Die „Eigentore“ tun richtig weh

Madrid · Das Halbfinale der Champions League findet aller Voraussicht nach ohne Borussia Dortmund statt. Gegen Real Madrid benötigt der Vorjahresfinalist schon ein Fußball-Wunder zum Sprung in die nächste Runde.

Mats Hummels hatte die Nase gestrichen voll. Als sich die übrigen Borussen nach dem Abpfiff brav von ihren mitgereisten Fans verabschiedeten, war der Fußball-Nationalspieler längst wutschnaubend in den Katakomben des Stadions Santiago Bernabeu verschwunden. Sein Ärger über die 0:3 (0:2)-Niederlage bei Real Madrid stieß nicht nur bei Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auf Verständnis. "Wir haben verloren, das ist unsere Schuld. Und wir haben uns keine Situation erarbeitet, in der wir Kampfansagen für das Rückspiel formulieren könnten", sagte Klopp. Wichtig sei es nun, dass sich seine Spieler im Klaren darüber sind, warum das Ergebnis zu Stande gekommen ist. Hummels war es offensichtlich nach dem Abpfiff klar.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc hätte sich am Mittwochabend in Madrid einen Anschlusstreffer gewünscht: "Der hätte eine andere Situation für uns bedeutet." Vereinschef Hans-Joachim Watzke sagte mit Blick auf das Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr): "Wir werden gut auftreten. Und ich glaube, dass auch Real weiß, das es nicht so leicht ist." Derweil ging Klopp zur Analyse über und klagte über zwei "Eigentore": "Wir haben Madrid zwei Mal den Ball in den Fuß gespielt und waren selbst im Strafraum nicht cool genug. Wenn man kein Tor macht, steht man am Ende doof da." So wie die Borussen in der Neuauflage des Vorjahres-Halbfinals, in dem sie mit einem 4:1 im Hinspiel zu Hause den Grundstein für den Finaleinzug gelegt hatten. "Doch in unserer Mannschaft standen heute nur vier Spieler von damals", stellte der starke Torhüter Roman Weidenfeller am Mittwoch fest. Real habe sich dagegen unter anderem mit Isco und Gareth Bale verstärkt, unterstrich Klopp.

Bale war es auch, der Dortmund mit einem Treffer nach drei Minuten kalt erwischte. "Das Tor hat Real in die Karten gespielt", sagte Nuri Sahin. Denn danach drehten die Spanier eine halbe Stunde lang auf. Zum 2:0 von Isco (27. Minute) benötigten sie aber die Schützenhilfe von Henrich Mchitarjan. Und beim 3:0 durch Cristiano Ronaldos 14. Treffer im laufenden Wettbewerb (58.), womit der Weltfußballer den Rekord von Lionel Messi vom FC Barcelona aus der Saison 2011/2012 einstellte, von Lukasz Piszczek. Man habe so viel richtig gemacht, aber auch drei Fehler, die auf diesem Niveau brutal bestraft würden, erklärte Klopp. Was wäre gewesen, wenn seine Mannschaft in ihrer wesentlich stärkeren zweiten Halbzeit ihre zahlreichen Konterchancen genutzt hätte? "Wir haben Real den Gefallen getan, sie nicht zu Ende zu spielen", sagte Klopp.

Es bleibt Spekulation, ob der gelbgesperrte Robert Lewandowski für eine bessere Ausgangslage gesorgt hätte. Im Rückspiel darf er wieder ran, dafür ist Sebastian Kehl nach der dritten Gelben Karte gesperrt. Es muss eben alles stimmen beim BVB, um einen Gegner des Formats von Real auswärts aus den Angeln zu heben. Das tat es am Mittwoch nicht. Das wussten die Spieler. Allen voran vermutlich Hummels.

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