Weltreiterspiele beginnen Reiter wollen raus aus Skandal-Schlagzeilen

Tryon · Nach Berichten um Alkoholexzesse und sexuelle Übergriffe will der deutsche Reitsport bei der WM in Tryon sportlich überzeugen.

 Die deutsche Dressurreiterin Isabell Werth sitzt auf ihrem Pferd Bella Rose und winkt. Werth soll bei den Weltreiterspielen in den USA vorangehen und die deutsche Mannschaft anführen.

Die deutsche Dressurreiterin Isabell Werth sitzt auf ihrem Pferd Bella Rose und winkt. Werth soll bei den Weltreiterspielen in den USA vorangehen und die deutsche Mannschaft anführen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Alkoholexzesse, K.o.-Tropfen und sexuelle Übergriffe – es waren schauerliche Geschichten, die da zuletzt aus dem Reiterlager nach außen drangen. Vor dem Start der Weltreiterspiele in Tryon im US-Bundesstaat North Carolina trübten Skandale um Jungreiter die Stimmung in der deutschen Mannschaft. Die heute beginnende WM (bis 23. September) kommt nun gerade recht, um wieder positive Schlagzeilen zu schreiben.

„Natürlich wird hier vor Ort im Team darüber gesprochen“, sagt Dennis Peiler, Chef de Mission der deutschen Équipe in Tryon. Eineinhalb Wochen vor der WM hatte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über junge Springreiter aus dem Nationalkader berichtet, die unter Alkoholeinfluss auf Turnieren junge Mädchen gefügig gemacht und sexuell missbraucht haben sollen.

„Obwohl das für den Verband eine belastende Situation ist, bin ich davon überzeugt, dass dies keinerlei Auswirkungen auf die sportlichen Leistungen unserer Reiter, Fahrer und Voltigierer haben wird“, sagt Peiler: „Alle werden ihr Bestes geben, hier in Tryon für erfreuliche Schlagzeilen zu sorgen.“

Am besten geht dies mit Medaillen – wobei diese für das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) erst einmal zweitrangig sind. „Oberste Priorität hat für uns die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Das bedeutet für die olympischen Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit eine Platzierung unter den besten sechs Mannschaften“, sagt Peiler. Zudem wolle man „natürlich an die Erfolge zurückliegender Weltreiterspiele anknüpfen und uns im Medaillenspiegel unter den besten drei Nationen behaupten“.

Die erste große Medaillenchance bietet sich den Dressurreitern – sowohl in den beiden Einzel-Konkurrenzen als auch in dem am Mittwoch beginnenden Teamwettkampf führt der Weg zu Gold im Viereck nur über die deutschen Paare. „Für uns geht es zunächst um die Teamwertung. Dort ist Gold unser Traum“, sagt Dressur-Königin Isabell Werth. Die sechsmalige Olympiasiegerin mit ihrer Wunderstute Bella Rose und Mannschafts-Olympiasieger Sönke Rothenberger mit Cosmo sind zudem die beiden großen deutschen Hoffnungen in den Einzel-Wettbewerben.

Für die Springreiter wird es erst in der zweiten Woche ernst. Bundestrainer Otto Becker nominierte Simone Blum (29), Laura Klaphake (24) und Maurice Tebbel (24), einzig Routinier Marcus Ehning (44) verfügt über WM-Erfahrung. Für Becker jedoch kein Problem. „Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille“, sagte er schon vor dem CHIO in Aachen im Juni. Mit dem überraschenden Sieg im Nationenpreis in der Soers bewies die junge Équipe, dass sie unter Druck bestehen kann.

Eine große Lücke müssen hingegen die Vielseitigkeitsreiter stopfen. Der dreimalige Olympiasieger Michael Jung wird der Équipe von Bundestrainer Hans Melzer wegen einer Verletzung seiner Stute Rocana fehlen. „Für unser Team ist das natürlich ein ganz herber Verlust“, sagt Melzer: „Das ist nicht zu ersetzen.“ Seit der EM 2009 hatte Jung an jedem Großereignis teilgenommen und Medaillen gewonnen. Nun ruhen die Hoffnungen auf Europameisterin Ingrid Klimke und Aachen-Siegerin Julia Krajewski.

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