Die Frau der doppelten Weltklasse

Paris. Ganz neu ist der Name Chaunté Howard-Lowe nicht auf der internationalen Leichtathletik-Bühne. Die Kalifornierin sprang bei den Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki mit 2,00 Metern zur Silbermedaille im Hochsprung

Paris. Ganz neu ist der Name Chaunté Howard-Lowe nicht auf der internationalen Leichtathletik-Bühne. Die Kalifornierin sprang bei den Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki mit 2,00 Metern zur Silbermedaille im Hochsprung. Danach wurde es ruhig um die dunkelhäutige Schönheit, sie heiratete den Dreispringer Mario Lowe und verabschiedete sich als Mutter der kleinen Jasmine 2007 aus der Weltklasse. Jetzt ist die 26-Jährige wieder da. Stärker, selbstbewusster, erfolgreicher denn je. Nicht nur Blanka Vlasic und Ariane Friedrich müssen vor ihr zittern, sondern auch die Weitsprung-Konkurrenz. Weltmeisterin als VorbildIm März erschien ihr Name wieder in den Siegerlisten, als sie aus Doha bei der Hallen-WM Bronze mit nach Hause brachte. Erst wenige Wochen zuvor kam sie bei einem Wettkampf in Glasgow auf die Idee, es nach vielen Jahren mal wieder in der Weitenjagd zu versuchen. Jessica Ennis, Mehrkampf-Weltmeisterin von Berlin 2009, machte es ihr im Hochsprung vor. "Als ich sah, dass Jess doppelt plant, hat mich das ermutigt, es im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2012 in London ebenfalls mit einer zweiten Disziplin zu versuchen", sagt Howard-Lowe. Zusammen mit ihrem Trainer Nat Page veränderte sie die Trainingspläne - eine Maßnahme, die auch in der Spezialdisziplin Früchte trug. Erstmals seit vier Jahren überquerte sie wieder die Zwei-Meter-Marke, in Cottbus Ende Mai löschte Chaunté Lowe mit 2,04 Metern sogar den 22 Jahre alten US-Rekord von Louise Ritter. In der Sandgrube wurden 6,61 Meter gemessen, ein starker erster "Seitensprung". Zuletzt beeindruckte sie das Publikum bei den Titelkämpfen in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa. Sie steigerte sich auf 2,05 Meter, die aktuelle Weltjahresbestleistung, und katapultierte sich auf sensationelle 6,90 Meter im Weitsprung, die achtbeste Marke in dieser Saison. 10 000 Zuschauern im Drake Stadium wurden Zeuge, wie Howard-Lowe tränenüberströmt beinahe zusammenbrach. Es war die pure Freude über diese Sensation."Weitsprung ist Vergnügen"Das Lehramts-Studium (Mathematik/Wissenschaft) in Georgia ist vorerst auf Eis gelegt, Chaunté Howard-Lowe plant weitere Weiten- und Höhenflüge. "Im Hochsprung sehe ich mehr Chancen, das bleibt meine Hauptdisziplin", erklärt sie. Die 2,04 Meter im regennassen Cottbus bezeichnet sie selbst als Durchbruch. "Ich wusste immer, dass ich das Potenzial besitze, aber es hat nur im Training geklappt", sagt sie. Ihr Trainer Nat Page glaubt, dass die beste Zeit seines Schützlings jetzt bevorsteht. "Nun weiß sie, dass sie auf dem gleichen Level steht wie Blanka Vlasic. Und die muss nun sehr stark sein, um Chaunté zu besiegen", findet Page.Eine ideale Gelegenheit für weitere Zwei-Meter-Sprünge bietet das direkte Duell mit Vlasic auf der Diamond-League-Tour am Freitagabend in Paris. "Ich liebe den Hochsprung. Er besteht aus Überlegung, Technik, Arbeit. Weitsprung hingegen ist Vergnügen: rennen, springen, Spaß haben." Dass Lowe beim Training in Atlanta zuletzt auch bei Übungen im Startblock gesehen wurde, kommentierte die einst talentierte Hürdensprinterin als Jux. "Es soll auch Kugelstoßer geben, die aus Fun Hochsprung versuchen", sagt sie entspannt. Die Lauf-Elite muss sich also noch nicht fürchten. isk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort