Die Formel 1 rast mitten durchs Hotel

Abu Dhabi. Die Wüste lebt. Und bebt. Zumindest an diesem Wochenende. Die letzte Saison-Vorstellung der Formel 1 ist die erste auf neuem Terrain: auf der Halbinsel Yas Island in Abu Dhabi. Dort, auf einer Landzunge, verzaubert das arabische Emirat mit einer neuen, spektakulären, außergewöhnlichen Rennstrecke

Abu Dhabi. Die Wüste lebt. Und bebt. Zumindest an diesem Wochenende. Die letzte Saison-Vorstellung der Formel 1 ist die erste auf neuem Terrain: auf der Halbinsel Yas Island in Abu Dhabi. Dort, auf einer Landzunge, verzaubert das arabische Emirat mit einer neuen, spektakulären, außergewöhnlichen Rennstrecke. "Yas Marina Circuit" heißt sie, ist 5,55 Kilometer lang, weist zwölf Links- und neun Rechtskurven auf, darunter auch eine Nachbildung der Mutkurve Eau-Rouge in Spa. Das Besondere an dieser Rennpiste: Mit integriertem Yachthafen führt der Kurs mitten durch ein neues, futuristisches Fünf-Sterne-Hotel. Geistiger Vater der Strecke zwischen Wasser und Wüste ist der Aachener Star-Architekt Hermann Tilke (Foto: SZ).

Schon 2004 hat die Formel 1 in Bahrain die Wüste für sich entdeckt - die Strecke stammt ebenfalls von Tilke. Und wo ist ein solches Projekt leichter umzusetzen als am Arabischen Golf, wo Geld keine Rolle spielt? Im Fall von Abu Dhabi auch 400 Millionen Dollar nicht. Hobby-Rennfahrer Tilke gilt als der Michael Schumacher unter den Rennstrecken-Designern. Für sein jüngstes Projekt hieß die Zielvorgabe seines Auftraggebers schlicht und einfach: Den besten Kurs der Welt zu bauen.

Rund 5000 Bauarbeiter stampften in knapp zwei Jahren eine Motorsport-Oase aus dem Wüstenboden, die die Welt in Staunen versetzen soll. Die Piloten sollen während ihrer 100-sekündigen Umrundung bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 200 Sachen einen Höhepunkt nach dem anderen erleben. Die Extravaganz beginnt schon bei der Boxenausfahrt, die durch einen Tunnel hinauf auf die andere Pistenseite führt.

Die Auslaufzone der Haarnadel verläuft direkt unterhalb der Zuschauertribüne, so dass die Autos unter den Zuschauern verschwinden, wenn sie von der Strecke abkommen. Die Gegengerade mit rund 1170 Metern gehört zu den längsten Vollgaspassagen im Rennkalender und sorgt für Höchstgeschwindigkeiten bis zu 320 km/h. Die größte Steigung beträgt 4,1 Prozent und das größte Gefälle 3,3 Prozent. An mindestens drei Stellen gibt es die Möglichkeit, am Gegner "vorbeizufliegen".

Absoluter Höhepunkt jeder Runde ist für die Piloten die Fahrt durch das monumentale 500-Zimmer-Hotel, das mit 4800 LED-Tafeln an der Oberseite spektakuläre Lichteffekte in die Wüstennacht zaubert. Übrigens: Gestartet wird der Grand Prix in Abu Dhabi noch bei Tageslicht um 17 Uhr Ortszeit (bei uns 14 Uhr), enden wird er aber unter Flutlicht.

Der Stand der Sonne beim Start ist für Hermann Tilke bei seiner Planung eines der wichtigsten Kriterien. Tilke erklärt: "Wir können den edelsten Rennparcours bauen, wenn aber die Fahrer und die Zuschauer beim Rennen permanent gegen die Sonne blinzeln müssen, ist die ganze Strecke unbrauchbar." Es gibt eigentlich nichts, woran der Architekt nicht denkt. Bei seinen Projekten in den arabischen Ländern lässt der 57-Jährige auch den Gebetsraum mit Pfeil gen Mekka erkennen. Ihm ist die Philosophie hinter seinen Projekten stets ein Anliegen. Die Kultur eines jeweiligen Landes soll in irgendeiner Form integriert werden: "Man soll an der Strecke ruhig wissen, in welchem Land man ist", sagt Tilke.

Auf einen Blick

Timo Glock wird auch beim Finale der Formel 1 fehlen. "Ich wäre so gern gefahren, gerade beim letzten Rennen, gerade auf einer neuen Strecke", sagte der Toyota-Pilot gestern. Seine beim schweren Unfall am 3. Oktober in Japan erlittenen Verletzungen am Rücken und in der Kniekehle lassen einen Start aber noch nicht zu. Erst in 14 Tagen soll Glock wieder komplett fit sein. dpa

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