Die Festung organisiert sich

Saarlouis. Sie trommeln, klatschen, schimpfen, feiern. Fans gehören zum Handball wie die Tore und der Ball. Gerade bei einem Verein wie dem Zweitligisten HG Saarlouis, bei dem die finanziellen Mittel begrenzt sind, nehmen sie eine wichtige Rolle ein - und können sich sogar für manchen Punktgewinn verantwortlich zeichnen

Saarlouis. Sie trommeln, klatschen, schimpfen, feiern. Fans gehören zum Handball wie die Tore und der Ball. Gerade bei einem Verein wie dem Zweitligisten HG Saarlouis, bei dem die finanziellen Mittel begrenzt sind, nehmen sie eine wichtige Rolle ein - und können sich sogar für manchen Punktgewinn verantwortlich zeichnen. Bei Heimspielen spielt die Mannschaft so ganz regulär mit einem "achten Mann". An diesem Samstag muss der Ex-Verein des nach überstandener Fingerverletzung wieder einsatzfähigen HG-Kapitäns Danijel Grgic, der ThSV Eisenach, in der "Festung Stadtgartenhalle" antreten (19.30 Uhr). "Eisenach ist mit großen Erwartungen in die Saison gestartet und steht jetzt unter Druck", sagt der HG-Vorsitzende Richard Jungmann, "die haben mit einem Aufstieg geliebäugelt, haben die Runde aber schwach begonnen".

Mitten im ligaweit berüchtigten Saarlouiser Publikum sitzt am Samstag auch Michael Demmer. Der 36-Jährige ist so etwas wie der Fanbeauftragte der HG. "Gerade die Jüngeren wollten schon früher so etwas starten. Aber da fehlte wohl ein Erwachsener im Hintergrund. Noch zu Regionalligazeiten habe ich mich dann dazu bereit erklärt, und wir haben das Projekt unter dem Motto ,Fans für Fans' gegründet", erklärt Demmer die Entstehung des Fanprojektes "Festung Stadtgartenhalle". Als endgültigen Startschuss dieser Initiative sieht er die Freischaltung des Internet-Portals www.festung-stadtgartenhalle.de Ende Mai dieses Jahres. "Das Portal sollte zum Austausch der Saarlouiser Fans untereinander dienen und Gästefans wichtige Tipps und Informationen bieten. Dass sich daraus ein Fanclub entwickeln könnte und dass ich jetzt quasi der Kopf des Ganzen bin, war so nicht geplant", betont Demmer.

Laut Statistik lag die HG Saarlouis in der vergangenen Saison mit 1500 Zuschauern deutlich über dem Liga-Durchschnitt (1204) und auf Platz vier der Zuschauertabelle der 2. Liga Süd - und das als Aufsteiger. Trotzdem sieht Demmer vor allem im Bereich der Fan-Organisation Nachholbedarf: "Wir wollen nächstes Jahr einen Verein gründen, um mehr Struktur in das Ganze zu bringen. Wir wollen so viele Fans wie möglich - ob jung oder alt, ist völlig egal - unter einen Hut bekommen, um die Stimmung in der Halle weiter voran zu bringen und dadurch die Mannschaft besser unterstützen zu können", steckt sich Demmer große Ziele und merkt kritisch an: "Bei jedem Spiel sitzen 1600 Leute in der Halle, und irgendwie ist jeder nur für sich da, schaut sich das Spiel an und geht danach wieder heim. Das ist irgendwie schade."

Richard Jungmann sieht das genauso. "Es wäre schön, wenn alle Fangruppierungen zusammenfinden würden. Bei dieser Vielzahl von Zuschauern ist es wichtig, dass eine Gruppe für eine gewisse Grundstimmung sorgt", sagt der HG-Vorsitzende und kündigt an, das Projekt von Vereinsseite zu begleiten. "Es wäre schön, wenn alle Fan-

gruppierungen zusammen-

finden würden."

Richard Jungmann, Vorsitzender der

HG Saarlouis

Hintergrund

Das Bundessportgericht des Deutschen Handball-Bundes hat nach einem erstinstanzlichen Urteil dem HSC Coburg und der HSG Frankfurt jeweils zwei Punkte aus den Spielen gegen den Bergischen HC zugesprochen. Beide Vereine, direkte Konkurrenten der HG Saarlouis im Kampf um die Qualifikation zur eingleisigen 2. Liga, reichten gemeinsam mit dem TV Bittenfeld Einspruch gegen die Wertung der Spiele ein, weil BHC-Akteur Hendrik Pekeler nicht hätte spielen dürfen. Beide zogen dadurch mit Saarlouis in der Tabelle gleich (11:17 Punkte). Der Bergische HC will in Berufung gehen. zen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort