DFB weist Hertha-Einspruch ab

Saarbrücken/Frankfurt · Das DFB-Sportgericht hat den Einspruch von Hertha BSC gegen die Wertung des Chaos-Relegationsspiels gegen Fortuna Düsseldorf abgewiesen. Die Berliner wären damit abgestiegen und legen daher Berufung ein.

Saarbrücken/Frankfurt. Der juristische Streit um das Chaosspiel zwischen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf geht in die nächste Runde. Das DFB-Sportgericht wies den Berliner Einspruch gegen die Wertung der Bundesliga-Relegationspartie ab, die Hertha kämpft aber weiter um eine Wiederholung und legte Berufung gegen das Urteil ein. Das erklärte Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt gestern: "Das ist kein Urteil, das wir akzeptieren können, was die sportinteressierte Öffentlichkeit zu akzeptieren hat. Wir gehen davon aus, dass das Verfahren diese Woche abgeschlossen wird", sagte er. "Für Hertha BSC ist es völlig unverständlich, dass für die Aufhebung einer Spielwertung die körperliche Verletzung eines Spielers notwendig sein soll", heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Nächsthöhere Instanz ist nun das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes.Damit ist die Aufstiegsfrage weiter nicht endgültig geklärt. Sportlich hatten sich die Rheinländer am vergangenen Dienstag erstmals seit 15 Jahren wieder den Sprung in die Bundesliga gesichert. Das Spiel (2:2) war nach Fan-Tumulten unter chaotischen Umständen zu Ende gegangen. Das DFB-Sportgericht bezeichnete den Hertha-Einspruch allerdings als unbegründet. "Dennoch war das hier und heute und am Freitag eine schwierige Entscheidung für uns", sagte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz gestern. Sein Beisitzer in der Verhandlung war Andreas Abel, Rechtsanwalt aus St. Ingbert. Der 38-Jährige sitzt seit 2007 im Sportgericht. Er erklärte: "Wir haben Verständnis dafür, dass die Hertha nach diesem Strohhalm gegriffen hat." Nicht zuletzt war die Entscheidung für den Saarländer die bisher schwierigste, seit er beim Sportgericht ist: "Ganz Fußball-Deutschland hat uns zugeschaut", nicht zuletzt "wegen der großen Folgen", die an dem Urteil hängen. Düsseldorf reagierte mit Zufriedenheit: "Ich bin erleichtert und froh, dass die Spielwertung, so wie ausgetragen, bestehen bleibt", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth.

Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte die Nachspielzeit für 21 Minuten unterbrechen müssen, weil Tausende von Fortuna-Fans den Platz gestürmt hatten. Hertha-Anwalt Schickhardt und die als Zeugen geladenen Berliner Profis versuchten zu beweisen, dass die restlichen 1:33 Minuten unter irregulären Bedingungen stattfanden und die Spieler Angst hatten. Dazu erklärte Lorenz: "Der Nachweis der psychischen Beeinträchtigung wurde nicht erbracht - es ging eher in die andere Richtung." Abel erklärte, dass dieses Argument "nur schwer nachzuprüfen ist". Von der Unterbrechung seien außerdem beide Mannschaften gleichermaßen beeinflusst gewesen.

Auf beide Vereine warten noch Strafen. So muss Hertha mit einer Geldstrafe rechnen, weil Fans Bengalos gezündet und auch auf das Spielfeld geworfen hatten. Düsseldorf droht wegen des Platzsturms sogar ein Geisterspiel oder eine Platzsperre. Zu einer möglichen Geldstrafe sagte Fortuna-Finanzvorstand Paul Jäger der Zeitung "Express": "Wir werden das unter denen aufteilen, die wir ausfindig machen können. Alle anderen können anonym in einen Pool einzahlen. Dann ist es für den Rest nicht ganz so teuer." Nach Angaben von Schiedsrichter Stark hätten einzelne Berliner Spieler nach dem Schlusspfiff eine "Hetzjagd" auf ihn veranstaltet. Hertha-Profis hätten ihn in massiver Weise bedrängt und beleidigt, Lewan Kobiaschwili habe ihn sogar geschlagen. Diese Urteile stehen noch aus.

Meinung

Hertha-Abstieg wäre verdient

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Das Spiel nicht zu wiederholen, wäre die richtige Entscheidung. "Todesängste" hätten die Hertha-Spieler gehabt. Sie wären nur auf den Platz zurückgekehrt, um ein "Blutbad" zu vermeiden. Ein Tor "wollte da niemand mehr schießen", konstruierte Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt irreguläre Spielbedingungen und forderte daher ein Wiederholungsspiel. Schickhardts Taktik, Empörung zu konstruieren, ging zumindest medial auf. Von der "Krawallnacht in Düsseldorf" schrieben einige vergangene Woche, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut geflossen war.

Wenn jemand gewalttätig war, waren das die wenigen Hertha-Fans, die mit dem Werfen von Feuerwerk einen Spielabbruch provozieren wollten. Würde der DFB ihnen ein Wiederholungsspiel schenken, könnte das auch zur Folge haben, dass in Zukunft Fans geplant ausrasten, um Wiederholungsspiele zu provozieren. Die Fortuna-Fans, die dummerweise zu früh auf den Platz stürmten, wollten feiern. Den Platz stürmen konnten sie aber auch nur, weil Ordnungsdienst und Polizei zu sehr mit den zündelten Hertha-Fans beschäftigt waren. Die Fortuna-Fans blieben hingegen selbst beim Platzsturm friedlich, räumten den Rasen umgehend, als ihnen der Irrtum klar wurde. Sie wollten keinen verletzen, das war nicht ihr Ziel. Das war aber offensichtlich das Ziel der Hertha-Spieler, die nach dem Spiel Schiedsrichter Stark attackierten - trotz ihrer vermeintlicher Todesängste.

Den Abstieg hätte sich die Hertha damit mehr als verdient: Sportlich, moralisch, auf den Zuschauerrängen und mit Star-Anwalt Schickhardt am Grünen Tisch des DFB.

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