Die Formel 1 steht sportlich kopf

Abu Dhabi. Mehr Tief- als Höhepunkte prägten die am Sonntag zu Ende gehende Formel 1-Saison. Die berauschende Grand-Prix-Premiere im Mittleren Osten am Persischen Golf setzt gleichzeitig mit dem Finale in Abu Dhabi einen der wenigen Glanzpunkte in diesem Jahr. Die negativen Ereignisse spielten sich abseits der Rennstrecke ab

Abu Dhabi. Mehr Tief- als Höhepunkte prägten die am Sonntag zu Ende gehende Formel 1-Saison. Die berauschende Grand-Prix-Premiere im Mittleren Osten am Persischen Golf setzt gleichzeitig mit dem Finale in Abu Dhabi einen der wenigen Glanzpunkte in diesem Jahr. Die negativen Ereignisse spielten sich abseits der Rennstrecke ab.

Schon mit Saisonbeginn sorgten die diffusen Diffusoren (Luftkanal im Auto-Unterboden) einiger Teams für Unmut unter der Konkurrenz. Hatte sich diese technische Raffinesse zähneknirschend für die Protestfront als legal erwiesen, beherrschte Weltmeister Lewis Hamilton mit seiner Lügenaffäre die Schlagzeilen. Die Rennkommissare waren der Meinung, der McLaren-Mercedes-Pilot und McLaren-Sportdirektor Dave Ryan hätten bei einer Anhörung nach Hamiltons Disqualifikation in Australien absichtlich irreführende Angaben gemacht. Das Lügenmärchen kostete Ryan den Job und Hamilton sechs WM-Punkte.

Im Mai beim Monaco-GP stand die Formel 1 kurz vor einem Scherbenhaufen. Es ging um die Kostenersparnis, die der Automobil-Weltverband Fia von den Teams verlangt. Budgetlimit hieß dabei das Unwort, das die Teams zur Weißglut trieb. Die Teamvereinigung Fota begann mit der Planung einer eigenen Rennserie, doch die große Spaltung wurde im letzten Moment verhindert. Unrühmlicher Skandal-Höhepunkt war zweifellos der Unfall von Singapur 2008, der im Sommer aufgearbeitet wurde. Anstiftung zu einem vorsätzlichen Unfall seines Fahrers Nelson Piquet lautete die Anklage des Fia-Sportgerichts gegen Flavio Briatore. Der Renault-Teamchef und Chefingenieur Pat Symonds wurden gefeuert, Briatore erhielt lebenslang Formel-1-Verbot. Sieg- und Titelentscheidungen wurden nicht mehr nur auf der Strecke, sondern auch am Kommandostand entschieden.

Ein aus Honda-Ruinen entstandenes Team unter dem Namen BrawnGP mit Jenson Button im vorletzten Saisonrennen als Weltmeister war zweifelsohne die sportliche Überraschung. Ein unerwarteter Champion im Titel-Dreikampf, ein Hinterbänkler-Bolide namens Force India mit dem Bayern Adrian Sutil am Steuer auf der Pole Position und dem Podium sowie ein völlig durcheinander gewürfeltes Kräfteverhältnis mit den ehemals Kleinen vorne und den Großen als Jäger - die Formel 1 stand sportlich auf dem Kopf.

Trotz Titelvergabe werden am Sonntag noch sportliche Entscheidungen ausgefahren: Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel (Foto: dpa) als WM-Zweiter (74 Punkte) und Rubens Barrichello als Dritter (72) kämpfen um den Vize-WM-Titel. "Ziel ist ein Sieg. Ich will mich mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause verabschieden", sagte der dreimalige Saisonsieger in seiner Medienrunde.

Für seinen Rivalen Barrichello ist die Saison ohnehin "wie im Märchen. Ich habe mehr erreicht, als ich erträumt hatte", gestand der "Methusalem", 37.

Tagesbestzeit fuhr im Freitags-Training McLaren-Mercedes-Pilot Heikki Kovalainen vor seinem Team-Kollegen Lewis Hamilton und Weltmeister Jenson Button (BrawnGP).

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