Die Eintracht feiert sich selbst

Frankfurt · Der Präsident wiedergewählt, die Schulden gesenkt, das Vereinsvermögen erhöht: Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt feierte sich auf der Mitgliederversammlung selbst. Dabei hatte es im Vorfeld nicht so ausgesehen.

Am Ende einer denkwürdigen Mitgliederversammlung standen Peter Fischer die Tränen in den Augen. Gerührt von seinem klaren Wahlsieg und aufgekratzt von einem monatelangen Wahlkampf mit schmutzigen Vorwürfen auf beiden Seiten ließ sich der neue und alte Präsident des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt minutenlang feiern. "Ich bin stolz, Präsident dieses Vereins zu sein", sagte der 58-Jährige, "und ich bin einer, der sich sehen lassen kann."

99 Prozent der zu später Stunde noch versammelten 1308 stimmberechtigten Mitglieder votierten am Sonntag für Fischer - Gegenkandidat Rainer Schäfer hatte kurz zuvor seine Kandidatur zurückgezogen. "Wenn man im letzten Spiel 0:6 verliert, sollte man das Feld anderen überlassen", meinte der Herausforderer. Schäfer hatte am Mittag noch Hoffnungen auf einen Sieg gehabt, doch diese starben spätestens mit den von den Verantwortlichen präsentierten Zahlen.

Einen Jahresüberschuss von 350 000 Euro erwirtschafteten die Hessen im vergangenen Geschäftsjahr, das Eigenvermögen des Vereins stieg auf 735 000 Euro. Die Verbindlichkeiten sanken im Umkehrschluss von 13,5 Millionen auf 10,5 Millionen, von den 3,8 Millionen Steuerschulden wurden zudem bereits 2,7 Millionen beglichen.

"Die Finanzen sind geordnet", sagte Schatzmeister Thomas Förster vor dem Hintergrund dieser Zahlen, während Fischer von einem gelungenen "finanziellen Wendepunkt" sprach und sich auch einen Seitenhieb in Richtung seiner Kritiker nicht verkneifen konnte: "Wir wissen halt, wie es geht."

Zu den Kritikern gehörte übrigens auch Sylvia Schenk , Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International . Die ehemalige Stadträtin hatte unlängst Vergleiche zum Weltfußballverband Fifa gezogen und den Frankfurter Verein aufgefordert, unter anderem die Honorierung des Präsidenten offenzulegen. "Wir haben Transparenz gefordert, und jetzt haben wir sie bekommen. Warum nicht gleich so?", sagte die Anti-Korruptions-Kämpferin, nachdem Förster der Forderung nachgekommen war.

Der Triumph des Präsidiums um Fischer, der seit 2000 im Amt ist und dieses nun mindestens bis 2018 bekleiden wird, eröffnet Eintracht Frankfurt und vor allem auch der Fußball-Abteilung nun wieder neue Möglichkeiten. Mäzen Wolfgang Steubing wird seine Schatulle weiter öffnen, zudem könnte Torhüter und Kapitän Kevin Trapp einen neuen Vertrag unterschreiben. Der 24-Jährige, dessen Kontrakt im kommenden Jahr ausläuft, hatte im Vorfeld betont, dass eine Wiederwahl Fischers bei Vertragsgesprächen zumindest wichtig sei.

"Ich sehe eine gute Zukunft für Eintracht", sagte unterdessen Vorstands-Boss Heribert Bruchhagen, der die "Geschlossenheit und Kontinuität" im Verein hervorhob. Gleichzeitig warnte er vor Stillstand: "Neue Wege muss man beschreiten, dabei aber höllisch aufpassen, dass sie in die richtige Richtung gehen."

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