Die Bayern fressen ihre Worte

München · „Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben.“ Das hatte Karl-Heinz Rummenigge 2011 gesagt, nachdem Arturo Vidal trotz Zusage in München nach Turin gewechselt war. Diesen unerwünschten Spieler will der FCB jetzt scheinbar trotzdem verpflichten – obwohl er diesmal offenbar Real Madrid zugesagt hat.

Beim Termin für das Mannschaftsfoto war Arturo Vidal nicht. Auch die China-Tour des FC Bayern München startete ohne den Chilenen. Doch der 28-jährige ist beim Fußball-Bundesligisten allgegenwärtig. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat den bevorstehenden Transfer von Chiles Fußball-Nationalspieler Arturo Vidal so gut wie bestätigt. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir Interesse haben, aber ich kann nicht bestätigen, dass alles fix ist. Da wird man Geduld haben müssen. Ich hoffe, dass am Ende des Tages der Spieler zu uns kommt", sagte Rummenigge gestern Abend.

Ausgerechnet Vidal, der vor vier Jahren in München zur unerwünschten Person erklärt wurde, soll nun für 36 Millionen Euro Ablöse zum deutschen Meister wechseln. Vidal, dessen Vertrag beim Champions-League-Finalisten Turin bis 2017 gilt, soll einen Fünfjahreskontrakt und pro Saison 6,5 Millionen Euro erhalten. Erstaunlich wäre der Transfer, weil Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Vidal 2011 zur "Persona non grata" erklärt hatte, nachdem der Chilene seine Zusage in letzter Sekunde zurückgenommen und die Bayern mit seinem Wechsel nach Turin brüskiert hatte.

Trainer Jupp Heynckes wollte den Mittelfeldspieler damals von Leverkusen nach München mitnehmen und hatte die Zusage Vidals. Weil dieser trotzdem nach Italien ging, warf ihm der damalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß Wortbruch vor. "Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben", hatte Rummenigge damals erklärt: "Hätte Vidal denselben Charakter wie Manuel Neuer oder Jérôme Boateng , dann hätte das geklappt."

2015 scheint dies bei den Bayern keinen mehr zu stören. Vidal, der mit einem unsteten Lebenswandel auffällt, wäre nach Douglas Costa, der für 30 Millionen Euro Ablöse von Schachtjor Donezk verpflichtet wurde, der zweite Großtransfer der Bayern. Sollte er nach München kommen, würde das Drumherum stark an den Vorfall von 2011 erinnern. Denn Real Madrid und Vidal sollen sich dieser Tage über einen Wechsel einig gewesen sein.

Bleibt abzuwarten, wie die Bayern-Fans darauf reagieren, dass die Münchner Chefetage offenbar ihre eigenen Worte von 2011 fressen und ausgerechnet den wortbrüchigen Vidal als Nachfolger von Muster-Profi Bastian Schweinsteiger haben will. Die Vereinsikone spielte seit 1999 für die Bayern. Die Identitätsfigur der Fans wechselte für knapp 20 Millionen Euro Ablöse zu Manchester United . Manche sagen der Weltmeister flüchtete nach England, weil - auch mit Blick auf sein Alter - der Rückhalt im Verein schwand. Bastian Schweinsteiger ist zwei Jahre älter als Arturo Vidal.

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