Die gereifte Mannschaft hat das große Ziel vor Augen

Der Sieg für die Ewigkeit löste bei den deutschen Fußballern gewaltige Glücksgefühle aus – unsterblich aber werden erst Weltmeister. Diese Losung gaben Joachim Löw und seine zur Krönung entschlossenen Spieler nach der magischen Halbfinal-Nacht mit dem 7:1 gegen Brasilien aus.

"Wir haben uns jetzt gegenseitig schon gebremst", berichtete der nun alleinige WM-Rekordschütze Miroslav Klose (siehe auch ). Doppel-Torschütze Toni Kroos ergänzte: "Weltmeister ist noch niemand im Halbfinale geworden."

Auf dem Rückflug aus Belo Horizonte richtete Wolfgang Niersbach ein großes "Dankeschön" an alle Beteiligten. "Das ist ein historisches Ergebnis, das ist keine Übertreibung. Ihr könnt euren Kindern und Enkelkindern noch in Jahren und Jahrzehnten erzählen: Damals, 8. Juli 2014, in Belo Horizonte , ich war dabei. 7:1 gegen Brasilien . Noch in Jahrzehnten wird man fragen: Wie war das möglich?" Trotzdem empfahl auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Mäßigung: "Wir flippen alle nicht aus, obwohl auch ich dies gerne möchte." Konzentrierte Arbeit sei auch an den letzten Turniertagen gefordert, "um dann am Sonntagabend gegen 19 Uhr Ortszeit im Maracanã dieses goldene Ding in die Höhe zu halten".

So abgeklärt, wie seine gereifte Elf auf dem Rasen die in Panik geratene Mannschaft der WM-Gastgeber demontiert hatte, blieb auch Löw nach dem größten Sieg in seiner achtjährigen Amtszeit als Bundestrainer. "Man sollte das Ergebnis jetzt auch nicht zu hoch hängen", erklärte der 54-Jährige: "Wir müssen jetzt Demut haben und uns mit aller Ruhe vorbereiten auf das Finale. Niemand sollte sich unbesiegbar fühlen."

Diese Gefahr scheint kaum vorhanden bei einer Generation mit Veteranen wie Klose, Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger , die von knapp verpassten Triumphen genug hat. "Wir sind zweimal im Halbfinale einer Weltmeisterschaft ausgeschieden, zweimal knapp. Die Mannschaft hat sich das erarbeitet", urteilte Lahm. "Wir wissen, dass wir noch nicht am Ende sind. Ich habe schon ein Finale gespielt, leider verloren. Das soll kein zweites Mal passieren", sagte Klose, der schon 2002 in Japan beim 0:2 im Finale gegen Brasilien dabei war.

Das Team 2014 sei "geerdet", betonte Löw: "Ich glaube, dass diese Mannschaft unbedingt bereit ist, das Finale jetzt auch zu gewinnen." Das Unfassbare, das sich im "Estadio Mineirao" abgespielt hatte, soll nicht den Blick vernebeln. "Wir sind uns auch jetzt schon klar, dass es einen ganz großen Wurf geben kann, aber nur, wenn wir uns auf dieses Spiel nicht allzu viel einbilden", meinte Mats Hummels , der wegen einer Sehnenreizung zur Pause ausgewechselt wurde. Er hofft, im Finale spielen zu können.

Die Brasilianer zerbrachen - noch dazu ohne ihren Star Neymar und ihren Kapitän Thiago Silva - an dem immensen Druck, im eigenen Land Weltmeister werden zu müssen. "Wir sind den tiefen Emotionen und der Leidenschaft der Brasilianer mit Ausdauer, mit Ruhe, mit Klarheit und mit Beharrlichkeit begegnet", analysierte Löw. Der Erfahrungs-Vorsprung von im Schnitt 66 Länderspielen der deutschen Startelf-Akteure gegen gerade 38 der Brasilianer schlug voll durch, gerade in den verrückten sieben Minuten vom 2:0 (23.) bis 5:0 (29.).

"Wir haben ein Tor nach dem anderen gemacht, das konnte man zwischendurch kaum glauben", staunte der herausragende Kroos, der zweimal traf. Dazu erzielte Klose sein 16. WM-Tor, Thomas Müller sein fünftes im Turnier und Sami Khedira sein erstes. Nach der Pause schlug Joker André Schürrle noch zweimal zu sowie ganz zum Schluss Oscar für die Brasilianer.

Im Maracanã-Stadion könnte Deutschland am Sonntag (21 Uhr/ARD ) als erste Mannschaft aus Europa bei einer Weltmeisterschaft in Südamerika den Titel gewinnen. "Mir ist wurscht, wo ich Weltmeister werde, Hauptsache, wir werden es", erklärte Kroos. Müllers Ansage war ebenfalls klar: "Jetzt müssen wir noch einmal durchziehen, Vollgas geben und uns das Ding holen."

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