Deutschland-Rallye Heiße Sekunden-Jagd im Hochwald

Morscholz/Weiskirchen · Nach dem Start am Donnerstagabend nahm die Deutschland-Rallye am Freitag richtig Fahrt auf. An der Spitze jagen sich Vorjahressieger Ott Tänak und Vize-Weltmeister Thierry Neuville. Auch auf der Wertungsprüfung Wadern-Weiskirchen.

Eine Menschenkarawane zog am Freitag auf das Hochplateau über Morscholz. Ihr Ziel: die Wertungsprüfung (WP) 4 Wadern-Weiskirchen bei der Deutschland-Rallye, dem zehnten Lauf zur Weltmeisterschaft. „Wir erwarten zwischen 8000 und 10 000 Fans und hoffen, das viele nach der ersten Durchfahrt hier bei uns bleiben“, sagte der Morscholzer Ortschef Markus Wollscheid. Denn am späten Nachmittag tobten die besten Rallye-Piloten der Welt dann erneut über den Rundkurs – zum Abschluss des zweiten Rallye-Tages.

Die 9,27 Kilometer lange Prüfung war zum dritten Mal im Programm der ADAC Rallye Deutschland. Im Safety-Car rollte Streckensicherer Uli Sticher aus Wolfersweiler an. „Bislang läuft alles entspannt“, teilte er mit. Lediglich ein Heuballen musste per Traktor noch angekarrt werden, ehe es losging. Noch 46 Piloten kämpften um jede Sekunde – von den Top-Piloten war der Finne Teemu Suninen, dessen Ford Fiesta in den Servicepark abgeschleppt werden musste, schon draußen.

Nach der WP St. Wendeler Land und zwei Mosel-Etappen in den Weinbergen lag der Este Ott Tanäk (Toyota) vor dem Belgier Thierry Neuville in Führung. Er kam auch als Erster an die Startzone. Unzählige Rallye-Freunde, die sich auf Weg zum Zuschauerpunkt befanden, nahmen sofort ihre Beine unter die Arme und rannten über das Feld, um Tänaks Start nicht zu verpassen. Der trat das Gaspedal durch, schmiss den Boliden in die Rechtskurve und jagte mit heulendem Motor die lange Gerade hinunter.

Derweil hatte Neuville seinen Hyundai i20 auch bereits zur Startlinie vorgezogen. Durch die Windschutzscheibe konnten Neuville und Co-Pilot Nicolas Gilsoul verfolgen, wie Tänak mit einem irren Tempo vor ihnen wegflog. Als der Toyota des Esten im Wald verschwand, schickte der Starter Neuville auf die Piste. „Thierry, Thierry“, feuerten seine Fans den Belgier an. Doch es half nichts. Der Belgier verlor auf dieser Wertungsprüfung 1,5 Sekunde auf Tänak, der somit vor der Mittagspause seine Führung in der Gesamtwertung auf 3,2 Sekunden ausbauen konnte. „Die Prüfung hatte eine komplett andere Charakteristik als die engen Weinbergprüfungen davor – schnell und nur Geraden und Kreuzungen. An einer Stelle bin ich zu weit rausgekommen, aber die zweite Runde auf dem Rundkurs war sauber“, meinte Tänak.

Weltmeister Sébastien Ogier war 2,4 Sekunden langsamer als Tänak. „Ich habe keine Ideen, was wir tun können“, grübelte Ogier. Als bester deutscher Pilot fuhr Fabian Kreim (Fränkisch-Crumbach, Skoda Fabia R5 evo) als 16. zur Mittagspause am Servicepark an den Bostalsee. Zwei Plätze dahinter folgte Lokalmatador Marijan Griebel (Skoda Fabia R5 evo) aus Hahnweiler. „Wir hatten die ganze Zeit Schwierigkeiten mit den Reifen. Aus meiner Sicht sind die zu hart. Ich bin die ganze Zeit nur am Kämpfen, besonders auf der Bremse“, klagte Griebel.

Auch am Nachmittag tobte an der Spitze ein wilder Kampf. Wie bereits am Morgen auf der WP 3 fuhr Neuville zunächst die Bestzeit auf WP 5 (Stein und Wein). Auf der WP 6 (Mittelmosel) konterte Tänak und brummt dem Belgier wieder eine Sekunde auf. Und auch beim zweiten Durchgang der WP Wadern-Weiskirchen war der Este der Erste. Diesmal trennten ihn aber gerade mal 0,2 Sekunden von Neuville. Sein Vorsprung in der Gesamtwertung beträgt vor den beiden letzten Tagen damit 2,8 Sekunden. Weltmeister Sébastien Ogier (Citroen) liegt als Dritter bereits 22,8 Sekunden zurück.

  Hyundai-Pilot Thierry Neuville pustet im Ziel durch. Er lieferte sich ein packendes Duell mit Ott Tänak.  Foto: B&K

Hyundai-Pilot Thierry Neuville pustet im Ziel durch. Er lieferte sich ein packendes Duell mit Ott Tänak. Foto: B&K

Foto: B&K/Bonenberger/
  Die Kurve gekratzt: Dani Sordo ließ den Hyundai am Morgen auf der Wertungsprüfung Wadern-Weiskirchen fliegen. Bei der zweiten Durchfahrt streikte das Getriebe, blieb im ersten Gang stecken. Der Spanier verlor viel Zeit.  Foto: Ackermann

Die Kurve gekratzt: Dani Sordo ließ den Hyundai am Morgen auf der Wertungsprüfung Wadern-Weiskirchen fliegen. Bei der zweiten Durchfahrt streikte das Getriebe, blieb im ersten Gang stecken. Der Spanier verlor viel Zeit. Foto: Ackermann

Foto: Ackermann/Dieter Ackermann

Diesen Samstag stehen die Prüfungen Freisen (8.09 Uhr und 11.09 Uhr) sowie Römerstraße (9.12 Uhr und 12.12 Uhr) an, danach geht es auf die Panzerplatte nach Baumholder.

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