Die große Zäsur im deutschen Basketball

Vilnius. Der Abschied von Deutschlands größtem Basketballer der Geschichte ging im Hexenkessel von Vilnius fast unter. 25 Sekunden vor dem Ende verließ Dirk Nowitzki mit hängendem Kopf das Feld, legte sich ein Handtuch über die Schulter und sank erschöpft auf die Ersatzbank. Der 141

 Ihr wohl letzter gemeinsamer Auftritt im Nationalteam: Dirk Nowitzki (links) nimmt sich eine Pause, Bundestrainer Dirk Bauermann muss sein Amt niederlegen. Foto: Georgi Licovski/dpa

Ihr wohl letzter gemeinsamer Auftritt im Nationalteam: Dirk Nowitzki (links) nimmt sich eine Pause, Bundestrainer Dirk Bauermann muss sein Amt niederlegen. Foto: Georgi Licovski/dpa

Vilnius. Der Abschied von Deutschlands größtem Basketballer der Geschichte ging im Hexenkessel von Vilnius fast unter. 25 Sekunden vor dem Ende verließ Dirk Nowitzki mit hängendem Kopf das Feld, legte sich ein Handtuch über die Schulter und sank erschöpft auf die Ersatzbank. Der 141. Einsatz des NBA-Champions in der Nationalmannschaft könnte der letzte gewesen sein, auf jeden Fall bedeutet er eine große Zäsur. Ab sofort muss Deutschland ohne seinen Vorzeige-Korbjäger auskommen. Es sei denn, Nowitzki verspürt noch einmal Lust, das Trikot mit dem Adler auf der Brust zu tragen.

Tränen bei Bauermann

Doch in den kommenden Jahren werden andere Spieler die Verantwortung übernehmen müssen, die Nowitzki in Litauen einfach nicht tragen konnte. Der 33-Jährige holte alles aus sich heraus. Doch dieses Mal reichte es nicht. "Ich war einfach nicht in der Verfassung, um hier ein großes internationales Turnier zu spielen und zu dominieren, so wie ich es in der Vergangenheit immer gemacht habe", bilanzierte der Würzburger nach dem 75:84 gegen Gastgeber Litauen. Diese Niederlage bedeutete das Aus in der Zwischenrunde der EM - und das Aus für die Olympischen Spiele.Gegen die Empfehlung von vielen hatte sich Nowitzki entschieden, in Litauen zu spielen, obwohl er nach mehr als 100 Spielen in der Profiliga NBA und drei Wochen Dauer-Party im Anschluss an den Titel gar nicht in Topform sein konnte. Bundestrainer Dirk Bauermann wies die Aussagen seines Superstars, dieser sei allein Schuld am Ausscheiden, vehement zurück. "Das ist absurd. Dass es sich Dirk überhaupt angetan hat, sich hier zwei Wochen lang von den Gegnern verprügeln zu lassen, das ist doch sensationell", sagte der Bundestrainer.

Für ihn war die Partie in Vilnius ebenfalls der letzte Auftritt. "Auch für mich ist das eine Zäsur", sagte der 53-Jährige mit Tränen in Augen. Bauermann wird sich künftig allein um seinen Vereins-Job beim Bundesliga-Aufsteiger FC Bayern kümmern. Eine Doppeltätigkeit verbieten ihm die Regularien der Liga. Wer sein Nachfolger als Bundestrainer wird, will der Verband erst in einigen Monaten verkünden.

Fest steht, dass sich der neue Mann auf eine interessante Mannschaft freuen darf. Denn auch ohne Nowitzki und den eingebürgerten US-Center Chris Kaman, der künftig wohl ebenfalls nicht zur Verfügung stehen wird, hat das Nationalteam Perspektive. "Mir ist um den deutschen Basketball nicht bange", sagte Bauermann. "Wir haben durchaus etwas zu bieten", pflichtete ihm Verbands-Präsident Ingo Weiss bei.

Weil die Auslosung bei dieser EM groteske Züge hatte und mit Frankreich, Spanien, Litauen, Serbien, der Türkei und Deutschland gleich sechs Topnationen in der gleichen Zwischenrunden-Gruppe spielten, gibt es hinter den Kulissen zaghafte Versuche, für das olympische Qualifikations-Turnier im Juli 2012 noch einige Wildcards zu verteilen. Wahrscheinlicher aber ist, dass Deutschland diesmal bei Olympia nicht dabei ist und sich auf den Neuaufbau konzentrieren kann.

Neue Ziele für die Zukunft

Die Zukunft beginnt jetzt. Vor allem Robin Benzing machte in Litauen einen großen Schritt nach vorne. Nowitzki sieht für die Zeit nach ihm daher keineswegs schwarz. "Das sind gute Jungs, die, wenn sie weiter hart arbeiten, eine positive Entwicklung vor sich haben." Als nächstes Ziel steht im kommenden Sommer die Qualifikation für die EM 2013 in Slowenien an. 2014 folgt die WM in Spanien, und auch Olympia hat die Nach-Nowitzki-Generation nicht abgehakt. "In vier Jahren gibt es hoffentlich eine neue Chance", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik, ein weiterer wichtiger Mann für die Zukunft.Und wer weiß, vielleicht taucht Nowitzki doch wieder im Nationaltrikot auf. "Mein Gefühl ist, dass er den Adler noch mal tragen wird", sagte Bauermann. Nowitzki selbst trat zumindest nicht offiziell zurück, auch wenn sein Dank an Verband und Fans im Anschluss an die Partie gegen Litauen nach Abschied klang. dpa

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