DFL setzt auf Salami-SpielplanLandesverbände mit Spielplan-Entwurf zufrieden

Hannover. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will aus dem Verkauf der Bundesliga-Übertragungsrechte ab der Saison 2009/2010 mindestens wie bisher 410 Millionen Euro erzielen. Schlüssel dazu: fünf Anstoßzeiten. Die Zersplitterung und Einführung eines Spiels am Samstag um 18.30 Uhr lösen bei Clubs und Fans aber Diskussionen aus. "Wir nähern uns englischen Spielplan-Verhältnissen

 Die Meinung der Fans ist eindeutig - "Pro 15:30" für alle Liga-Spiele. Dieser Wunsch ist im Spielplan-Entwurf der Deutschen Fußball Liga nicht berücksichtigt. Foto: Team2

Die Meinung der Fans ist eindeutig - "Pro 15:30" für alle Liga-Spiele. Dieser Wunsch ist im Spielplan-Entwurf der Deutschen Fußball Liga nicht berücksichtigt. Foto: Team2

Hannover. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will aus dem Verkauf der Bundesliga-Übertragungsrechte ab der Saison 2009/2010 mindestens wie bisher 410 Millionen Euro erzielen. Schlüssel dazu: fünf Anstoßzeiten. Die Zersplitterung und Einführung eines Spiels am Samstag um 18.30 Uhr lösen bei Clubs und Fans aber Diskussionen aus. "Wir nähern uns englischen Spielplan-Verhältnissen. Das muss man kritisch beobachten", kommentiert Martin Kind, Vereinsboss von Bundesligist Hannover 96.

Das Live-Spiel am Samstag würde in Konkurrenz zur ARD-Sportschau stehen. "Wenn das Spiel so interessant ist, kann die ARD ja selbst für das Live-Spiel am Samstag um 18.30 Uhr bieten. Genauso wie zum Beispiel ZDF oder RTL. Das Spiel ist für frei empfangbares- oder Bezahl-TV ausgeschrieben", erklärt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Bei der Ausschreibung musste er den "Salami-Spielplan" - ein Spiel am Freitag um 20.30 Uhr, fünf Partien am Samstag um 15.30 Uhr, eine am Samstag um 18.30 Uhr, eine Begegnung am Sonntag um 15.30 Uhr und eine um 17.30 Uhr - verteidigen. "Wir machen Pakete für die Zuschauer, nicht für die Fernseh-Anstalten", sagt Seifert. Die DFL sei zuversichtlich, den bisherigen Erlös aus dem Verkauf der Rechte toppen zu können. "Durch den Spielplan ist gewährleistet, dass wir ein optimales Gebot erzielen", so Seifert.

Laut DFL sollen bis zu 70 Prozent der Fans unter TV-Zuschauern einem Samstag-Spiel um 18.30 Uhr zustimmen. Jeder Bundesligist kann übrigens höchstens sechs Mal pro Saison am Samstagabend spielen. Von der ARD, die jährlich 97 Millionen Euro für Erst-Verwertungsrechte der Freitag- und Samstag-Spiele im frei empfangbaren TV zahlt, erwartet Seifert daher "einen objektiven Umgang und ein faires Gebot".

Um die 37 TV-Rechte-Pakete bewerben sich 39 Unternehmen. Erstmals können sie ihre Gebote für bis zu vier Spielzeiten abgeben. "Natürlich sind auch drei Jahre möglich, aber aus unserer Sicht spricht die größere Planungssicherheit für vier Jahre", sagt Seifert. Bei der Vergabe werde die DFL Interessen von Clubs, Fans und TV-Anstalten berücksichtigen, erklärt er: "Nicht das höchste Angebot ist automatisch das beste." Laut DFL-Präsident Reinhard Rauball fällt die Entscheidung bis zum 15. März 2009: "Wahrscheinlich wird es aber in der Winterpause passieren, wenn es gut läuft vielleicht sogar schon in der Adventszeit."

Die ARD hält sich mit Kritik am neuen Spielplan zurück. "Wir werden die Ausschreibungs-Unterlagen prüfen und dann unser weiteres Vorgehen festlegen", sagt Sportkoordinator Axel Balkausky. Auch Bezahl-Sender Premiere, der von der Zersplitterung des Spielplans am meisten profitieren soll, gibt keine Bewertung ab. "Wir sind seit 17 Jahren Partner der DFL und möchten das auch bleiben", erklärt ein Sprecher. Derzeit zahlt Premiere 205 Millionen Euro pro Saison. Den größten Erfolg hat der Sender mit der Konferenz-Schaltung. Die fällt allerdings zukünftig sonntags weg und umfasst samstags nur noch fünf Spiele.

Frankfurt. Die Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben den Entwurf des neuen Spielplans als "fairen Kompromiss" bezeichnet. Mit der Aufteilung der Profi-Spiele von der Saison 2009/10 an könnten die knapp 26000 Amateur-Vereine gut leben.

"Die neue Spielverteilung in der Bundesliga und 2. Bundesliga ist für den Fußball an der Basis nicht schwieriger zu bewerkstelligen als die bisherige und sicher kein genereller Schlag gegen den Amateur-Fußball", sagte Hermann Korfmacher, DFB-Vizepräsident Amateure, nach einer Sitzung der Landesverbands-Vorsitzenden in Frankfurt. "Wir haben in Zukunft am Sonntag zwei Spiele weniger in den beiden Bundesligen, so dass die Amateur-Vereine an diesem Tag weiterhin eine faire Chance haben", sagte Korfmacher.

DFB-Präsident Theo Zwanziger (Foto: dpa) erklärte zu dem neuen Spielplan-Modell, das aber der kommenden Saison greifen soll: "Die Liga hat einen sehr schwierigen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit, Fan-Interessen, Zuschauer-Gewohnheiten und den Wünschen des Amateur-Fußballs in angemessener Weise bewältigt." dpa "Wir nähern uns englischen Spielplan-Verhältnissen."

Martin Kind, Vereinsboss

von Hannover 96

Meinung

Fußball unter Rechthabern

Von SZ-Redakteur

Michael Kipp

Recht haben alle: Die Rechte-Inhaber, die Rechte-Käufer und auch die, die das Recht haben wollen, zu wissen, wann ihre Mannschaft denn spielt. Die Rechte-Inhaber wollen maximalen Gewinn, deshalb splitten sie den Spieltag in fünf Anstoßzeiten, um so den Rechte-Käufern zu gewährleisten, dass sie die maximale Zuschauerzahl für ihre Sendungen generieren können. Das Recht des Marktes nennt man das wohl.

Recht haben aber auch die Fans, die erst zwei Wochen vorher erfahren werden, wann ihre Mannschaft spielt. Planen von Auswärtsfahrten ist so kaum möglich. Und so bleibt abzuwarten, ob der Fußball in Mitten der Rechthaber das bleibt, was er ist: sehenswert.

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