Deutschunterricht vom Chemielehrer

Wadgassen. "Der Trainer schreit sehr laut." So lautet ein Beispielsatz von Wolfgang Rekrut. Er ist ehrenamtlicher Leiter des Deutschkurses für ausländische Spielerinnen des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals

Wadgassen. "Der Trainer schreit sehr laut." So lautet ein Beispielsatz von Wolfgang Rekrut. Er ist ehrenamtlicher Leiter des Deutschkurses für ausländische Spielerinnen des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals. Diese spielen - natürlich mit ihren deutschen Mannschaftskameradinnen - heute um 20 Uhr, ihr "wichtigstes Spiel der Vereinsgeschichte", wie es Hallensprecher Peter Hiery nennt. In der Stadtgartenhalle treffen die Royals im Achtelfinal-Hinspiel des Europapokals auf die serbische Mannschaft KK Hemofarm Stada. Als Zuschauer mit dabei: Rekrut.

Der stellvertretende Leiter des Saarbrücker Abendgymnasiums ist eigentlich Lehrer für Biologie und Chemie. Dennoch unterrichtet er seit nunmehr drei Jahren ausländische Spielerinnen der Royals in einem freiwilligen Deutschkurs. "Ich war fünf Jahre lang im Auslandsschuldienst in Istanbul. Dort hatte ich nur türkische Schüler und die Unterrichtssprache war deutsch. Da konnte ich Erfahrung in der Vermittlung von Sprachkenntnissen sammeln", erzählt Rekrut.

Der 60-Jährige ist einer der ehrenamtlichen Helfer der Saarlouiser Basketballerinnen, obwohl er nie etwas mit Basketball zu tun hatte: "Ich schaute mir früher oft die Altenkesseler Handballer in der Zweiten Bundesliga an. Nach deren Abstieg habe ich mich immer mehr für die Royals interessiert und angefangen, mich zu engagieren." Neben dem Deutschkurs unterstützt Rekrut die Abläufe vor und nach Pflichtspielen durch diverse Fahrdienste. Spielerinnen, Funktionäre und Schiedsrichter brachte er schon vor oder nach wichtigen Spielen mit dem Auto zügig an ihren Bestimmungsort.

Weniger rasant geht es bei den Sitzungen des Kurses zu. In entspannter Atmosphäre in Rekruts Wohnzimmer in Wadgassen lernen die Teilnehmerinnen in zwei unterschiedlichen Leistungsklassen. Auch Ricky Easterling von den Regionalliga-Basketballern der Royals ist dabei.

Die Ungarin Andrea Vincze und die Holländerin Yvonne van Daalen hatten bereits sehr gute Grundkenntnisse in Deutsch, bevor sie zu den Royals stießen. Die US-Amerikanerinnen Tyresa Smith, Brittany Wilkins und Kelci Tamiko "Fushi" Fushikoshi haben hingegen Schwierigkeiten, vor allem mit der nach Rekrut "teilweise unlogischen" deutschen Grammatik. Um diese auch nur im Ansatz zu verstehen, reicht die Vertragslaufzeit der Spielerinnen in Saarlouis oft nicht aus. "Im Umfeld der Mannschaft wird aus Bequemlichkeit viel zu viel Englisch gesprochen. Ich hoffe, dass bei den Mädels was hängen bleibt", erzählt Rekrut.

Trotz der hohen Fluktuation im Kader der Royals hat Rekrut Spaß an seinem Ehrenamt: "Es ist immer lustig, wir lachen viel zusammen. Außerdem plaudern die Mädels auch mal aus dem Nähkästchen." Yvonne van Daalen ist mit der Arbeit von Rekrut jedenfalls zufrieden: "Er unterrichtet sehr gut." Der Experte strukturiert die Sitzungen jeweils mit einem Schwerpunktthema und auch an Hausaufgaben mangelt es nicht. Ob alle Spielerinnen ihre Hausaufgaben in Sachen Spielvorbereitung erledigen, oder Royals-Trainer René Spandauw wie im Beispielsatz Anlass zu lautem Geschrei liefern, wird sich heute Abend zeigen. "Im Umfeld der Mannschaft wird aus Bequemlichkeit viel zu viel Englisch gesprochen."

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