Diacre wird zur Vorreiterin für Trainerinnen im Männer-Bereich

Berlin · In Frankreich ist am Montagabend Historisches geschehen: das erste Profifußballspiel mit weiblichem Trainer an der Seitenlinie. Corinne Diacre hält das Interesse für überzogen, aber sie könnte eine Türöffnerin für andere werden.

Corinne Diacre ist etwas ganz Besonderes. Dabei hat sie eigentlich nur ihren Job gemacht. "Corinne Diacre schreibt heute Abend Geschichte", twitterte die Europäische Fußball-Union (Uefa), schon bevor der französische Zweitligist Clermont Foot am Montagabend gegen Stade Brest spielte. Die 1:2-Niederlage übertrug das französische Fernsehen live.

Medial und gesellschaftlich relevant war das Spiel, weil Diacre nun die erste Trainerin eines französischen Profifußball-Männerteams ist. "Das Interesse an mir ist viel zu groß. Die Spieler sind doch viel wichtiger", sagte die Französin selbst. Auch wenn "Le Figaro" nach ihrer Verpflichtung über eine "Revolution" im "vom Machismus beherrschten Fußball" schrieb.

Bis Montag war Sissy Raith die Vorzeigefrau bei den Männer-Teams. Sie trainierte 2009 den Bezirks-Oberligisten TSV Eching und führte ihn in die Landesliga - so hoch wie keine Frau zuvor. Ihren Jungs sei das Geschlecht egal gewesen, "entscheidend war die Qualität des Trainings", sagt Raith. Das habe auch an der familiären Struktur im Verein gelegen, "aber ein größerer Verein muss kein Nachteil sein." Auf der anderen Seite, sagt sie, müssten Frauen immer besser sein als Männer . "Wenn diese Trainerin jetzt überdurchschnittlich gute Leistung bringt, kann ich mir vorstellen, dass das ein Durchbruch wird für Frauen in diesem Bereich."

Dass es bei Clermont allein um die Qualität der Arbeit ging, darf bezweifelt werden. Diacre hat das Amt im Juni von der Portugiesin Helena Costa übernommen, schon von dieser Personalie profitierte der Club medial. Costa hatte den Job aber nach anderthalb Monaten überraschend gekündigt. Sie führte persönliche Gründe an, kritisierte später aber das "typisch männliche Verhalten" von Clubpräsident Claude Michy. Er habe ohne Absprache mit ihr Spieler verpflichtet.

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