Deutsche Fußball-Nationalmannschaft Die neue Zeitrechnung beginnt

Wolfsburg · Bundestrainer Joachim Löw verzichtet gegen Serbien wohl auf Experimente, weil es in vier Tagen schon gegen die Niederlande geht.

 Manuel Neuer (links) oder Marc-André ter Stegen – wer von den beiden am heutigen Mittwoch gegen Serbien im deutschen Tor stehen wird, wollte Bundestrainer Joachim Löw nicht verraten.

Manuel Neuer (links) oder Marc-André ter Stegen – wer von den beiden am heutigen Mittwoch gegen Serbien im deutschen Tor stehen wird, wollte Bundestrainer Joachim Löw nicht verraten.

Foto: dpa/Christian Charisius

Die Wurzelbehandlung am Zahn hat der Bundestrainer überstanden. Die Schmerzen sind verflogen, berichtete Löw am Dienstag bei der Pressekonferenz in Wolfsburg und hob seinen rechten Daumen. Nun will er nach WM-Desaster und Abstieg in der Nations League die Grundprobleme der Fußball-Nationalmannschaft beheben. „Wir stehen vor einer neuen Zeitrechnung“, postulierte der in die Kritik geratene DFB-Cheftrainer. Seinen Blick richtete er dabei gleich über das erste Testländerspiel des Jahres am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) gegen Serbien hinaus.

„Alles ist ausgerichtet auf die Partie am Sonntag gegen Holland. Die Woche steht in diesem Zeichen“, sagte Löw und schob eine deutliche Mahnung an sein stark verjüngtes Team hinterher. „Wir müssen vorbereitet sein.“ Der Auftakt in der EM-Qualifikation in den Niederlanden wird zum ersten großen Gradmesser für Löws Radikal-Umbruch. Die Serben um Bundesliga-Torjäger Luka Jovic von Eintracht Frankfurt sind mit ihrem gefährlichen Spiel für den 59-Jährigen eine perfekte Oranje-Kopie in der ersten Partie nach der Ausmusterung von Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng.

Eine souveräne Qualifikation für die EM 2020 mit den weiteren Gegnern Nordirland, Weißrussland und Estland ist die Jahresaufgabe. „Wir wollen uns nicht irgendwie durchwursteln“, sagte Löw. Bei der EM im kommenden Sommer müsse er dann „liefern“. Dass dieser Weg mit seiner verjüngten Mannschaft von Rückschlägen begleitet sein wird, ahnt Löw. Entsprechend bat er wie Direktor Oliver Bierhoff auch um Milde in der öffentlichen Bewertung. „Dass junge Spieler Fehler machen, habe ich häufig genug erlebt. Das habe ich auch erlebt bei den Spielern, die später Weltmeister wurden“, sagte Löw.

Ganz kurzfristig will Löw entscheiden, ob Kapitän Manuel Neuer gegen Serbien im Tor spielt oder Marc-André ter Stegen nach seinen Glanzleistungen beim FC Barcelona die versprochene Bewährungschance bekommt. Klar ist, dass Joshua Kimmich als Sechser im Mittelfeld bleibt und nicht in die Abwehrkette zurückkehrt. Im Abwehrzentrum sollen Niklas Süle und Antonio Rüdiger als Nachfolger von Hummels und Boateng „eine wichtige Rolle spielen“, so Löw. Bayern-Profi Serge Gnabry wird gegen Serbien nicht zum Einsatz kommen. Der nach einer Erkältung verspätet zum Team gereiste Angreifer sei „nicht eingeplant“, sagte Löw.

Der Bundestrainer wollte in Gesprächen und beim Teamtraining am Dienstagabend in der Volkswagen-Arena ausloten, wer nach anstrengenden Wochen in Liga und Champions League eventuell noch eine Verschnaufpause braucht, um dann gegen Holland in Amsterdam 100 Prozent geben zu können. Maximalleistung bringt seit Wochen beispielsweise Leroy Sané. Der 23-Jährige ist nach seiner WM-Ausbootung einer der wenigen Gewinner 2018. „Ich habe mir als Ziel gesetzt, auf dem Platz mehr voranzugehen“, sagte der Jungstar von Manchester City. „Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten, bringt sie richtig gut zur Geltung. Ich bin absolut zufrieden mit ihm“, sagte Löw. Der Bundestrainer glaubt an den Fußballer Sané, der mit seinem hohem Tempo ein neues Grundkriterium des Bundestrainers erfüllt: „Er kann zu einem extrem wichtigen Faktor in der Nationalmannschaft werden.“

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