Tour de France Die französische Radsport-Party geht weiter

Foix · Franzose Barguil gewinnt am Nationalfeiertag die 13. Etappe. Die Ersten der Gesamtwertung rücken immer näher zusammen.

 Tour de France, Etappe_14

Tour de France, Etappe_14

Foto: SZ/Micahel Steffen

Ein inniger Kuss von Freundin Gabrielle, ein Handschlag vom strahlenden Tourchef Christian Prudhomme – und seine Landsleute waren vollkommen aus dem Häuschen. Warren Barguil hat der „Grande Nation“ am Nationalfeiertag das perfekte Geschenk geliefert. „An diesem Tag zu gewinnen, ist außergewöhnlich. Ich bin überglücklich. Ich bin volles Risiko in der letzten Kurve gegangen, und es ist aufgegangen“, sagte der kleine Bergkönig vom deutschen Sunweb-Team nach seinem Triumph in Foix. Erstmals seit zwölf Jahren bescherte Barguil den Gastgebern wieder einen Heimsieg am nationalen Ehrentag.

Als heimlicher Sieger durfte sich am Freitag auf der nur 101 Kilometer langen 13. Etappe von Saint-Girons nach Foix auch Titelverteidiger Chris Froome fühlen. Der am Donnerstag gedemütigte Vorjahressieger schaltete zurück in den Angriffsmodus und brachte mit seiner schier übermächtigen Sky-Mannschaft die Rivalen mächtig ins Schwitzen. „Wir haben ein bisschen gespielt und werden das fortsetzen. Für uns ist es perfekt gelaufen“, sagte Froome, auch wenn seine Attacken diesmal ohne Erfolg blieben.

Froome zeigte dabei sein ganzes Repertoire. Erst bluffte er an den Rampen zur Mur de Péguère und täuschte eine Schwäche vor, dann ließ er scharfe Attacken folgen und ging auch auf der halsbrecherischen Abfahrt ans Limit. „Gestern habe ich mich sehr schwach gefühlt, heute ging es viel besser“, sagte Froome. Dazu hatte seine Mannschaft Mikel Landa in der Ausreißergruppe platziert, womit Spitzenreiter Fabio Aru als Einzelkämpfer weiter unter Druck geriet.

Die Rechnung der Briten ging (noch) nicht auf. Froome, Aru und die weiteren Topfavoriten erreichten 1:48 Minuten hinter den Ausreißern einträchtig das Ziel. Damit trägt Aru weiter das Gelbe Trikot des Gesamt-Ersten. Doch der Vorsprung ist minimal: Froome liegt sechs, der französische Publikumsliebling Romain Bardet 25 Sekunden hinter dem italienischen Meister. Und auch der Kolumbianer Rigoberto Uran ist mit 35 Sekunden Rückstand in Schlagdistanz, nachdem der Weltverband UCI seine 20-Sekunden-Strafe wieder aufgehoben hat. Dazu hat Sky in Landa eine weitere Option, der Spanier liegt als Fünfter nur noch 1:09 Minuten hinter Aru.

Tagessieger Barguil, der vor dem kolumbianischen Giro-Zweiten Nairo Quintana und Ex-Toursieger Alberto Contador gewann, war dies freilich egal. Der Mann vom Sunweb-Team sorgte bereits für den vierten französischen Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Und auch den Vorsprung in der Bergwertung festigte der Sunweb-Profi. „Jetzt will ich das Trikot bis nach Paris tragen“, sagte Barguil. Das Grüne Trikot des Punktbesten ist auf den Schultern von Marcel Kittel, der mehr als 20 Minuten hinter Barguil das Ziel erreichte. Beendet ist die Rundfahrt für Jakob Fuglsang. Der Däne quälte sich nach seinem Handgelenksbruch am Ende des Feldes über die Berge, später stieg er ganz aus. Damit verschärft sich die Situation für Aru, der einen weiteren Edelhelfer nach Dario Cataldo verlor.

 Tour de France, Etappe_15

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Foto: SZ/Astrid Müller

Die 14. Etappe am Samstag von Blagnac nach Rodez könnte etwas für John Degenkolb sein. Der Radprofi aus Oberursel wartet seit fünf Jahren auf seinen ersten Etappensieg. Das Profil des 181,5 Kilometer langen Abschnitts ist anspruchsvoll mit zwei Anstiegen der dritten Kategorie. Im Finale geht es hoch und wieder hinunter. Attacken der Tour-Favoriten sind kaum zu erwarten. Am Samstag vor 20 Jahren holte Jan Ullrich sein erstes Gelbes Trikot und konnte sich elf Etappen später in Paris als erster deutscher Toursieger feiern lassen. Die Kletterei geht bei der 15. Etappe dann im Zentralmassiv weiter. Zwischen Laissac-Sévérac-L‘Église und Le Puy-en-Velay stehen am Sonntag auf 189,5 Kilometer vier Anstiege an Zehn Kilometer vor dem Ziel muss die Cote de Saint-Vidal erklommen werden. Der Parcours erscheint ideal für Ausreißer.

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