Radsport-EM in Glasgow Deutsche Rad-Festspiele in Glasgow

Glasgow · Lisa Brennauer und Domenic Weinstein gewinnen EM-Gold in der Einerverfolgung auf der Bahn.

 Lisa Brennauer jubelt über ihren EM-Sieg in der Einerverfolgung auf der Bahn. 16 Stunden später holte sie Bronze im Straßenrennen.

Lisa Brennauer jubelt über ihren EM-Sieg in der Einerverfolgung auf der Bahn. 16 Stunden später holte sie Bronze im Straßenrennen.

Foto: dpa/John Walton

Nach ihrem ersten EM-Gold auf der Bahn, einem guten Abendessen und einem gar nicht so tiefen Schlaf setzte „Track queen“ Lisa Brennauer am Morgen danach sogar noch einen drauf. 16 Stunden Pause reichten der 30-Jährigen, um im Straßenrennen durch Glasgow mit Bronze ihre dritte Medaille binnen drei Tagen zu gewinnen.

Euphorisiert vom Überraschungssieg in der Einerverfolgung gegen die favorisierte Lokalmatadorin Katie Archibald hatte Brennauer auf der Straße noch einmal letzte Kräfte mobilisiert. „Ich war am Abend sehr aufgewühlt, habe nicht gut geschlafen und hatte einen super-schweren Tag. Meine Beine waren leer im Sprint, aber irgendwie hat es noch gereicht zu Bronze“, sagte sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Mit einer starken Mannschaftsleistung hatte das acht Starterinnen große deutsche Team immer wieder Angriffe aus dem Feld gekontert. Die Saarländerin Lisa Klein war in der ersten Hälfte des Rennens in einer Spitzengruppe präsent, dann lange als Solofahrerin auf Platz zwei liegend. Womöglich verbrauchte sie zu früh ihre Kräfte, denn mit dem Rennausgang hatte die Völklingerin nichts zu tun. Klein kam als 48. fast vier Minuten nach der neuen Europameisterin Marta Bastianelli (Italien), der zweitplatzierten Marianne Vos (Niederlande) und Brennauer ins Ziel. Im aufgrund der vielen Attacken bis zum Ende nicht absehbaren Schlusssprint kämpfte sich dann die erfahrene Brennauer, die zweite Kapitänin im deutschen Team neben Lisa Klein, mit letzter Kraft schließlich als Dritte über die Ziellinie – und feierte ihren nächsten emotionalen Höhepunkt.

Vor allem die erste Goldmedaille für eine deutsche Einzelsportlerin nach vier Jahren Bahn-Abstinenz bei den European Championships wird einen besonders exponierten Platz in Brennauers Medaillenschrank bekommen, „weil ich immer genau von diesem Titel geträumt habe“. Einen deutschen Rekord (3:26,879 Minuten) gab es noch obendrauf.

Schon seit der EM-Vorbereitung in Frankfurt/Oder habe ganz einfach die Form gestimmt. „Wenn man mit einem solchen Gefühl zu einem Wettkampf kommt, dann geht vieles leichter“, sagte Brennauer, die bereits am Freitag mit dem deutschen Vierer in der Mannschafts-Verfolgung den dritten Platz belegt hatte. Auch für Bundestrainer Andre Korff waren die Erfolge der Oberallgäuerin keine Überraschung: „Das hatte sich angedeutet, Lisa ist momentan einfach gut drauf.“

Die Erfolge in der schottischen Metropole könnten Brennauer darin bestärken, den Bahnrennen in Zukunft doch wieder mehr Platz einzuräumen. Denn mehrere Jahre konzentrierte sie sich eher auf die Straße, alles andere als erfolglos nebenbei. So wurde Brennauer vor vier Jahren Zeitfahr-Weltmeisterin im Einzel und mit der Mannschaft und fast folgerichtig auch Radsportlerin des Jahres 2014.

Am gestrigen Sonntagabend legte dann auch noch Domenic Weinstein nach. Er gewann die Goldmedaille in der Einerverfolgung über 4000 Meter und bescherte dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) damit die achte Medaille und den zweiten Titel in Glasgow. Der 23-Jährige aus Villingen-Schwenningen schlug im Finale den Portugiesen Ivo Oliveira. Für den Schwarzwälder ist es der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Bronze ging an den Schweizer Claudio Imhof. Die Qualifikation im Sir Chris Hoy Velodrom hatte Weinstein bereits mit deutschem Rekord als Schnellster abgeschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort