Fußball-Bundesliga Die „Holleraxt“ soll den HSV vor dem Absturz retten

Hamburg · Trainer Bernd Hollerbach unterschreibt beim Fußball-Bundesligisten einen Vertrag bis 2019. In Hamburg ist er ein Idol.

 Bernd Hollerbach, der neue Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, gibt auf dem Trainingsplatz seine ersten Anweisungen.

Bernd Hollerbach, der neue Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, gibt auf dem Trainingsplatz seine ersten Anweisungen.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Bernd Hollerbach nahm die aufmunternden Worte mit einem Lächeln zur Kenntnis. „Du schaffst das", riefen die Fans dem neuen Trainer des Hamburger SV zu, als er um 14.55 Uhr seine schwierige Mission antrat. Hollerbach hatte keine Zeit zu verlieren, fünf Minuten früher als geplant schickte der neue Hoffnungsträger sein Team auf den Trainingsplatz. Der Auftrag der rund 200 Anhänger: „Du musst die Uhr am Laufen halten.“

Gemeint war die legendäre Bundesliga-Uhr des Traditionsklubs – die könnte im Sommer aufhören zu ticken. Und dieses Horrorszenario löst beim HSV helle Aufregung aus, Hollerbach soll den taumelnden Traditionsklub mit aller Macht in der Liga halten. "Was vorher war, muss jetzt ad acta gelegt werden", sagte Hollerbach, der zuletzt die Würzburger Kickers trainiert hatte und mit dem Aufstieg in die 2. Liga 2016 schon einmal ein kleines Wunder schaffte: „Ich bin mir sicher, dass wir die Klasse halten.“

Sein einstiger Mentor Felix Magath traut dem Markus-Gisdol-Nachfolger, der gestern einen Vertrag bis 2019 unterschrieb, der auch für die 2. Liga gültig ist, die Wende beim Tabellenvorletzten zu. „Die Mannschaft darf damit rechnen, dass sie besser trainiert wird und besser geführt wird. Und zwar so, dass sie nicht nur gegen direkte Konkurrenten gewinnen kann, sondern auch gegen Mannschaften, die eigentlich stärker besetzt sind“, sagte Magath, dessen Assistent Hollerbach von 2007 bis 2012 beim VfL Wolfsburg und bei Schalke 04 war: „Ich gehe sogar davon aus, dass der HSV mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben wird.“

Hollerbach, gelernter Metzger, steht für harte und ehrliche Arbeit auf dem grünen Rasen. Während seiner Zeit als Spieler beim HSV (1996 bis 2004) war der ehemalige Linksverteidiger der Mann fürs Rustikale und Publikumsliebling, erarbeitete sich mit seiner Spielweise den Spitznamen "Holleraxt". Ein Spruch von damals ist an der Elbe längst Kult: "An mir kommt entweder der Ball vorbei oder der Gegner. Aber niemals beide zusammen." Nun werde er erst einmal "viele Einzelgespräche" führen, da "die Mannschaft natürlich verunsichert ist nach den vergangenen Wochen." Zudem führt er den Acht-Stunden-Tag ein.

Beim HSV waren sie schon im Winter 1996 stolz, genau dieses Krieger-Image verpflichtet zu haben. Der damalige Präsident Uwe Seeler sagte nach dem Transfer-Coup: „Ich meine, dass er zu seinem Berufssport eine positive und super Einstellung hat.“ Diese Videosequenz geistert nun wieder durch das Internet.

Nach sechs Spielen ohne Sieg und bei fünf Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hoffen die HSV-Verantwortlichen wieder auf diesen Hollerbach-Effekt, „dass die Verunsicherung der Mannschaft gelöst wird“, wie Vorstandschef Heribert Bruchhagen sagte. Zudem könnte Investor Klaus-Michael Kühne noch einmal den Geldschrank öffnen, um kreative Verstärkung zu holen. Der HSV ist der einzige Bundesligaklub, der 2018 noch kein Tor geschossen hat.

Disziplin, Wille, Einsatz – natürlich wird Hollerbach nun die Grundtugenden einfordern. Doch beim HSV haperte es zuletzt vor allem auch fußballerisch, für die Ideenlosigkeit seiner Spieler muss der Mann mit dem Fünf-Tage-Bart ganz schnell eine Lösung finden. Sein Startprogramm hat es ziemlich in sich: Die nächsten Gegner heißen Leipzig, Hannover, Dortmund, Leverkusen und Bremen.

Der HSV und seine Gegner können sich jedenfalls auf eine kompromisslose Gangart einstellen. „Im Fußball geht es ums Durchsetzen, das habe ich auch in der Metzger-Lehre gelernt“, sagte Hollerbach einmal.

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