ob es ihr ein bisschen leid tun würde. dpa
Beim Massenstart über 12,5 Kilometer setzte sich Magdalena Neuner vor der Weißrussin Darja Domratschewa und der Norwegerin Tora Berger durch. Beim Rennen der Männer über 15 Kilometer war der Norweger Emil Hegle Svendsen nicht zu schlagen. Er siegte vor dem Russen Jewgeni Ustjugow und dem Italiener Lukas Hofer. Bester Deutscher war Arnd Peiffer auf Rang acht.
"Jetzt muss ich mir ja schon wieder neue Ziele setzen."
Biathlon-Star
Magdalena Neuner nach dem Gewinn ihrer zehnten WM-Medaille