Fußball Die Bundesliga spielt nur noch eine Nebenrolle

Kasan · Nur noch 13 Deutschland-Legionäre sind im WM-Turnier vertreten, andere Länder davongezogen. Doch die Liga will keine Krise erkennen.

 So wie hier Schwedens Emil Forsberg (2. v. r.) den deutschen Spielern zu enteilen droht, so sind andere Ligen der Bundesliga enteilt. Forsberg ist einer von nur wenigen WM-Torschützen, die ihr Geld in Deutschland verdienen.

So wie hier Schwedens Emil Forsberg (2. v. r.) den deutschen Spielern zu enteilen droht, so sind andere Ligen der Bundesliga enteilt. Forsberg ist einer von nur wenigen WM-Torschützen, die ihr Geld in Deutschland verdienen.

Foto: dpa/Christian Charisius

80 Prozent der Bundesliga-Profis bei der Fußball-WM haben sich schon verabschiedet, die deutschen Titelverteidiger sind krachend gescheitert: Die „Liga der Weltmeister“ schaut nur zu, wenn in Russland der Kampf um den Goldpokal in die entscheidende Phase geht. Doch eine Krise will niemand erkennen. „Wenn man sieht, dass auch Nationen wie Spanien, Portugal, Argentinien ausgeschieden sind, die im Wesentlichen auch die Topclubs aus Spanien bestücken, glaube ich, kann man da keine großen Rückschlüsse auf die Bundesliga ziehen“, sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.

Fünf Kroaten, drei Schweden, drei Belgier und zwei Franzosen sind noch im Rennen – für alle anderen, die aus der Bundesliga zur WM reisten, ist das Turnier schon vor dem Viertelfinale vorbei. Torschützenkönig Robert Lewandowski erlebte mit Polen ein Fiasko und traf nicht ein Mal, sein Bayern-Kollege James musste beim Elfmeter-K.o. seiner Kolumbianer gegen England verletzt zuschauen, Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer scheiterte mit neun anderen Bundesliga-Schweizern am Außenseiter Schweden, der BVB-Europameister Raphael Guerreiro schied mit Portugal aus. Von den 15 gestürzten Weltmeistern, die in ihrem Heimatland spielen, ganz zu schweigen.

„Es passiert schon mal, dass man als sehr, sehr guter Spieler mit seiner Nationalmannschaft ausscheidet“, sagte Trainer Friedhelm Funkel vom Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, „das sollte man nicht auf die Bundesliga schieben.“ Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann stimmte zu: Das schwache Abschneiden habe „gar nichts“ mit der Qualität der Bundesliga zu tun. Auch Florian Kohfeldt von Werder Bremen meinte: „Einen direkten Zusammenhang kann ich da nicht erkennen.“ Einzig Augsburgs Manager Stefan Reuter nannte das frühe Aus der Nationalmannschaft „ein ganz schlechtes Zeichen für den deutschen Fußball“.

Fakt ist: Die Bundesliga spielt in Russland nur eine Nebenrolle. In der Runde der letzten Acht stehen fast viermal so viele England-Profis (51), trotz des Ausscheidens Spaniens mehr Spieler aus der Primera Division (24) und sogar mehr Akteure aus der russischen Liga (24). Auch Italien (20) und Frankreich (19) liegen deutlich vor der Bundesliga (13). Vier der acht Viertelfinalisten kommen ganz ohne Hilfe aus Deutschland aus: Werden Brasilien, England, Uruguay oder Russland Weltmeister, geht die Bundesliga ganz leer aus. Gezählt wurden dabei die Clubs der vergangenen Saison, bei denen die Spieler bis zum 30. Juni und damit für die meisten WM-Spiele unter Vertrag standen.

Auch wenn RB Leipzigs Emil Forsberg Schweden ins Viertelfinale schoss – als Torschützen treten die Bundesliga-Profis in Russland eher selten in Erscheinung. 13 Treffer stehen nach 56 von 64 WM-Spielen zu Buche. Vor vier Jahren erzielten allein die Spieler von Bayern München 18 WM-Tore. Mit insgesamt 35 Treffern führte die Bundesliga zusammen mit der englischen Premier League die Torschützenliste an.

Jetzt sind England (40 Tore) und Spanien (35) weit enteilt. Kein Wunder, die besten WM-Torjäger Harry Kane (6), Romelu Lukaku und Cristiano Ronaldo (je 4) spielen in der Premier League oder in der Primera Division. Aber auch Frankreich (14) mit den PSG-Stars Kylian Mbappé, Edinson Cavani (je 3) und Neymar (2) ist vorbeigezogen.

Der Absturz bei der WM reiht sich nahtlos an das enttäuschende Abschneiden im Europapokal, in dem nur drei von sieben Klubs die K.o.-Runde erreichten. Vor vier Jahren hatten noch vier Vereine im Champions-League-Achtelfinale gestanden. Und das „German Endspiel“ in Wembley um die Königsklasse zwischen Bayern und dem BVB lag erst ein Jahr zurück.

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