Die Improvisationskünstler

Shkodra · Historisches Heimdebüt für den Kosovo: Das jüngste Fifa-Mitglied empfängt Kroatien zum WM-Qualifikationsspiel – in Albanien, weil in der einstigen serbischen Teilrepublik kein geeignetes Stadion zur Verfügung steht.

 Trainer Albert Bunjaku bereitet seine Mannschaft auf die WM-Qualifikation vor. Foto: Xhemaj/dpa

Trainer Albert Bunjaku bereitet seine Mannschaft auf die WM-Qualifikation vor. Foto: Xhemaj/dpa

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Heimpremiere mit Auswärtsspiel - die so skurrile wie auch noch kurze Fußball-Geschichte des Kosovo geht heute mit einer weiteren Kuriosität weiter. Da kein Stadion in der erst acht Jahre alten Republik die Vorgaben des Weltverbandes Fifa erfüllt, muss das erste offizielle Heimspiel in der WM-Qualifikation gegen Kroatien im albanischen Shkodra stattfinden. "Das ist bezeichnend für unsere Lage, aber wir nehmen das an. Auch weil wir wissen, dass viele Fans uns begleiten werden", sagt Nationaltrainer Albert Bunjaku vor der Partie im Borici-Stadion.

Mut macht den Spielern aus der einstigen jugoslawischen Teilrepublik auch der mehr als achtbare sportliche Auftakt in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Im vergangenen September in Turku rangen die Kosovaren Gastgeber Finnland beim 1:1 einen verdienten Punkt ab. Und auch gegen Kroatien rechnet man sich etwas aus. Schließlich fehlen beim EM-Teilnehmer die Stars Luka Modric und Ivan Rakitic ebenso verletzungsbedingt wie Marko Pjaca.

Die Partie in Albanien ist für die 1,8 Millionen Einwohner des Kosovos der vorläufige Höhepunkt eines Marsches durch die sportpolitischen Institutionen. Nur knapp mit 28:24 Stimmen hatte die Europäische Fußball-Union (Uefa) den Kosovo im Mai als 55. Mitglied aufgenommen. Zehn Tage später zog der Weltverband nach. Für das 210. Mitglied votierten bei dieser Abstimmung 141 Verbände, 23 stimmten dagegen. Aber immer noch bekämpft Serbien die (sportliche) Unabhängigkeit des Kosovo, über eine entsprechende Klage dürfte der Internationale Sportgerichtshof bis Ende des Monats entscheiden. "Der Kosovo gehört zur Serbien, alles andere ist unannehmbar", erklärte Milovan Drecun, Vorsitzender des sogenannten Kosovo-Ausschusses im serbischen Parlament.

Tatsächlich sind die politischen Störfeuer noch längst nicht erloschen. Uefa und Fifa vermeiden es, dass es zu offiziellen Begegnungen zwischen dem Kosovo und Serbien sowie Bosnien-Herzegowina kommt. Beide Staaten lehnen ebenso wie Russland und die Ukraine die politische Selbstständigkeit des Kosovo ab. Doch zumindest auf der logistischen Ebene tut sich etwas in der Hauptstadt Pristina. Das größte Stadion des Landes ist mittlerweile entkernt und soll zur nächsten Saison als zertifizierte Spielstätte mit dann 22 000 Zuschauerplätzen zur Verfügung stehen.

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