Ski-WM in Schweden Das Wochenende der Könige

Åre · Beim Kampf um die WM-Medaillen in der Abfahrt müssen die Deutschen ohne den verletzten Thomas Dreßen auf Kira Weidle hoffen.

 Kira Weidle hat in dieser Saison schon mehrfach mit guten Ergebnissen aufhorchen lassen.

Kira Weidle hat in dieser Saison schon mehrfach mit guten Ergebnissen aufhorchen lassen.

Foto: AP/Giovanni Auletta

( Es wäre seine Strecke gewesen, keine Frage. Drei Jahre lang war Thomas Dreßen, waren die deutschen Abfahrer nach Åre gekommen, um auf dem Areskutan zu trainieren. Im vergangenen März fuhr Dreßen beim Weltcup-Finale im Super-G auf Rang drei und in der Abfahrt auf Rang fünf. Ja, sagte der Kitzbühel-Sieger kurz vor der WM, „ich weiß, dass mir die Strecke gelegen hätte“. Hätte, weil eine Wunderheilung selbstverständlich nicht stattgefunden hat nach seinem Kreuzbandriss im Dezember.

Aber, hat Dreßen betont, „meine Teamkollegen kennen die Strecke auch gut, sie werden sich auch gut verkaufen.“ Josef Ferstl, Dominik Schwaiger und Manuel Schmid, „die können alle super Ski fahren, und wenn sie einen guten Tag haben, können sie da vorne mitfahren“. Nur: Wie weit ist vorne? Tatsache ist: Eine Chance auf eine Medaille an diesem Samstag (12.30 Uhr/ARD und Eurosport) hätte nur Dreßen besessen – auch nicht Andreas Sander, der ja ebenfalls wegen eines Kreuzbandrisses ausfällt. Zumal Ferstl nach Rang sechs im Super-G krank geworden ist.

Eine Hoffnung gibt es freilich für das Königs-Wochenende in Åre: Kira Weidle. Viktoria Rebensburg, selbst mit überschaubaren Chancen am Start, hat die Teamkollegin zur „Geheimfavoritin“ auf eine Medaille bei der Abfahrt der Frauen am Sonntag (12.30 Uhr/ARD und Eurosport) erklärt. Selbst der sonst so skeptische deutsche Alpinchef Wolfgang Maier sagt: „Kira hat das Potenzial, ums Podium mitzufahren.“ Und was erwartet die 22 Jahre alte Starnbergerin? „Am Ende zählen die Medaillenränge – und die werden auch Vollgas attackiert.“

Die nicht so geheimen Favoriten sind andere: Olympiasiegerin Sofia Goggia (Italien), am Dienstag WM-Zweite im Super-G, Titelverteidigerin Ilka Stuhec (Slowenien), die jeweils zweimaligen Saisonsiegerinnen Ramona Siebenhofer und Nicole Schmidhofer (beide Österreich). Aber „die Kira“, sagt Kollegin Meike Pfister, „ist eine coole Socke und scheißt sich nix.“ Cheftrainer Jürgen Graller formuliert es so: „Das Mädel bringt für die Abfahrt alles mit. Sie hat enormes Potenzial. Wenn bei ihr alles zusammenpasst, haben wir mit ihr noch viel Freude.“

Einen Nachfolger für Hansjörg Tauscher, der vor 30 Jahren als bislang letzter deutscher Mann Einzel-Gold bei einer WM gewann, gibt es unter Weidles Teamkollegen nicht. Anwärter auf den Titel ist allen voran Super-G-Weltmeister Dominik Paris (Italien), der am Samstag als Dritter nach Bode Miller (USA/2005) und „Herminator“ Hermann Maier (Österreich/1999) den Titel in beiden Speed-Wettbewerben gewinnen könnte. Die Liste derer, die das verhindern wollen und können, umfasst unter anderem Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr aus Österreich sowie Titelverteidiger Beat Feuz (Schweiz).

Es wird auf alle Fälle sehr emotional zugehen am Wochenende: Es sind die letzten Rennen von Aksel Lund Svindal und Lindsey Vonn. Norwegens Kronprinz Haakon hat sich eigens angemeldet, um seinem Schnee-König am Samstag die Ehre zu erweisen (siehe Text unten), Lindsey Vonn wird sich, wie gewünscht, vor den Augen des legendären Ingemar Stenmark verabschieden. Geplant ist auch, dass Vonn und Svindal am Sonntagabend gemeinsam eine große Abschiedsparty schmeißen.

Bleibt allerdings fraglich, ob alles auch wie geplant vonstatten geht. Das für Freitagmittag angesetzte Training konnte erneut nur vom Start des Super-G gefahren werden. Damit der Weltmeister am Samstag über die komplette Strecke ermittelt werden kann, müssen die Fahrer aber zuvor in einem Training auf allen Teilen der Piste unterwegs gewesen sein. Das war bislang nicht der Fall. Zudem bedroht das Wetter den Wettkampf. „Die nächsten beiden Tage werden wirklich schwierig“, sagte Renndirektor Hannes Trinkl aus Österreich. Am Samstag soll den Areskutan starker Wind umwehen.

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