Deutsche Überflieger

Turin. Sprunggewaltig aus der Krise: Weitenjäger Sebastian Bayer mit Europarekord von 8,71 Meter und Hochsprung-Ass Ariane Friedrich mit ihrem Goldflug über 2,01 Meter haben den deutschen Leichtathleten bei der Hallen-EM in Turin Mut für die Freiluft-WM in Berlin gemacht. Insgesamt gewann das 38-köpfige junge Team zehn Medaillen. "Wir haben heute verdammt viele Medaillen geholt

 Hochspringerin Ariane Friedrich "genügte" ein Sprung über 2,01 Meter, um ihren ersten großen Titel zu gewinnen. Die neue Europameisterin übersprang in diesem Jahr schon 2,05 Meter. Foto: dpa

Hochspringerin Ariane Friedrich "genügte" ein Sprung über 2,01 Meter, um ihren ersten großen Titel zu gewinnen. Die neue Europameisterin übersprang in diesem Jahr schon 2,05 Meter. Foto: dpa

Turin. Sprunggewaltig aus der Krise: Weitenjäger Sebastian Bayer mit Europarekord von 8,71 Meter und Hochsprung-Ass Ariane Friedrich mit ihrem Goldflug über 2,01 Meter haben den deutschen Leichtathleten bei der Hallen-EM in Turin Mut für die Freiluft-WM in Berlin gemacht. Insgesamt gewann das 38-köpfige junge Team zehn Medaillen. "Wir haben heute verdammt viele Medaillen geholt. Das ist ein absoluter Aufwärtstrend", meinte Friedrich mit geballter Faust. "Das hat sich einfach perfekt angefühlt. Ich bin sprachlos und wie von den Socken", jubelte Bayer nach seinem Coup. "Ich habe gedacht, das sind so 8,40 Meter - mit viel, viel Glück." Im letzten Durchgang segelte der 22 Jahre alte Bremer auf schier unglaubliche 8,71 Meter, übertraf damit den zehn Jahre alten Europarekord des Spaniers Yago Lamela um 15 Zentimeter und avancierte zum zweitbesten Hallenspringer hinter Weltrekordler Carl Lewis (USA/8,79 Meter). Weit wie flog auch Routinier Nils Winter mit 8,22 Meter als Zweiter.

"Das Wichtigste ist, dass wir von der bedrückten Stimmung nach Peking weggekommen sind. Die Vorbereitung auf Berlin ist erstmal gut beschritten worden", sagte der neue Bundestrainer Herbert Czingon. Der Mainzer war mit seiner optimistischen Prognose von Medaillen im zweistelligen Bereich zuvor belächelt worden. Bei der WM 2008 unterm Dach in Valencia war der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ganz leer ausgegangen, im Sommer in China hatte es nur einmal Olympia-Bronze durch Speerwerferin Christina Obergföll gegeben. Mit dreimal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze sind die DLV-Athleten zumindest in Europa wieder konkurrenzfähig.

Die internationale Nummer eins im Hochsprung ist die in diesem Winter ungeschlagene Ariane Friedrich. Viel schneller als erwartet war sie am Sonntag ihre größte Rivalin los: Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien), die gemeinsam mit der Frankfurterin mit 2,05 Metern die Weltbestenliste anführt, schied überraschend bereits bei 1,96 Meter aus. Friedrich hatte nach ihrem Sieg mit 2,01 Meter Tränen in den Augen, als sie Trainer Günter Eisinger umarmte. Den Titel widmete sie der in dieser Woche verstorbenen Mutter ihres Trainers. "Das ist echt Wahnsinn", sagte sie zu ihrem ersten internationalen Titel.

Nachdem Titelverteidiger Danny Ecker in der Stabhochsprung-Qualifikation ausschied, machte dies am Samstag seine Leverkusener Vereinskollegin Silke Spiegelburg wett. Die 22-Jährige musste sich in Abwesenheit der Multi-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa nur der Russin Julia Golubtschikowa geschlagen geben. Zwei Wochen nach ihrem 4,71-Meter-Satz in Leipzig schraubte sie den deutschen Rekord noch auf 4,75 Meter. "Ich hab' eine Gänsehaut am ganzen Körper und bin einfach nur glücklich und platt", freute sich Spiegelburg. Anna Battke aus Mainz holte zudem Bronze wie am Sonntag ihr Disziplinkollege Alexander Straub: Der Debütant von der LG Filstal überwand 5,76 Meter. Über Platz drei freute sich auch Kugelstoßer Ralf Bartels. Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen holte mit 21,02 Meter den Titel.

Die vierte deutsche Bronzemedaille gewann 60-Meter-Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim), die hinter der Russin Jewgenia Poljakowa und der Norwegerin Ezinne Okparaebo ins Ziel kam. Bei den Männern dominierte Dwain Chambers. Der Brite, der im Halbfinale mit 6,42 Sekunden Europarekord gelaufen war, siegte im Finale in 6,46 Sekunden. "Das hat sich einfach perfekt angefühlt."

Sebastian Bayer nach seinem Sprung auf 8,71 Meter

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