Tischtennis Deutsche Herren wollen den Titel wieder nach Hause holen

Luxemburg · Tischtennisspieler sind bei der Mannschafts-EM in Luxemburg der große Goldfavorit. Auch Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken ist mit dabei.

() Timo Boll und Co. sind heiß. Zweimal nacheinander haben die deutschen Tischtennis-Profis das Endspiel um die Mannschafts-Europameisterschaft verloren: 2014 gegen Portugal, ein Jahr später gegen Österreich. Vom morgigen Mittwoch bis Sonntag wollen sie sich nun bei der Team-EM in Luxemburg einen Titel zurückholen, auf den sie jahrelang so etwas wie ein Abonnement besaßen.

„Es ist Zeit, den Titel wieder nach Hause zu holen“, sagte die deutsche Nummer eins Dimitrij Ovtcharov. „Bisher galt immer: Wenn Timo und ich in Form waren, haben wir bei allen Großveranstaltungen etwas erreicht.“

Von außen betrachtet, sieht diese Team-EM so aus, als wäre sie aus Versehen in den Terminkalender gefallen. Erst vor dreieinhalb Monaten fand in Düsseldorf eine Weltmeisterschaft statt. Gleich nach den fünf Wettkampf-Tagen in Luxemburg geht es mit der lukrativen T2-Serie in Asien, dem World Cup, der Bundesliga und der Champions League weiter.

Diese Terminhatz ist eine Belastung für Spieler wie Ovtcharov, Boll oder Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken, der ebenfalls zum deutschen Männeraufgebot gehört. Trotzdem kam niemand von ihnen auf die Idee, für diese EM abzusagen. „Emotional waren die schönsten Siege immer die Erfolge mit der Mannschaft. Die Olympia-Medaillen, die EM-Titel – das war vom inneren Gefühl immer emotionaler als meine Einzel-Siege“, sagte Boll.

Die deutschen Herren haben mit ihm die Nummer sechs der Welt im Team, mit Ovtcharov sogar die Nummer vier, mit Ruwen Filus dazu einen Abwehrspezialisten, der sich durch seine Achtelfinal-Teilnahme bei der Heim-WM auf Platz 23 der Weltrangliste verbessert hat – und einen immer gefährlichen Franziska (Platz 53). Zum Vergleich: Keiner der Rivalen aus Portugal, Frankreich oder Schweden hat auch nur einen einzigen Spieler unter den Top 15. Sechs Mal nacheinander gewann die deutsche Mannschaft zwischen 2007 und 2013 den Titel. Diesmal ist sie wieder der große Favorit.

Bei den Damen ist die Ausgangslage etwas komplizierter. Drei Mal in Serie hieß der Team-Europameister zuletzt Deutschland. Die beiden in China geborenen Top-Spielerinnen Han Ying und Shan Xiona dürfen im Gegensatz zur Einzel-WM diesmal auch wieder für ihre neue Heimat spielen. Dem Großteil des deutschen Teams fehlt es jedoch an Länderspiel-Erfahrung: Nina Mittelham ist erst 20 Jahre alt, Yuan Wan genauso. Die WM-Dritte im Mixed, die ehemalige Saarlouiserin Petrissa Solja, fehlt dagegen wegen einer Verletzung am Schlagarm.

Die deutsche Meisterin Kristin Silbereisen ist schwanger. Auch die Weltranglisten-49. Sabine Winter kämpft sich nach einer Blinddarm-Operation erst wieder heran. „Jetzt rechnen sich viele Mannschaften sicher mehr Chancen aus, gegen uns zu gewinnen“, sagt Bundestrainerin Jie Schöpp. „Mir scheint es so, als hätte nach Olympia eine Pechsträhne angefangen. Aber wir fahren trotzdem nach Luxemburg, um gegen jeden zu gewinnen. Wir haben ein gewisses Selbstvertrauen und die Erfahrung, wie man Titel holt.“

Beide Teams müssen sich am Mittwoch und Donnerstag zunächst in einer Vorrundengruppe behaupten. Ab Freitag folgt dann die K.o.-Runde mit Viertelfinale, Halbfinale und Endspiel. Bei den Herren heißen die Gegner Spanien, Kroatien und Weißrussland, bei den Damen Schweden, Ungarn und Kroatien.

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