Die alte Rivalität lebt wieder auf

Oberstdorf. An der Seite der österreichischen Überflieger Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler lächelt Andreas Wellinger immer noch schüchtern in die Kamera. Dabei ist der 17 Jahre alte Überflieger mit seinem zweiten Platz beim Weltcup jüngst in Engelberg rechtzeitig vor der Vierschanzentournee in der Weltspitze angekommen

Oberstdorf. An der Seite der österreichischen Überflieger Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler lächelt Andreas Wellinger immer noch schüchtern in die Kamera. Dabei ist der 17 Jahre alte Überflieger mit seinem zweiten Platz beim Weltcup jüngst in Engelberg rechtzeitig vor der Vierschanzentournee in der Weltspitze angekommen. Nicht nur deswegen sind die deutschen Adler heiß auf die Tournee, bei der so viele Fans erwartet werden wie seit Jahren nicht mehr.

Wellinger, der Überflieger

"Ich habe nichts zu verlieren", sagt Wellinger, der mittlerweile sogar dem deutschen Vorflieger Severin Freund die Show stiehlt: "Für die erste Saison im Weltcup ist es unfassbar für mich, zum zweiten Mal auf dem Podium zu stehen. Ich gehe aber gelassen mit der derzeitigen Situation um und freue mich auf die Vierschanzentournee." Gerade sieben Wettkämpfe hat der Schüler aus Oberstdorf im Weltcup absolviert, in der Gesamtwertung liegt er sensationell auf Rang vier. Dabei hatte ihn Bundestrainer Werner Schuster im Sommer erst aus dem C-Kader geholt. Ein "interessanter junger Mann" sei er. Einer, "der viele Qualitäten" und eine große Zukunft habe. "Im Herbst hat er mich überzeugt, da haben wir gesagt: Den Burschen nehmen wir mit", erzählt Schuster.

Und plötzlich kann der Neuling sogar gegen die Weltspitze um Siege mitspringen. Genau wie Mannschaftskollege Severin Freund, der ausgerechnet beim letzten Springen vor der Tournee die Führung im Gesamtweltcup an Schlierenzauer verloren hat. "Kein Problem", meint der 24-Jährige aus Rastbüchl. Es sei schließlich noch früh in der Saison: "Ich will sie mir wiederholen."

Vom Gesamtsieg bei der Tournee will im deutschen Lager niemand reden. "Aber um einen Podestplatz möchte ich schon mitspringen, auch ein Tagessieg wäre schön", sagt Freund, der in diesem Winter schon zwei Mal triumphierte, vor dem Auftaktspringen in Oberstdorf am 30. Dezember.

Duell mit Österreichern

Die deutschen Skispringer warten sehnsüchtig auf einen Einzelsieg. Der letzte war Sven Hannawald vor zehn Jahren in Oberstdorf gelungen. Scheinbar können nur die Österreicher die deutschen Springer stoppen. Schlierenzauer, Titelverteidiger bei der Tournee, siegte bei der Generalprobe, dem Weltcup in Engelberg, zum dritten Mal in dieser Saison und hat damit das begehrteste Kleidungsstück der Szene zurückerobert. "Das Gelbe Trikot ist jetzt ein Extrakick für mich, und das gibt mir die Sicherheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin", sagt der Österreicher. Schlierenzauer betrachtet Freund als ernsthaften Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg, auch Wellinger müsse man beachten. "Er muss ja was können", sagt der 22-Jährige, der schon 43 Weltcupsiege auf seinem Konto hat.

Die Fans sind jedenfalls heiß auf die Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen. Die Rivalität, die zu Zeiten von Sven Hannawald, Martin Schmitt und den Österreich-Stars wie Andreas Goldberger für einen Boom gesorgt hatte, lebt wieder auf. Alle bisherigen Springen in diesem Winter gewann entweder ein Deutscher (Freund) oder ein Österreicher (Schlierenzauer, Kofler). Das blieb nicht ohne Folgen, die Tournee-Städte melden eine Kartennachfrage wie seit Jahren nicht mehr. sid

Auf einen Blick

Skisprung-Gesamtweltcup, Stand nach 8 von 28 Wettbewerben: 1. Gregor Schlierenzauer (Österreich) 448 Punkte, 2. Severin Freund (Rastbüchl) 430, 3. Andreas Kofler (Österreich) 396, 4. Andreas Wellinger (Ruhpolding) 290, 5. Anders Bardal (Norwegen) 286, 6. Thomas Morgenstern (Österreich) 223, 7. Richard Freitag (Aue) 220, ... 13. Michael Neumayer (Berchtesgaden) 145.

Termine der Vierschanzentournee: 1. Springen am 30. Dezember in Oberstdorf; 2. Springen am 1. Januar in Garmisch-Partenkirchen; 3. Springen am 4. Januar in Innsbruck; 4. Springen am 6. Januar in Bischofshofen. sid

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