Die bösen Buben wollen Rio rocken

Rio de Janeiro · Die deutschen Handballer wollen nach ihrem EM-Coup von Polen auch in Rio de Janeiro um die Medaillen mitspielen, am liebsten um die goldene. Heute bestreitet die Mannschaft ihren letzten Test gegen Kroatien.

 Die deutschen Handballer haben nicht nur viel Gepäck nach Rio mitgebracht, sondern auch viele Erwartungen. Sie wollen um die Goldmedaille mitspielen. Foto: roessler/dpa

Die deutschen Handballer haben nicht nur viel Gepäck nach Rio mitgebracht, sondern auch viele Erwartungen. Sie wollen um die Goldmedaille mitspielen. Foto: roessler/dpa

Foto: roessler/dpa

Dagur Sigurdsson verschenkt auf der Jagd nach olympischem Edelmetall keine Minute. Und so bat der Bundestrainer seine Handballer nur wenige Stunden nach der Ankunft zur ersten Trainingseinheit in Rio de Janeiro . Kapitän Uwe Gensheimer und Co. sprühen nach ihrer olympischen Zwangspause 2012 vor Tatendrang, dem EM-Coup von Polen soll am Zuckerhut möglichst die erste olympische Medaille seit Silber 2004 folgen.

"Wir wollen unser Bad-Boy-Image aufrecht erhalten", sagt Gensheimer vor der Olympia-Generalprobe der deutschen Europameister heute gegen Kroatien (15 Uhr) und gibt als "konkretes Ziel" für das Turnier aus, "jedes Spiel zu gewinnen". Als selbst ernannte Bad Boys hatten die Handballer im Januar sensationell den EM-Titel gewonnen, knapp sieben Monate später wollen sie Rio rocken.

Die Vorfreude auf ihre Rückkehr auf die olympische Bühne ist nach der verpassten Qualifikation für London riesig, allerdings wartet im Olympischen Dorf auch eine Menge Ablenkung. "Für uns alle ist es das erste Mal bei Olympischen Spielen. Ich glaube, da kommt einiges auf uns zu. Wir sind alle gespannt", sagt Gensheimer.

Zuletzt offenbarte die Auswahl ohnehin auch Schwächen - vor allem in der Konzentration. Zum Auftakt in die heiße Olympia-Testphase gab es Anfang Juni durch die 25:27-Pleite gegen Russland einen kleinen Dämpfer. Beim Härtetest in Straßburg verlor das Team gegen Mitfavorit Dänemark mit 19:25 und ließ dabei eine Reihe klarster Torchancen liegen.

"Jeder hat Schwächen, auch unsere Konkurrenten. Jetzt geht es darum, unsere Schwächen zu minimieren und weiter unsere Stärken auszuspielen", sagt Sigurdsson. Letzte Aufschlüsse soll der heutige Test gegen Kroatien geben.

Schon am Sonntag (16.30 Uhr) wird es gegen Rekord-Europameister Schweden in der riesigen Future Arena mit 12 000 Sitzplätzen dann ernst. Danach geht es im Zwei-Tage-Rhythmus weiter gegen Polen (9. August), Gastgeber Brasilien (11. August), Slowenien (13. August) und Ägypten (15. August). Die besten vier Teams qualifizieren sich fürs Viertelfinale - dem erklärten Minimalziel der Verbandsspitze.

Entscheidend für den Turnierverlauf wird sein, wie die junge Mannschaft mit der neuen Situation umgeht, nicht mehr der Außenseiter zu sein. Für Sigurdsson ist das kein Problem. "Es wird viel über die Underdog-Rolle gesprochen, aber bei der EM waren wir auch nur in zwei Spielen der Außenseiter", sagt der Isländer: "Insofern können wir mit allen Situationen umgehen."

Am mangelnden Selbstbewusstsein wird die Medaillen-Mission keinesfalls scheitern. Auch wenn Torhüter Andreas Wolff, der Aufsteiger und Leistungsträger bei der erfolgreichen EM, einräumt, bei aller Vorfreude auch ein bisschen "nervös" zu sein, kündigt er schon neue Heldentaten an: "Unser Ziel sollte auf jeden Fall die Halbfinal-Teilnahme sein und nach Möglichkeit auch die Goldmedaille." So weit will Oliver Roggisch dann doch noch nicht gehen. "Wenn wir jetzt gleich anfangen, über Titel zu sprechen, wäre es wohl vermessen", meint der Teammanager.

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