Ringen Die Hypothek ist groß, der Optimismus größer

Köllerbach · Die Ringer des KSV Köllerbach peilen den Halbfinal-Einzug an. Sie müssen die 8:15-Niederlage aus dem Hinkampf in Mainz egalisieren.

 Fast auf den Tag genau neun Jahre ist es her, dass sich der KSV Köllerbach und der ASV Mainz 88 im Final-Rückkampf in der Saarnbrücker Saarlandhalle gegenüber standen. Köllerbach siegte damals 22:15, es fehlte aber ein einziger Punkt zum Titegewinn. Die Entscheidung fiel erst nach der fünften Runde des letzten Kampfs: Dabei verlor Routinier Andriy Shyyka (in Rot), der heute noch dabei ist, gegen den Mainzer Kiril Terziev. Die Mainzer Mannschaft stürmt nach dem Kampfende auf die Matte und feiert Terziev.

Fast auf den Tag genau neun Jahre ist es her, dass sich der KSV Köllerbach und der ASV Mainz 88 im Final-Rückkampf in der Saarnbrücker Saarlandhalle gegenüber standen. Köllerbach siegte damals 22:15, es fehlte aber ein einziger Punkt zum Titegewinn. Die Entscheidung fiel erst nach der fünften Runde des letzten Kampfs: Dabei verlor Routinier Andriy Shyyka (in Rot), der heute noch dabei ist, gegen den Mainzer Kiril Terziev. Die Mainzer Mannschaft stürmt nach dem Kampfende auf die Matte und feiert Terziev.

Foto: rup/Rolf Ruppenthal

Die Geschichte kommt einem bekannt vor. Die Hypothek aus dem Hinkampf ist hoch, der Optimismus allerdings noch größer. Ringer-Bundesligist KSV Köllerbach muss an diesem Samstag ab 19.30 Uhr gegen den ASV Mainz 88 einen 8:15-Rückstand aus dem Hinkampf aufholen, will man noch ins Halbfinale um die deutsche Mannschafts-Meisterschaft einziehen.

Dass Erinnerungen an die Finalduelle vor genau neun Jahren hochkommen, ist zwangsläufig. Damals gewann Mainz den Hinkampf mit 22:14, Köllerbach den Rückkampf in der Saarbrücker Saarlandhalle mit 22:15. Es war an Dramatik nicht zu überbieten. Ein Punkt fehlte dem KSV damals zur Meisterschaft. Diesmal soll es anders laufen.

„Wir hatten in dieser Saison so viele Ausfälle wie selten zuvor. Man traut sich fast nicht mehr ans Telefon zu gehen“, sagt Thomas Geid, der Teamchef beim KSV: „In Mainz haben uns mit Horst Lehr, Kerem Kamal, Valentin Seimetz, Tarek Abdelslam und Peter Öhler gleich fünf Punktegaranten gefehlt.“

Mit dabei im Püttlinger Trimmtreff werden auch knapp 1000 Zuschauer sein. „Der Vorverkauf läuft gut, aber es wird auch eine Abendkasse geben“, sagt Geid und freut sich auf Ringkampf-Atmosphäre trotz Maskenpflicht: „Es ist das erste Mal in diesen Playoffs, dass wir Fans in unserem Rücken haben werden.“

Die sind wie der KSV von Anfang an gefordert. Dabei ist Köllerbachs Türke Hakan Murat Cankaya in der Klasse bis 57 Kilo griechisch-römisch klarer Favorit gegen den Mainzer Nachwuchsringer Fabian Pelzer. „Er hat in Mainz in der Klasse 61 Kilo zwar verloren, aber das hatte Gründe“, sagt Geid: „Zum einen ist er mit einem Normalgewicht von 56 Kilo viel zu leicht, zum anderen hatte er eine schwierige Anreise. Er musste von Istanbul mit dem Bus nach Budapest und hat erst von dort einen Flug nach Frankfurt bekommen.“ Stress pur vor dem Hinkampf am vergangenen Wochenende.

Seinen Gegner Abdallh Karem fliegen lassen will das Köllerbacher Schwergewicht Aleksander Khotsianivski (130 Kilo Freistil). Laufen beide Kämpfe wie gewünscht, könnte es 7:0 für die Saarländer stehen, der Rückstand wäre egalisiert.

Doch dann wird es schwieriger. Die Eigengewächse Nikolas Makuch (61 Kilo Freistil) und Kilian Schäfer (98 Kilo gr.-röm.) haben sich zwar in dieser Saison durchaus weiterentwickelt, dürften aber gegen die interntional deutlich erfahreneren Mainzer Ashot Shahbazyan und Etka Sever noch überfordert sein. Mainz sollte danach führen – und der KSV auf Olympia-Teilnehmer Etienne Kinsinger hoffen, der auf Elcin Ali treffen könnte. „Etienne ist nicht bei 100 Prozent, aber er ist immer ein Siegringer“, sagt Geid und hofft, dass sein Team mit einer 10:8-Führung in die Pause geht.

Die Schlüsselkämpfe folgen danach. In der Klasse bis 86 Kilo Freistil bekommt es Köllerbachs Piotr Ianulov mit Achmed Dudarov zu tun. Das Duell auf Augenhöhe sollte Ianulov aber tunlichst für sich entscheiden, um den Puffer auf 12:8 auszubauen. Das wird dann auch Mihail Sava in der Klasse bis 71 Kilo Freistil gegen Alexander Semisorov versuchen. Der Köllerbacher ist auf dem Papier Favorit, könnte sogar drei Mannschaftspunkte zuliefern. Die Entscheidung dürfte also in den letzten drei Kämpfen fallen.

Von denen haben die Köllerbacher im Hinkampf allerdings zwei verloren. Pajtim Sefaj will diesmal in der Klasse bis 80 Kilo griechisch-römisch gegen Mateusz Wolny ebenso punkten wie Kapitän Timo Badusch gegen Ruhullah Gürler. Mit drei Mannschafts-Zählern wäre „die Messe gelesen“, denn im letzten Kampf des Abends wird Andriy Shyyka, der schon 2013 beim Drama in der Saarlandhalle im Mittelpunkt stand, auf die Mattte gehen. Köllerbachs Ikone soll gegen Ibro Cakovic den Halbfinal-Einzug sicherstellen.

 Thomas Geid ist der Teamchef der Köllerbacher Ringer.

Thomas Geid ist der Teamchef der Köllerbacher Ringer.

Foto: Andreas Schlichter

„Das war jetzt alles eine nette Spielerei. Beide Mannschaften haben gute Variations-Möglichkeiten“, sagt Geid und warnt davor, die Mainzer zu unterschätzen: „Sie haben acht echte Ausländer im Kader, dazu sieben Athleten mit zwei Pässen, die aber als Deutsche zählen. Sie sind also sehr variabel in der Aufstellung.“ Eines hat der KSV aber bereits fix gemacht. Peter Öhler, der sich bei der Weltmeisterschaft in Oslo eine Sprunggelenksfraktur zuzog, trainiert wieder auf der Matte und hat bereits für die kommende Saison beim Flagschiff des Saar-Ringens unterzeichnet.

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