Pfingstsportfest in Rehlingen Die Besten haben noch Luft nach oben

Rehlingen · 4500 Zuschauer beim Pfingstsportfest in Rehlingen sahen gestern durchwachsene Leistungen, vor allem der heimischen Top-Athleten.

 Erst kommt der Urschrei, dann bringt Piotr Lisek seine Weltklasse auf die Bahn. Der Pole gewann den Stabhochsprung-Wettbewerb beim Rehlinger Pfingstsportfest gestern mit der Höhe von 5,70 Metern. Foto: Ruppenthal

Erst kommt der Urschrei, dann bringt Piotr Lisek seine Weltklasse auf die Bahn. Der Pole gewann den Stabhochsprung-Wettbewerb beim Rehlinger Pfingstsportfest gestern mit der Höhe von 5,70 Metern. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Das beste Rehlingen seit Jahrzehnten hatte sich angekündigt, und die Leichtathletik-Fans im Saarland verliehen dem Pfingstsportfest im Bungertstadion auch einen angemessenen Rahmen. Geschätzte 4500 Zuschauer im Rund - "die beste Resonanz in diesem Jahrtausend", jubelte Meeting-Chef Lutwin Jungmann bei strahlendem Sonnenschein. Nur die Leistungen der Athleten waren überraschend zurückhaltend angesichts der Weltklasse-Besetzung der 53. Auflage des Sportfestes.

Nicht so beim Stabhochspringer Piotr Lisek, der kurz vor dem Ende 5.70 Meter übersprang, nah dran am Stadionrekord von Björn Otto aus dem Jahr 2012 (5,72), und sich danach an 5,80 Metern versuchte. Im dritten und letzten Versuch scheiterte Lisek knapp, vollzog unter dem Jubel der Zuschauer trotzdem einen Rückwärts-Salto auf der Matte. Der Pole mag ganz offensichtlich das Saarland. Im Januar war er schon beim Neujahrsspringen im Merziger Zeltpalast dabei. "Ich habe einen guten Kontakt zu seinem Management", sagte der zweite Meeting-Organisator Werner Klein. Zwar waren die finanziellen Forderungen zunächst beträchlich - seit Merzig hat Lisek immerhin die Hallen-EM in Prag gewonnen und seine Hallen-Bestleistung auf 6,00 Meter geschraubt - "doch dank einer Leistungsprämie haben wir uns geeinigt", erzählte Klein.

Die Hoffnung auf einen hochklassigen Zweikampf mit Raphael Holzdeppe erfüllte sich nicht. Der Weltmeister von 2013 musste sich mit 5,60 Metern und Rang zwei begnügen, unzufrieden war er aber nicht. "Ich habe gute Sprünge gezeigt und weiß, was ich draufhabe. Das Training wird jetzt weniger und dann kommen die großen Höhen. Die WM-Norm von 5,70 Metern wird fallen, meine Ziele sind ohnehin viel höher", sagte der Zweibrücker mit Blick auf die Weltmeisterschaft im August in London.

Dort will auch 400-Meter-Läuferin Laura Müller hin. Allerdings tut sich die Rehlingerin in dieser Saison noch schwer. Nach 54,11 Sekunden beim Auftakt in Trier steigerte sich die 21-Jährige gestern auf 53,27 Sekunden - von der WM-Norm (51,70) ist sie aber weit entfernt. Niedergeschlagen und mit Kreislaufproblemen lag Müller nach dem Rennen fast 30 Minuten im Zielbereich. "Ich bin schon enttäuscht", sagte sie. Müller ging verdammt schnell an, lag bis 300 Meter vorne, das Tempo konnte sie aber nicht halten: "Ich muss mich an das Renngefühl noch herantasten. Ich habe mich viel zu sehr unter Druck gesetzt. Man muss als Sportler auch mit Niederlagen umgehen lernen, auch wenn ich dies hier nicht als Niederlage bezeichnen würde." Bei den nächsten Rennen in Regensburg und Dessau will sich Müller der Norm nähern.

Eine andere Rehlingerin hat die Norm gestern geschafft - zumindest für die U20-EM in Grosseto/Italien. Joana Staub vom LC Rehlingen schwamm im 800-Meter-Rennen so gut mit, dass in 2:06,25 Minuten eine tolle Zeit herauskam.

 Laura Müller musste auf den letzten Metern der Stadionrunde richtig kämpfen. Foto: Ruppenthal

Laura Müller musste auf den letzten Metern der Stadionrunde richtig kämpfen. Foto: Ruppenthal

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Starke Leistungen zeigten auch 400-Meter-Hürdenläuferin Jackie Baumann mit der persönlichen Bestleistung von 56,05 Sekunden (fünf Hundertstel über der WM-Norm) oder der Schweizer Hürdenläufer Karim Hussein in 49,36 Sekunden. Sein Duell mit Weltmeister Nicholas Bett fiel aus, weil der Kenianer beim Aufwärmen umknickte. Hussein, der in London um die Medaillen mitlaufen will, war's egal: "Meetings wie hier in Rehlingen gefallen mir fast besser als in großen Stadien, weil die Zuschauer so dicht dran sind. Und wenn man als Schweizer in Deutschland einen so großen Applaus bekommt und gewinnt, kann es nur ein fantastischer Tag gewesen sein."

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