Die Allmacht der Großen Drei

London. Als Roger Federer dieser Tage über die Dominanz der führenden Tourprofis sinnierte, da machte er seinen Zuhörern wenig Hoffnung auf mehr Spannung. "Es gibt keinen Wunderspieler, der diese Lage radikal verändern könnte", sagte der Schweizer, "diese Gruppe da vorne, die steht fest in der Brandung

London. Als Roger Federer dieser Tage über die Dominanz der führenden Tourprofis sinnierte, da machte er seinen Zuhörern wenig Hoffnung auf mehr Spannung. "Es gibt keinen Wunderspieler, der diese Lage radikal verändern könnte", sagte der Schweizer, "diese Gruppe da vorne, die steht fest in der Brandung." Und nicht anderes als einen solchen Spiel-Film erwartet die Tenniswelt nun auch beim jährlichen Saisonhöhepunkt auf den grünen Feldern der Träume in Wimbledon.Weil weit und breit keine Revoluzzer in Sicht sind, wird auch der begehrteste Silberpokal des Jahres wohl einmal mehr in die Hände der außergewöhnlichen Gentlemen Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer fallen. Jene drei Spieler also, die sich die wichtigsten Trophäen mit einer irritierenden Selbstverständlichkeit aufteilen. "Es ist verrückt, wie klar die Topleute sich vom Rest des Feldes abgesetzt haben", sagt der dreimalige deutsche Wimbledon-Champion Boris Becker, "die spielen schon in ihrer eigenen Welt."

Und so könnte der Kontrast zwischen der männlichen und weiblichen Tennis-Szene größer nicht sein: Während Djokovic, Nadal und Federer aufs Neue den Titelkampf unter sich auszumachen drohen, ist im Damenwettbewerb so ziemlich alles möglich - eine halbwegs erwartbare Gewinnerin wie Maria Scharapowa, Serena Williams oder Petra Kvitova, die Vorjahressiegerin. Oder ein ganz neues Gesicht. Es würde nur die Berechenbarkeit des Unberechenbaren bestätigen, jene fehlende Hackordnung und Hierarchie, die sich auch in sechs verschiedenen Grand Slam-Gewinnerinnen seit den Australian Open 2011 ausdrückt. Dort siegte Kim Clijsters, gefolgt von Li Na (French Open2011), Kvitova (Wimbledon 2011), der Australierin Samantha Stosur (US Open 2011), der Weißrussin Viktoria Azarenka (Australian Open 2012) und der Russin Scharapowa bei den eben ausgespielten French Open. "Eine sichere Wette gibt es bei den Frauen nicht", sagt die ehemalige Weltranglisten-Erste Chris Evert (USA): "Keine Spielerin hat auch nur ansatzweise jene Aura und jene furchteinflößende Statur wie ein Nadal, ein Djokovic oder ein Federer."

Seit jener Federer im Juli 2003 zum ersten Mal in aller Pracht und Herrlichkeit seine Talente auf dem Centre Court spielen ließ und den ersten von mittlerweile sechs Wimbledon-Titeln gewann, hat sich auch im Grand-Slam-Tennis eine Zeitenwende vollzogen. In drei Schritten vollzog sich eine Entwicklung: Erst gab es die Ära Federer, der die Tenniswelt dominierte - mal abgesehen von seinen Ausrutschern im roten Sand von Paris. Dann gab es den faszinierenden Zweikampf von Federer und Nadal. Und schließlich schaffte es auch noch der einstige Spaßmacher Djokovic, die Großmeister nicht nur als Entertainer zu imitieren, sondern ernsthaft seine Ansprüche auf Teilhabe an der Macht umzusetzen.

Sage und schreibe 33 der letzten 36 Grand-Slam-Turniere gewannen sie zusammen, nur Andy Roddick (US Open 2003), Marat Safin (Australian Open 2005) und Juan Martin del Potro (US Open 2009) brachen in diese Phalanx ein. "Ich sehe niemanden, der diese Ausnahmeleute behelligen könnte", findet der Schwede Mats Wilander, selbst einmal die Führungsfigur der Szene, "und Nadal und Djokovic sind erst Mitte 20, sie haben noch viele gute Jahre vor sich." "Es ist verrückt,

wie klar die Topleute sich vom Rest

des Feldes abgesetzt haben."

Boris Becker

Auf einen Blick

Philipp Kohlschreibers Wimbledon-Start ist nicht in Gefahr. Nach seiner Aufgabe beim Vorbereitungs-Tennisturnier in Eastbourne gehe es dem Fuß, mit dem der Augsburger umgeknickt war, besser. Er sei nur gestaucht. Kohlschreiber trifft im deutschen Duell in Runde eins auf Tommy Haas.

Angelique Kerber und Philipp Petzschner haben bei ihren Generalproben auf Rasen einen Turniersieg verpasst. Kerber unterlag im englischen Eastbourne am Samstag Tamira Paszek aus Österreich 7:5, 3:6, 5:7 und vergab dabei fünf Matchbälle. Petzschner hat in den Niederlanden seinen zweiten ATP-Titel verpasst. Er verlor im Finale von 's-Hertogenbosch gegen den Spanier David Ferrer 3:6, 4:6. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort