Die erste Liebe lässt die WM vergessen

Sie hieß Christine. Kam aus Münster. Hatte glatte dunkle Haare. Eine Zahnspange. Und ein wahnsinnig süßes Lächeln. Bevor ich sie kennen gelernt hatte, dachte ich, mein Herz würde nur für Fußball schlagen. In diesem Urlaub, im Sommer 1990 auf der Insel Ischia direkt vor Neapel, war plötzlich alles anders.Ich war damals zwölf, wollte unbedingt Fußballprofi werden

Sie hieß Christine. Kam aus Münster. Hatte glatte dunkle Haare. Eine Zahnspange. Und ein wahnsinnig süßes Lächeln. Bevor ich sie kennen gelernt hatte, dachte ich, mein Herz würde nur für Fußball schlagen. In diesem Urlaub, im Sommer 1990 auf der Insel Ischia direkt vor Neapel, war plötzlich alles anders.Ich war damals zwölf, wollte unbedingt Fußballprofi werden. Und natürlich habe ich die Weltmeisterschaft in mich aufgesogen. Der sensationelle 4:1-Erfolg gegen Jugoslawien mit Matthäus' unwiderstehlichem Solo, die Spuck-Attacke von Rijkaard gegen Völler. Nur vom Finale habe ich praktisch nichts mitbekommen. Außer einem lauten Aufschrei der versammelten deutschen Urlauber, die sich am Swimmingpool des Hotels rund um einen kleinen Fernseher gedrängelt hatten. Es muss Brehmes Elfmeter gewesen sein. Der Rest war Christine. Ich war das erste Mal verliebt.Nach dem Urlaub hab ich Christine nicht mehr gesehen. Fußballprofi bin ich auch nicht geworden. Das WM-Finale hab ich erst Jahre später auf Video gesehen. Aber Weltmeister - ja, wie ein Weltmeister hab ich mich damals am 8. Juli 1990 gefühlt. Und eines weiß ich genau: Wenn ich wieder Weltmeister werde, dann werde ich die Frau auch küssen.Vor 20 Jahren wurde Deutschland in Italien zum letzten Mal Fußball-Weltmeister. SZ-Redakteure und Mitarbeiter schreiben, wo sie am 8. Juli 1990 waren und wie sie sich gefühlt haben, als Andi Brehme die DFB-Elf in Rom gegen Argentinien per Elfmeter zum Titel schoss.

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