Die FIFA entlässt ihre Korruptionsjäger

MANAMA · Der Fußball-Weltverband hat am Dienstag entschieden, die Chefs der Ethikkommission zu ersetzen. Chefermittler Cornel Borbely und der Deutsche Hans-Joachim Eckert stehen beim FIFA-Kongress nicht mehr zur Wahl.

Die Entscheider der wankenden FIFA tagten über fünf Stunden, diskutierten hitzig - und trafen in der Wüste von Bahrain fragwürdige Entscheidungen. Per Handstreich und entgegen der Kritik aus Deutschland servierte das Council am Dienstag die beiden Vorsitzenden der Ethik- und den Chef der Governance-Kommission ab. FIFA-Präsident Gianni Infantino macht sich den Fußball-Weltverband, wie er ihm gefällt.

Ermittler Cornel Borbely aus der Schweiz und der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert hätten ihre Arbeit als Korruptionsjäger in der Ethikkommission gerne fortgesetzt. Beide wurden aber nicht als Kandidaten für den Wahl-Kongress am Donnerstag vorgeschlagen. Reinhard Grindel hatte sich genau dafür eingesetzt.

"Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely im Amt bleiben, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der FIFA einen entscheidenden Beitrag geleistet haben", hatte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor seiner ersten Council-Sitzung gesagt. Der Großteil des Rats war aber offenbar anderer Meinung.

Dass die Ethiker nicht sonderlich beliebt sind, war kein Geheimnis - und darf wohl auch als Auszeichnung für die Arbeit der Kommission verstanden werden. Borbely und Eckert hatten in den vergangenen Jahren auch vor den großen Fischen im Korruptionssumpf nicht haltgemacht. Die Kommission brachte unter anderem FIFA-Chef Joseph S. Blatter und den Präsidenten der europäischen Fußball-Union (Uefa), Michel Platini, zu Fall.

Die Amtszeiten von Borbely und Eckert endeten zwar in der Kongress-Woche. Hätte das Council sie nominiert, wäre ihre Wiederwahl aber wohl nur Formsache gewesen. Eckert war seit 2012 Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, Borbely löste 2014 Michael J. Garcia als "Chef-Ermittler" ab. Zuvor war er bereits seit 2013 Stellvertreter des US-Amerikaners gewesen.

Governance-Chef Miguel Poiares Maduro hatte sein Amt sogar erst vor einem Jahr angetreten. Der Portugiese war von 2003 bis 2009 Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH). Von dort kommt auch Eckerts vermeintlicher Nachfolger. Der Grieche Vassilios Skouris wirkte zwölf Jahre lang als Präsident des EuGH. Die Ermittlungen sollen in Zukunft über die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas laufen. Statt Maduro wird Justice Mukul Mudgal aus Indien zur Wahl stehen.

Vom Tisch ist derweil die sofortige (Vor-)Vergabe der Mega-WM 2026 an die USA, Kanada und Mexiko. Das Council will weiteren Bewerbern bis zum 11. August Zeit einräumen, ihr Interesse zu äußern. Eine Entscheidung soll dann beim FIFA-Kongress 2018 in Moskau fallen. Allerdings bleibt der Verbund der drei Länder so oder der haushohe Favorit für die Ausrichtung des Turniers, das erstmals mit 48 statt 32 Teilnehmern gespielt werden wird. Von welchen Kontinenten die Teilnehmer kommen, wurde am Dienstag ratifiziert. Aus Europa spielen 16 Nationen um den Titel - drei mehr als beim bisherigen WM-Format, das 2018 in Russland und 2022 in Katar noch Bestand haben wird.

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