Die deutsche Speerspitze für die WM in Berlin
Offenburg. Seit den Olympischen Spielen in Peking hat Christina Obergföll einen seltenen Titel: einzige Medaillengewinnerin der deutschen Leichtathletik. Und spätestens nach ihrem tollen Saisoneinstand von 68,40 Meter gilt die Speerwerferin auch als eine Bank für die WM. "Ich will in Berlin einen phänomenalen Wettkampf abliefern und persönliche Bestleistung werfen
Offenburg. Seit den Olympischen Spielen in Peking hat Christina Obergföll einen seltenen Titel: einzige Medaillengewinnerin der deutschen Leichtathletik. Und spätestens nach ihrem tollen Saisoneinstand von 68,40 Meter gilt die Speerwerferin auch als eine Bank für die WM. "Ich will in Berlin einen phänomenalen Wettkampf abliefern und persönliche Bestleistung werfen. Wenn ich über 70 Meter schaffe und damit Vierte werde, dann ist das okay."
Am Ende der vergangenen Saison hatte Obergföll genug vom immer gleichen Trott. "Mensch, Werner", sagte sie zu ihrem langjährigen Trainer Daniels, "lass uns was verändern." Bereits bei den Meetings hatte die zweimalige Vize-Weltmeisterin beim besten Speerwerfer der Welt, Andreas Thorkildsen, angeklopft: Ob sie mal zu ihm nach Norwegen kommen könne? Der Doppel-Olympiasieger - "supernett, bodenständig, hilfsbereit und ohne Allüren" - lud die Deutsche ein. Fünf Tage lang in Oslo und noch mal 14 Tage Trainingslager in Südafrika wurden daraus.
Obergföll lernte, wie man mit unendlich vielen Ballwürfen an eine Wand die Technik verbessert und mit Turnübungen die Schultermuskulatur stärkt. Thorkildsen war nicht Obergfölls einziger Ratgeber: Im vergangenen September wurde sie von Miklos Nemeth, dem Olympiasieger von 1976, angesprochen. Der Ungar vertreibt heute Speere und ist der Meinung, dass die deutsche Rekordhalterin und Olympia-Dritte athletisch die beste der Welt ist - aber ihre Kraft nicht perfekt umsetzt. "Er hat mir beigebracht, ganz anders über die Technik nachzudenken", sagt sie, nachdem sie im März zwei Tage lang in Budapest bei Nemeth Videos studierte und Übungen im Stadion machte.
Seit dem vergangenen Jahr ist Christina Obergföll mit dem früheren Weltklasse-Speerwerfer und heutigen Männer-Bundestrainer Boris Henry liiert. An ihren gemeinsamen Wochenenden in Offenburg oder Saarbrücken trainieren die beiden zwar nicht zusammen, es gibt aber einen fachlichen Austausch - auch mit Werner Daniels. Der will "nicht radikal alles ändern", ist aber wie sein Schützling optimistisch, dass sie wieder die Speerspitze der deutschen Leichtathletik sein kann. dpa