„Deshalb bin ich hier“

Saarbrücken · Für Christoph Fildebrandt, der vor zwei Wochen aus Dormagen ins Saarland gewechselt ist, gibt es ein großes Ziel: die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Dem ordnet er in Saarbrücken alles unter.

 Schwimmer Christoph Fildebrandt hat die Olympischen Spiele 2016 schon jetzt fest im Blick. Foto: Wieck

Schwimmer Christoph Fildebrandt hat die Olympischen Spiele 2016 schon jetzt fest im Blick. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Christoph Fildebrandt lässt den Blick durch den Vorraum der Mensa der Sportschule in Saarbrücken schweifen, lehnt den lang gestreckten Oberkörper ein wenig zur Seite und schaut um die Ecke: "Wo können wir denn hin? Ich kenne mich noch nicht so gut hier aus." Vor zwei Wochen hat der 24 Jahre alte Schwimmer seinen Wechsel von Bayer Dormagen zur SSG Saar Max Ritter bekannt gegeben. Der Olympia-Teilnehmer und Weltmeisterschafts-Dritte hat sich bewusst für das Saarland entschieden, selbst wenn er dafür ein wenig die Orientierung suchen muss: "Jeder hier hat seine Ziele ganz klar vor Augen. Und so etwas treibt natürlich an, das hatte mir in Dormagen zuletzt gefehlt."

Früh hat er als Kind mit dem Schwimmen angefangen, nebenher noch Handball gespielt, ehe das Talent fürs Wasser unübersehbar wurde. Mit 15 begann er, schon vor der Schule zu trainieren, mit 18 war Fildebrandt Junioren-Weltmeister. Dabei wollte er schon früh auf eigenen Beinen stehen. "Ohne meine Eltern wäre das nicht gegangen. Aber ich habe ihnen gleich gesagt, dass ich nicht will, dass sie immer beim Training dabei sitzen. Da hatte ich damals schon keinen Bock drauf." Er schmunzelt.

Überhaupt lächelt Fildebrandt viel, überraschend viel für einen, der sich selbst so beschreibt: "Extrem motiviert, zielstrebig, ehrgeizig und leistungsorientiert." Doch es ist nicht der verbissene, verzehrende Ehrgeiz, der manch anderen Spitzensportler antreibt, gerade in Individualsportarten. So unverrückbar sein Ziel, die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, den Alltag bestimmt und damit auch die tägliche Schinderei im Becken nach sich zieht, so wenig scheint das Auswirkungen auf den privaten Menschen zu haben. Vielleicht weil er all das gewohnt ist. Früh morgens zwischen sieben und acht geht es ins Wasser. "Für zwei oder zweieinviertel Stunden", dann ein oder zwei Stunden in den Kraftraum, zwei Mal in der Woche folgt eine Behandlung beim Physiotherapeuten, nachmittags dann die nächsten zwei Stunden im Becken. "Sie ist schon voll, so eine Woche."

Fildebrandt hat mit dem Wechsel nach Saarbrücken eine langjährige Bezugsperson verloren. Hat er doch seinen väterlichen Trainer Jürgen Schmitz in Dormagen zurückgelassen, unter dem er zwölf Jahre lang trainiert hat. "Natürlich ist das nicht leicht. Er ist ein super Trainer mit unheimlich viel Erfahrung." Aber letztlich bot das Saarland die besseren Voraussetzungen. "Es sind hier überall kurze Wege", erklärt der 24-Jährige, der nun von Hannes Vitense trainiert wird. Vom Haus der Athleten an der Sportschule, wo er wohnt, ist es gerade einmal eine Minute zu Fuß in die Schwimmhalle. Zudem dürften die Rahmenbedingungen eine Rolle gespielt haben. Hier kann sich der Polizist stärker, als ihm das in Nordrhein-Westfalen möglich gewesen wäre, auf den Sport konzentrieren.

Ab heute findet die deutsche Kurzbahnmeisterschaft in Wuppertal statt. "Mal schauen, was da geht. Ich starte direkt aus dem Training in den Wettkampf." Dabei geht er vor allem auf seinen Nebenstrecken wie den 400 Metern an den Start. Es wird eben vieles untergeordnet im Hinblick auf 2016. "Aber deshalb bin ich ja hier."

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Auf einen BlickBei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Schwimmer in Wuppertal, die heute beginnen und bis zum kommenden Sonntag dauern, gehen diese 17 Athleten des Saarländischen Schwimmbundes insgesamt 41 Mal an den Start: Sarah Bosslet, Jana Glas, Marlene Hüther, Anabel Ivanov, Lisa Mercedes Köhler, Antonia Massone, Lisa Müller, Nele Suthoff, Nicole Weber (alle SSG Saar Max Ritter), Felix Bartels, Moritz Bartels, Christoph Fildebrandt, Lucien Haßdenteufel, Daniel Kober, Patrick Lattwein, Sebastian Lotze und Frank Schmidt (alle SSG Saar Max Ritter). jbö

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