Die Angst greift um sich

Saarbrücken · Der DFB-Pokal-Schlager gegen Dortmund ist vollkommen in den Hintergrund gerückt. Beim 1. FC Saarbrücken hat das überraschende Aus im Saarlandpokal die Angst vor dem Abstieg aus der 3. Liga geschürt.

 FCS-Trainer Milan Sasic ist es bislang nicht gelungen, Zuversicht im Abstiegskampf zu verbreiten. Das Aus im Saarlandpokal schürt bei den Anhängern die Furcht vor dem Absturz. Foto: Schlichter

FCS-Trainer Milan Sasic ist es bislang nicht gelungen, Zuversicht im Abstiegskampf zu verbreiten. Das Aus im Saarlandpokal schürt bei den Anhängern die Furcht vor dem Absturz. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

"Die ganze Stadt stinkt nach Angst." Selten hat ein Filmzitat wie dieses aus dem dritten Teil der "Herr der Ringe"-Triologie die Situation rund um den Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken so treffend beschrieben. Nach der indiskutablen Vorstellung beim 1:2 im Achtelfinale des Saarlandpokals beim Sechstligisten SV Mettlach werden die Sorgenfalten beim FCS immer tiefer. "Wo soll das noch hinführen?", fragte ein Fan gestern am Rande des Trainings.

Kader verändert sich weiter

Die Angst, sie ist da. Die Angst vor dem Abstieg aus der 3. Liga und dem neuerlichen Absturz aus dem Profi-Fußball. Aktuell ist der FCS Vorletzter. Am Samstag kommender Woche, 16. November, steht das Kellerduell beim Tabellenletzten Burghausen an. Ein Schlüsselspiel - vor allem für die Stimmung rund um den Verein.

Die personelle Fluktuation der vergangenen Wochen hat die Verunsicherung - auch der Fans - eher verstärkt. Der Verein teilte auf seiner Internetseite mit, dass Frederic Ehrmann, Julian Kern und Pascal Pellowski künftig nur noch dem Oberliga-Kader angehören werden. Auch andere stehen offenbar auf dem Abstellgleis - Marc Lerandy sowieso. Das Thema um den suspendierten Kapitän hat sich seit Freitag erledigt. Der Vertrag mit dem 31-jährigen Innenverteidiger wurde "im beiderseitigen Einvernehmen" aufgelöst, wie der Verein mitteilte.

Um den Kader zahlenmäßig nicht zu klein werden zu lassen, hat Sasic die arbeitslosen Francois Marque, Vito Plut und Julien Humbert verpflichtet. Namen weiterer Neuzugänge, die spätestens in der Winterpause kommen sollen, kursieren. Ex-FCS-Spieler Manuel Zeitz vom Zweitligisten SC Paderborn wird hier genannt, ebenso vergleichsweise prominente Profis wie Stefan Reisinger (suspendiert bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf).

Die seit der Blamage in Mettlach wiederkehrende Frage der Anhänger, ob die Spieler, auch die vielen neuen, wirklich alles für ihren Verein geben, steht im Raum. Und sie erinnert stark an das Abstiegsjahr 2006/2007. Der neue Teamkoordinator Stephan Kling, damals als Spieler dabei, hält den Vergleich für "Schwachsinn". "Heute wissen alle, um was es hier geht. Das Bewusstsein ist ein anderes. Wir haben eine Tendenz nach oben und dürfen uns die nicht von einem Spiel kaputtmachen lassen", sagt Kling.

Doch dieses Spiel und die daraus wachsende Angst setzt sich in den Köpfen der Spieler fest. Die, die früher zu einem kurzen Plausch nach dem Training bereitstanden, verschwinden jetzt fast wortlos in der Kabine. Wie der Trainer, der - offensichtlich genervt von der schwierigen Situation in Saarbrücken - einfachste Fragen nicht mehr beantworten mag.

Spieler reden nicht mehr

Von früheren Stationen, auch beim 1. FC Kaiserslautern, haftet Milan Sasic das Image des "Diktators" an, vor dem die Spieler zittern. "Vor mir haben keine Spieler Angst", versuchte Sasic, diese "Vorschusslorbeeren" in einer seiner ersten Pressekonferenzen in Saarbrücken zu entkräften, "viele rufen mich heute noch an und bedanken sich dafür, dass ich sie weitergebracht habe."

Für die Angst der Kicker vor dem Trainer spricht die Antwort eines Spielers, der namentlich nicht genannt werden will, auf die Bemerkung eines Journalisten, in Burghausen müsse jetzt unbedingt gewonnen werden: "Ich darf das öffentlich so nicht sagen. Sonst gibt es Ärger. Aber unsere Meinungen gehen da nicht auseinander", sagte der Profi.

Mit Spannung erwartet werden nun die Ausführungen von Präsident Hartmut Ostermann am Dienstag auf der Mitgliederversammlung des Vereins (19 Uhr, Congresshalle). Bislang hatte der langjährige Hauptsponsor und neue Chef öffentlich geschwiegen. Nun wird er Stellung beziehen müssen - zur Transferpolitik, zur finanziellen Situation des Vereins und zu den Chancen im Abstiegskampf. Der Zeitpunkt für die Versammlung hätte aus Vereinssicht unglücklicher nicht sein können angesichts der Pleite in Mettlach. Und es ist sowieso eine kuriose Situation: Keine drei Wochen vor dem DFB-Pokal-Schlager gegen Borussia Dortmund, das überall sonst grenzenlose Euphorie auslösen würde, scheint der FCS an der um sich greifenden Angst zu ersticken.

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