Die „Dominierer“ sind einfach nicht zu schlagen

LAHTI · Die nordischen Kombinierer aus Deutschland sind eine Klasse für sich. Bei der WM in Lahti gewannen sie überlegen Staffel-Gold.

(sid) Johannes Rydzek genoss die letzten Meter im Zeitlupen-Tempo, dann legte er im Ziel mit den johlenden Teamkollegen ein Freudentänzchen hin: Die deutschen Kombinierer haben bei der WM in Lahti ihren Titel in der Staffel verteidigt und wie beim Vierfachsieg um Rydzek zwei Tage zuvor ihre Dominanz ausgespielt.

"Einfach geil, das war heute richtig zum Genießen. Wir haben uns aber auch für viel harte Arbeit belohnt", sagte Rydzek, der die "Dominierer" wie schon vor zwei Jahren in Falun als Schlussläufer ins Ziel führte. Zuvor hatten Björn Kircheisen, Olympiasieger Eric Frenzel und Fabian Rießle ihrem Star im Team den Weg zu einem nie gefährdeten Sieg bereitet.

Die zweitplatzierten Norweger hatten 41,7 Sekunden Rückstand, Österreich auf Platz drei lag 1:03,7 Minuten zurück. "Ich habe schon Druck gespürt. So einfach, wie das manchmal bei uns ausschaut, ist es nicht", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. 27 Jahre lang hatten die deutschen Kombinierer auf einen großen Teamtitel warten müssen, bis ihnen 2015 der erlösende WM-Erfolg gelang - eine Durststrecke, die angesichts der derzeitigen Ausnahmestellung unwirklich erscheint.

Nach dem historischen Coup im Einzel-Wettbewerb, als Rydzek, Frenzel, Kircheisen und Rießle die Plätze eins bis vier belegt hatten, war auch der Staffel-Erfolg einer für die Geschichtsbücher. "Das ist heute das Sahnehäubchen für uns gewesen", sagte Frenzel.

Mit seinem vierten WM-Titel sowie nun elf Medaillen zog Frenzel an Ronny Ackermann vorbei und ist nun erfolgreichster deutscher Wintersportler in der Geschichte Nordischer Weltmeisterschaften. Rydzek sicherte sich ebenfalls den vierten WM-Titel seiner Karriere. Der 33 Jahre alte Kircheisen, der mit nun zwölf WM-Medaillen die meisten aller Kombinierer hat, erreichte die späte Krönung seiner Karriere: Nach acht Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften und drei bei Olympischen Spielen holte er erstmals Gold. "Ich kann es noch nicht glauben, dafür habe ich seit 2002 gekämpft", sagte er. Als Frenzel, Rydzek und Rießle zusammen mit dem mittlerweile zurückgetretenen Tino Edelmann bei der WM 2015 in Falun den ersten großen deutschen Team-Titel seit Olympia 1988 holten, war Kircheisen nur Ersatzmann. Rießle meinte: "Endlich haben wir aus Silbereisen einen Goldeisen gemacht."

Dass es für ihn in Lahti mit dem ersehnten Triumph klappen würde, war eigentlich schon nach dem Springen gestern Vormittag klar. "Kompliment an alle vier, das waren vier Granaten", sagte Schanzentrainer Ackermann, nachdem seine Jungs 44 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierten Japaner herausgearbeitet hatten. Kircheisen machte daraus in der Loipe über 50 Sekunden und meinte: "Das sollte langen." In der Tat: Es war eine einzige lange deutsche Ehrenrunde.

Die Rekordjagd in Lahti ist damit längst nicht beendet: Am Mittwoch steht das Einzel auf der Großschanze an, zwei Tage später der Teamsprint. Vor allem Rydzek könnte in neue Dimensionen vordringen: Drei Titel bei einer WM hat bislang nur der Franzose Jason Lamy Chappuis 2013 in Val di Fiemme gewonnen - Rydzek könnte vier gewinnen.

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