Leichtathletik Die Hartings versprechen ein heißes Jahr 2018

Brüssel · Beim Diamond-League-Finale in Brüssel war bei den Diskuswerfern die Luft raus. Beide blicken bereits auf die EM in Berlin.

Am Ende einer verkorksten WM-Saison haben die Diskus-Brüder Christoph und Robert Harting den Fehdehandschuh für ihr letztes gemeinsames Sportler-Jahr in den Ring geworfen. „Ich habe viel im Kopf, viel Planung. Wir werden viel tun, und ich bin voll motiviert“, sagte Robert Harting nach dem Diamond-League-Finale in Brüssel und vor seinem letzten Karriere-Jahr. Der 32 Jahre alte Olympiasieger von 2012 will alles daran setzen, um bei der EM 2018 in seiner Heimatstadt als Großer die Leichtathletik-Bühne zu verlassen.

„Das Jahr hat mich wieder herangeführt an die Gegner. Das brauchte ich“, meinte Harting, der seine Saison beim Pfingstsportfest im Rehlinger Bungertstadion begonnen hatte (64,99 Meter). Nach einer Kreuzband-Operation 2014 musste er ein Jahr pausieren. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio scheiterte der dreimalige Weltmeister schon in der Qualifikation, während sein Bruder Christoph Gold holte. Im August musste er sich mit Platz sechs bei der WM in London begnügen. „Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es ist schwer, eine Form zu halten, wenn überhaupt keine da war“, meinte er nach einer „etwas substanzlosen“ Saison.

In Brüssel war am Freitag die Luft endgültig raus. Mit nur 63,96 Meter wurde er Achter und Letzter – und vom sechs Jahre jüngeren, nicht sehr geschätzten Bruder Christoph, der mit 64,55 Metern Rang fünf erreichte, erstmals seit Olympia in Brasilien geschlagen. „Ich werde im nächsten Jahr wieder richtig gut zurückkommen – auch mit anderen Weiten“, sagte Robert Harting. Die Niederlage im familiären Zweikampf versuchte er herunterzuspielen: „Es ist seine Pflicht, mich wegzuhauen. Er ist der jüngere Olympiasieger.“

Wer wird aber wen bei der Heim-EM weghauen? Den Ehrgeiz, dem Bruder und der Welt noch einmal bei einem Titelkampf zu zeigen, dass er inzwischen der leistungsfähigere Diskuswerfer ist, hat Christoph Harting allemal. Für ihn zählt nicht nur, die nationale Wachablösung 2018 eindrucksvoll zu schaffen, sondern mit einem weiteren großen Erfolg endgültig aus dem Schatten von Robert zu treten.

„Die EM spielt eine größere Rolle als die WM 2019 in Doha, weil sie in meiner Heimstadt stattfindet“, sagte Christoph Harting und fügte an: „2019 geht es nur um eine gesunde Leistungsentwicklung, sodass ich 2020 in Tokio wieder ganz oben stehe.“ Zwei Olympiasiege schaffte noch kein deutscher Diskuswerfer.

Bis dahin ist es noch ein langer Weg, wie man in dieser Saison sehen konnte. Im Jahr eins nach Rio verfehlte er die Qualifikation für die WM und erreichte mit 64,55 Metern erst in Brüssel den weitesten Wurf, wobei der ja gar nicht so weit war. Große Erwartungen hatte er in diesem Jahr ohnehin nicht, weil er es zum Energietanken für den restlichen Olympia-Zyklus nutzen wollte.

„Man kann nicht von vornherein in die Saison gehen und sagen: Ich trainiere weniger, weil der Körper die Regeneration braucht und dann mehr Leistung erwarten“, erklärte der 27-Jährige: „Es ist so, als würde ich im Auto weniger Gas geben und erwarten, schneller zu fahren.“ Die Saison sei dennoch nicht zufriedenstellend gewesen, „weil wir erhofft hatten, dass durch das wenige Training nicht ganz so viel Leistungseinbuße kommen würde“.

Nach einer dreiwöchigen Pause mit „gar keinem Sport“ will er mit Trainer Torsten Lönnfors Schritt für Schritt „langsam und gesund die neue Saison aufbauen“, sagte Christoph Harting. Und er zweifelt nicht, auf sein Niveau von 2016 zu kommen: „Absolut, ja.“ Spätestens 2020 will er den Leistungsstand von Rio haben: „Ich gehe aber davon aus, dass wir das früher schaffen.

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