Die Akte Wernjajew

Saarbrücken · Im Weltcup leistete sich der Ukrainer Oleg Wernjajew packende Duelle mit Fabian Hambüchen. Ein Manipulationsskandal lässt den Neuzugang der TG Saar und den Topclub KTV Straubenhardt allerdings nicht gut aussehen.

Auf diese Begleitumstände, die in einen handfesten Skandal mündeten, hätte Thorsten Michels gerne verzichtet. Mit der Verpflichtung des Ukrainers Oleg Wernjajew hatte der Vorsitzende des Kunstturn-Bundesligisten TG Saar einen Coup gelandet. Wernjajew ist der Führende der Weltcup-Wertung, einer der stärksten Mehrkämpfer in Europa, einer, der den deutschen Star Fabian Hambüchen nicht nur in Schach halten, sondern besiegen kann. Wernjajew war ein Signal an die Konkurrenz - die TG Saar ist bereit für den Angriff auf die Teilnahme am Finalturnier, vielleicht sogar für den Titelgewinn. Wie 2012.

Nun, zehn Tage vor dem Saisonauftakt beim KTV Obere Lahn mit Hambüchen, spricht Michels nicht mehr über die sportlichen Aussichten, sondern über Verträge, eine Manipulation und ein enttäuschendes Urteil. Der Ligaverband der Deutschen Turnliga (DTL) hatte am Dienstag bestätigt, dass bei der Prüfung einer vom dreifachen deutschen Meister KTV Straubenhardt eingereichten Startkarte Ungereimtheiten aufgetreten waren.

Denn Wernjajew unterschrieb erst bei der TG und dann auch in Straubenhardt. "Die KTV hat im Einvernehmen mit dem Turner die Startkarte zurückdatiert, da dieser den Wunsch äußerte, für die KTV zu starten, obwohl er bereits eine Startkarte für einen anderen Verein unterzeichnet hatte", sagte ein KTV-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die DTL verhängte nach eigenen Angaben die höchste Geldstrafe in ihrer Geschichte. Der aufgrund der Betrugsvorwürfe unter Druck geratene DTL-Erstligavorstand Heiko Hagenbucher aus Straubenhardt legte sein Amt nieder. Mit seinem Rücktritt kam er einem von der TG Saar gestellten Misstrauensantrag zuvor.

Doch der TG-Saar-Vorsitzende Thorsten Michels ist nicht zufrieden - trotz der Rekordstrafe, deren Höhe die DTL nicht bekannt geben will, die aber deutlich im vierstelligen Bereich liegen soll. "Dass ein Verein so weit geht, um sich mit so unlauteren Mitteln einen Turner unter den Nagel zu reißen, ist schon heftig. Das hat mit Sportlichkeit nichts mehr zu tun", sagt Michels, der sich einen Punktabzug für Straubenhardt gewünscht hatte: "Wenn man sich sportlich unerlaubt einen Vorteil verschaffen will, sollte man die betreffende Mannschaft auch sportlich abstrafen. Es wäre die logische Konsequenz gewesen. Ein Punktabzug wäre empfindlicher für die KTV gewesen als eine Geldstrafe, die dieser finanzkräftige Verein aus der Portokasse bezahlt." Der Vorstandsvorsitzende der DTL, Ralf Neumann, sieht das anders: "Es ist die Höchststrafe. Im Turnbereich schon eine außergewöhnliche Bestrafung. Die Abteilungsleitung Männer hat sich für die Strafe und gegen den Punktabzug entschieden, um nicht die Sportler der KTV zu bestrafen."

Die spannende Frage ist nun, wie sich Wernjajew verhalten wird. Zumindest hat er Michels telefonisch zugesagt, beim Auftakt-Duell mit Hambüchens KTV Obere Lahn dabei zu sein. Das ist für die TG Saar auch eminent wichtig, zumal die anderen Ausländer nicht einsatzfähig sind. Das Visum des Weißrussen Dzmitry Barkalau ist erst ab dem 1. April gültig. Und der Ukrainer Maksym Semjankiw, der ebenfalls für die TG Saar gemeldet ist, kann wegen eines gebrochenen Handgelenks erst im Herbst eingesetzt werden.

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