Fußball-Nationalmannschaft In der EM-Qualifikation droht ein Hochkaräter wie Frankreich

Frankfurt · Der deutschen Nationalmannschaft bleibt im Horror-Jahr 2018 nichts erspart. Bei der Auslosung am 2. Dezember ist das Team nur in Lostopf 2.

 Mittelmäßige Aussichten für Bundestrainer Joachim Löw: Sein Team ist bei der Auslosung der EM-Qualifikation nicht in Topf 1 vertreten.

Mittelmäßige Aussichten für Bundestrainer Joachim Löw: Sein Team ist bei der Auslosung der EM-Qualifikation nicht in Topf 1 vertreten.

Foto: dpa/Federico Gambarini

An die „Schmach von Tirana“ kann sich auch Joachim Löw nicht mehr erinnern. Der heutige Bundestrainer war sieben Jahre alt, als sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um Günter Netzer und Wolfgang Overath beim 0:0 in Albanien bis auf die Knochen blamierte und die Qualifikation zur EM 1968 verspielte. Bis heute blieb es bei diesem einen Ausrutscher, eine EM ohne Deutschland war lange Zeit undenkbar. Jetzt sind die Sorgen vor diesem Horror-Szenario aber wieder gewachsen.

Durch das 1:1 (0:1) von Polen zum Abschluss der Nations League in Portugal fiel der viermalige Weltmeister aus Lostopf 1 für die Auslosung der Qualifikations-Gruppen am 2. Dezember in Dublin. Das bedeutet: Mit einem Top-Gegner bekommt es die Nationalmannschaft in jedem Fall zu tun. Vielleicht Weltmeister Frankreich, Spanien oder die aufstrebenden Teams aus Belgien, England und den Niederlanden.

Deshalb dürfte Löw bei seiner letzten Dienstreise des historisch schlechten WM-Jahres sicher aufgeregter sein als sonst, wenn im Convention Center die Lose gezogen werden. Zweifel hegt er aber keine. Sein ganzer Fokus richte sich auf die EM 2020, „für die wir uns qualifizieren werden und bei der wir wieder eine starke Mannschaft ins Turnier schicken wollen“, sagte er. An dieser Einschätzung hat sich für Löw auch durch die schlechtere Ausgangslage nichts geändert.

Dank der Aufstockung auf 24 Teams würde Deutschland auch ein zweiter Gruppenplatz zur Teilnahme an der europaweit ausgetragenen Endrunde reichen. Sollten aber unangenehme Gegner wie die Türkei oder Serbien aus Topf 3 zugelost werden, könnte das Zittern beginnen. Als Gruppendritter könnte die DFB-Auswahl möglicherweise noch über die Playoffs eines von vier weiteren EM-Tickets lösen. Ob sie daran aber überhaupt teilnehmen darf, hängt von einer erfolgreichen Qualifikation der besser platzierten A-Liga-Teams der Nations League ab.

Löw aber will nicht von Ergebnissen anderer Mannschaften abhängig sein, zumal dann auch Diskussionen um seine Person wieder zunehmen würden. Der Bundestrainer ist sich sicher, trotz oder gerade wegen des eingeleiteten Umbruchs eine sehr schlagkräftige Truppe in die Qualifikation zu schicken. „Ich freue mich auf nächstes Jahr“, sagte Löw, und er versicherte: „Diese junge Mannschaft wird reifen.“

Auch Jérôme Boateng, der sich nach der von Löw verordneten Pause zurück in die Nationalmannschaft kämpfen will, denkt überhaupt nicht an ein Scheitern. „Wir können 2020 eine sehr gute Mannschaft stellen“, sagte der Bayern-Verteidiger: „Zudem hat Joachim Löw so viel Erfahrung, dass er den Bock sicherlich umstoßen kann.“ Gerne mit ihm im Team. „Dass wir einen Umbruch haben, weiß jeder. Jüngere Spieler müssen Einsatzzeiten bekommen, auch auf meiner Position. Aber am Ende setzt sich die Qualität durch“, sagte Boateng: „Wenn ein jüngerer Spieler besser ist, soll er spielen, da werde ich mich sicher nicht beschweren.“

Löw muss nun erst einmal warten, ehe er sein junges Team verstärkt formen kann. Nur zwei der fünf Doppelspieltage fallen in die erste Jahreshälfte 2019 (März und Juni). Auch deshalb sagte Löw: „Ich hätte gerne noch das ein oder andere Länderspiel mehr gemacht.“ Deshalb dürfte er sich über das Benefizspiel freuen, das von diesem auf das kommende Jahr verlegt wurde. Das bringt den DFB zwar in Terminnöte, für den Bundestrainer ist es aber ein willkommenes Testspiel mehr.

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